Bobadilla verletzt: Rückt jetzt Jonathan Schmid in die Startelf?
Jonathan Schmid profitiert von der Verletzung Bobadillas. In der Bundesligapartie gegen Leipzig scheint der Offensivspieler gesetzt zu sein – trotz einer kuriosen Auswechslung
Wenn ein eingewechselter Spieler während einer laufenden Partie ausgewechselt wird, verheißt dies in der Regel nichts Gutes. Der Trainer vermittelt den Eindruck, mit dem Auftreten des Spielers nicht zufrieden gewesen zu sein. Im Fall von Jonathan Schmid steuerte Dirk Schuster, Cheftrainer des FC Augsburg, sogleich dagegen.
Als Schmid, 26, in der Schlussphase der Begegnung mit Darmstadt vom Platz trottete, empfing ihn Schuster an der Seitenlinie mit offenen Armen. Er flüsterte ihm ins Ohr, dass seine Auswechslung nichts mit seiner Leistung zu tun gehabt habe.
Später begründet der Trainer sein Handeln, wohl wissend, dass dies für einen Spieler eine harte Entscheidung ist: „Das war eine taktische Maßnahme. Wir wollten uns körperlich nicht verkleinern und das Restrisiko bei Standardsituationen minimieren.“ Im Endeffekt, schiebt Schuster hinzu, zählten keine persönlichen Befindlichkeiten, sondern der Erfolg des Teams.
Den Augsburger Neuzugang wegen unbefriedigenden Arbeitsnachweises vom Rasen zu holen, dafür gab es keinen Anlass. Nach seiner Einwechslung für den schwer an der Schulter verletzten Raúl Bobadilla deutete Schmid in etlichen Situationen an, worin seine Stärken liegen.
Schmid könnte bedeutend werden
Manager Stefan Reuter, der den Außenbahnspieler kurz vor Ende der Transferfrist für geschätzte 5,2 Millionen Euro von der TSG Hoffenheim geholt hat, zeigt sich zufrieden. „Wie er am einen oder anderen mit Tempo vorbeigezogen ist und die Schusschance gesucht hat, da können wir uns richtig auf Offensivqualität freuen“, sagt Reuter.
Viel fehlte nicht, dann hätte sich Schmid sogleich mit einem Treffer eingeführt. Nur der Umstand, dass sein strammer Schuss kurz vor der Pause zu zentral aufs Tor flog, verhinderte den Einschlag im Darmstädter Tor. „Einen halben Meter seitlich hat der Torwart keine Chance, weil er den super auf dem Schlappen hatte“, erklärt Reuter.
Schmid könnte in den kommenden Wochen für den FC Augsburg bedeutend werden. Der Bundesligist plagt sich mit enormem Verletzungspech, kaum ein Aufeinandertreffen verstreicht dieser Tage, ohne dass sich ein Stammspieler schwerer verletzt. Nach Caiuby und Kohr erwischte es gegen Darmstadt Bobadilla. Reuter meint, man müsse das Beste aus dieser Situation machen, andere Spieler bekämen nun ihre Chance.
Der drohende Konkurrenzkampf im Augsburger Kader hat sich entschärft. Auf der linken Angriffsseite hat sich Dong-Won Ji festgespielt. Der Südkoreaner zeigt ansteigende Form, nachdem er in der Rückrunde und vor dem Ausfall Caiubys eine untergeordnete Rolle spielte.
In der Zentrale profitiert Gojo Kacar, die Planstelle rechts offensiv besetzt Schmid. Sein Einsatz gegen RB Leipzig gilt als wahrscheinlich (Freitag, 20.30 Uhr/Sky), für Schmid wäre es der erste Einsatz im FCA-Trikot von Beginn an.
Ansprüche stellt der gebürtige Straßburger mit Wurzeln im Elsass jedoch nicht. Er übt sich in Bescheidenheit, gibt Statements ab, die jedem Verantwortlichen gefallen. „Es gibt genug Spieler in unserem Kader, die rechts außen spielen können. Jetzt muss ich Gas geben, damit ich spielen kann“, beteuert er.
Schmid noch nicht bei 100 Prozent
Schmid will sich stetig steigern, um wieder an die Form vergangener Tage anzuknüpfen, als er im Trikot des SC Freiburg für Furore sorgte. Bei der TSG Hoffenheim stagnierte seine Karriere, Trainer Julian Nagelsmann setzte Schmid lediglich zweimal als Einwechselspieler ein.
Daher sei es nicht so einfach gewesen, von der Ersatzbank aus sofort in das Spiel zu finden, beschreibt Schmid. „Weil ich in Hoffenheim nicht so oft gespielt habe, fehlt mir etwas der Rhythmus. Den braucht jeder Spieler.“
Schmid gesteht, noch nicht bei hundert Prozent zu sein, in den Trainingseinheiten wolle er noch intensiver arbeiten, wolle er noch fitter werden. Körperliche Fitness ist die Voraussetzung, um taktische Vorgaben umzusetzen. Schmid muss sich wie seine Mitspieler an das System Schuster gewöhnen. In Hoffenheim war er es gewohnt, in eigenem Ballbesitz für den nachrückenden Außenverteidiger Platz zu machen und in die Spielfeldmitte zu ziehen. Weil Schuster zurückhaltender agieren lässt und Rechtsverteidiger Paul Verhaegh nur noch selten nach vorne drängt, hält Schmid seine Position rechts außen. „Das ist aber okay für mich“, sagt Schmid.
Gegen Leipzig könnte ein Mittel zum Erfolg sein, den Franzosen mit Steilpässen in Szene zu setzen. Vielleicht folgt auf die Startelfpremiere dann die Torpremiere.
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