Augsburg gegen Bremen: Das Duell der Unangepassten
Im Spiel gegen Werder Bremen wird es darauf ankommen, ob Max Kruse oder Michael Gregoritsch ihre Leistungen abrufen können. Der Augsburger hat einen Vorteil.
Wenn Manuel Baum über Werder Bremen redet, dann kommt der Trainer des FC Augsburg ohne große Umschweife auf einen Spieler: Max Kruse. Der 29-jährige Offensivspieler steht vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bremen für Baum für die Renaissance des Nordklubs.
„Bremen spielt eine richtig gute Rückrunde. Vor allem mit Ball sind sie extrem flexibel in den vorderen Linien“, sagt er und verweist dann auf Max Kruse und betrachtet ihn „isoliert“. Baum zählt auf: „Der spielt auf der Neun, auf der Zehn, der Acht und der Sechs. Der bewegt sich da relativ frei. In der Hinrunde hat man gemerkt, dass ihnen ein Spieler wie Kruse fehlt.“
Da schien die Werder-Kogge genauso unterzugehen wie das nachgebaute Schiff, das Wahrzeichen der Hanse, Ende Januar 2014. Unter Trainer Alexander Nouri, der Werder in der Vorsaison vor dem Abstieg bewahrte, lief so gut wie alles schief. Die ersten vier Spiele blieb man sieglos, dann brach sich auch noch Max Kruse das Schlüsselbein. 31 Tage musste er pausieren, die Negativserie ging weiter.
Mit Max Kruse steht und fällt das Spiel von Werder Bremen
Erst am zehnten Spieltag gegen den FC Augsburg durfte er von Beginn an wieder ran. Der erste Saisonsieg war zu Hause gegen den FCA Pflicht, es sollte die Trendwende werden. Doch es kam alles anders. Der FCA gewann durch zwei Treffer von Michael Gregoritsch und einen von Alfred Finnbogason mit 3:0. Danach wurde Nouri entlassen und durch den 35-jährigen Florian Kohlfeldt ersetzt. Das Unternehmen Klassenerhalt lief an und nahm mit dem 4:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt, dem ersten Saisonsieg zwei Wochen später, Fahrt auf. Dreifacher Torschütze damals: Max Kruse.
Mit dem gebürtigen Hamburger steht und fällt das Werder-Spiel seit seiner Rückkehr 2016. Etwas pointiert gesagt: Spielt Kruse gut, hat Bremen Erfolg. Hat Kruse eine leichte Erkältung, liegt das Werder-Spiel mit Grippe flach. Er ist der Bremer Spieler, der den Unterschied ausmacht. Das zeigt auch die Statistik: Fünf Tore und sieben Vorlagen hat der extrovertierte Ausnahmefußballer auf seinem Konto. Kruse nimmt kein Blatt vor den Mund und hat auch außerhalb des Platzes schon für genügend Schlagzeilen gesorgt. Seine Passion, das Pokerspiel, lebt er freimütig aus. Auf dem Platz lässt ihm Trainer Kohlfeldt die Freiheit zum Zocken.
Wenn Gregoritsch trifft, gewinnt der FCA
Baum will Kruse im Kollektiv stoppen: „Es wird jetzt keiner hinter ihm herrennen, egal wo er auf dem Platz ist. Wir werden aggressiv gegen ihn verteidigen. Je nachdem, wo er auftaucht, wird von uns jemand dort sein und versuchen, ihn nicht ins Spiel kommen lassen.“
Was bei Bremen Kruse, ist derzeit beim FCA Michael Gregoritsch. Seit dem Ausfall von Alfred Finnbogason ist der 23-Jährige für die wichtigen Tore zuständig. Wenn der Österreicher trifft, gewinnt der FCA. Wie beim 3:0 gegen Eintracht Frankfurt und zuletzt beim 3:1-Auswärtserfolg in Hannover. Da steuerte er gleich zwei Treffer bei. „Er hat sich am Wochenende endlich mal selbst belohnt, weil er die letzten Wochen richtig gute Arbeit geleistet hat, auch gegen den Ball. Nur sind keine Tore für ihn rausgesprungen“, sagt Baum.
Wie Kruse erhält Gregoritsch auf dem Platz auch viele Freiheiten. Wie Kruse hat auch Gregoritsch eine klare Meinung und tut die auch kund. Wie Kruse in Bremen, hat Gregoritsch beim FCA den Spaß am Fußball wieder gefunden. Und wie Kruse ist Gregoritsch Linksfuß.
FC Augsburg: Bremen liegt Michael Gregoritsch
Nominell läuft er derzeit als Finnbogason-Ersatz als Stoßstürmer auf. Doch Baum will das nicht so starr verstanden wissen: „Wenn man es auf die Tore reduzieren würde, ja. Aber man darf es nicht so pragmatisch sehen. Man hat es beim dritten Treffer gesehen, als er aus der Tiefe gekommen ist.“ So können auch Caiuby und Marco Richter mal höher stehen und Gregoritsch kann sich zurückfallen lassen.
Als den Max Kruse des FCA will Baum Gregoritsch aber nicht durchgehen lassen: „Ich finde, wir sollten uns nicht über einen einzelnen Spieler definieren. Was uns heraushebt und für uns wichtig ist, ist das Team.“ Sicher ist der FCA nicht nur Gregoritsch. Da gibt es Spieler wie Caiuby, Baier, Max, Khedira. Aber auch in Bremen könnte Kruse ohne Mitspieler wie Kainz, Gebre Selassie oder den in der Winterpause verpflichteten Rashica nicht glänzen. Dennoch wird wohl das Duell der Torjäger entscheiden. Und da hat Gregoritsch einen Vorteil. In fünf Spielen gegen Bremen erzielte er sechs Treffer, Kruse traf in zwölf Spielen gegen den FCA nur dreimal.
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