Der FC Augsburg entwickelt sich zum "Trainerkiller"
Nach einer Niederlage gegen den FC Augsburg nahmen seit der Rückkehr in die beiden Bundesligen zehn Trainer ihren Hut. Ein Topwert. Besonders ein Verein reagierte auf FCA-Erfolge.
Der FCA entwickelt sich nach seiner Rückkehr in den bezahlten Fußball 2006 immer mehr zum „Trainerkiller“. Markus Kauczinski, 46, war der zehnte Cheftrainer, der nach einer Niederlage gegen den FC Augsburg seit dessen Zweitliga-Aufstieg seinen Job verlor.
Kauczinski musste schon einmal nach einer Niederlage gegen den FCA seinen Posten räumen. Doch in der Saison 2010/2011 stand das schon vor dem Spiel fest. Kauczinski, damals U-23-Trainer des Karlsruher SC, war nach der Entlassung von Markus Schupp interimsweise eingesprungen. Da er noch nicht die vorgeschriebene Fußballlehrer-Lizenz besaß, war für ihn nach dem 13. Spieltag in Augsburg am 21. November Schluss. Der FCA gewann 3:1 (Tore: Werner, Oehrl, Thurk). Wenige Tage später wurde Uwe Rappolder als neuer KSC-Trainer präsentiert.
Mit zehn Trainern (Interimstrainer ausgeschlossen), die seit 2006 nach Niederlagen gegen den FCA ihren Job verloren, ist der FCA nach Recherchen unserer Zeitung in diesem Zeitraum der Spitzenreiter der Jobkiller. Der VfL Bochum (acht Trainer) folgt auf Platz zwei. Nur vier Trainer wurden in diesem Zeitraum nach einer Niederlage gegen den FC Bayern entlassen, nur sechs waren es nach Pleiten gegen Borussia Dortmund.
Ein FCA-Betroffener war im November 2014 auch Armin Veh. Der gebürtige Augsburger ist jetzt TV-Experte beim TV-Sportsender Sport1. Veh erklärte dazu am Sonntag im Talkformat „Doppelpass“: „Man muss sagen, dass der FC Augsburg ja wirklich ein Trainerkiller ist. Wie viele Trainer nach einem verlorenen Spiel gegen Augsburg schon entlassen worden sind – inklusive mir –, das ist schon Wahnsinn.“ In der Bundesliga waren es vier, in Liga zwei sechs.
Warum ist das so? FCA-Manager Stefan Reuter, lieferte in der gleichen Sendung folgende Erklärung. „Offensichtlich heißt es in den Führungskreisen der Klubs immer: Also, wenn wir gegen Augsburg verlieren, dann müssen wir den Trainer entlassen“, kokettierte er ein wenig mit der Rolle des Underdogs.
Die Bilanz des FC Augsburg
Saison 06/07 Am 26. Spieltag gelang dem Zweitliga-Aufsteiger ein historischer Sieg in der Münchner Allianz-Arena. Vor rund 40 000 mitgereisten Augsburger Fans gewann der FCA am 18. März 2007 gegen den TSV 1860 München mit 3:0. Die Torschützen Leonhard Haas, Axel Lawarée und Patrick Mölzl verwandelten die Münchner Arena in ein Augsburger Tollhaus. Für 60-Trainer Walter Schachner, 59, war es das letzte Spiel. Die Schmach gegen den FCA kostete dem Österreicher den Job. Marco Kurz übernahm. Am Ende der Saison hatte Trainer Rainer Hörgl den FCA auf Rang sieben geführt, mit vier Punkten Vorsprung auf die Löwen.
Saison 07/08 Am 14. Spieltag gewann der FCA zu Hause gegen Alemannia Aachen mit 1:0 (Tor Roland Benschneider). Eine Niederlage zu viel für Aachens damaligen Trainer Guido Buchwald, dem Weltmeister von 1990. Nur drei Spieltage später kegelte Loose Valdas Ivanauskas beim FC Carl Zeiss Jena aus dem Amt. Der FCA hatte am 16. Dezember in Jena durch Tore von Elton da Costa und Frolayn Ledezma 2:1 gewonnen. Sechs Tage später flog Ivanauskas. Den Treffer für Jena hatte übrigens ein gewisser Nils Petersen (jetzt Freiburg) erzielt.
Saison 09/10 Nach einer Saison Pause schlug der FCA (Trainer war Jos Luhukay) wieder zweimal zu. Einmal im DFB-Pokal, einmal in der Liga. Nach der 0:5-Pleite im Achtelfinale (21. Oktober) verlor Peter Neururer beim MSV Duisburg seinen Job. Michael Thurk, Uwe Möhrle, Sandor Torghelle und Marcel Ndjeng hatten für den FCA getroffen, ein Tor steuerte der MSV selbst bei. Sechs Tage später wurde Neururer entlassen. Der FCA kam bis ins Pokal-Halbfinale (1:2 in Bremen). Zuvor hatten die Augsburger aber am 23. Spieltag noch Andreas Zachhuber bei Hansa Rostock ins Aus gespielt. 1:0 gewann der FCA am 20. Februar durch ein Tor von Nando Rafael. Zwei Tage später war Hansas Trainer beurlaubt.
Saison 10/11 Als Tabellenletzter reiste Christian Ziege mit Arminia Bielefeld am 11. Spieltag zum FCA. Der FCA gewann an diesem 6. November 3:0 (Tore: zweimal Hain, Rafael). Ziege war seinen Job los, Nachfolger wurde Ewald Lienen. Am Ende der Saison hatte Trainer Jos Luhukay den FCA als Zweiter hinter Hertha BSC erstmals in die Bundesliga geführt, Bielefeld hatte der Trainerwechsel nichts genützt, sie stiegen als Letzter ab.
Saison 13/14 Erstmals wurde ein VfB-Trainer Opfer des FCA. Bruno Labbadia musste schon nach dem dritten Spieltag nach einer 1:2-Niederlage (Tore: Altintop, Callsen-Bracker) beim FCA gehen. Sein Nachfolger war Thomas Schneider. Der hielt aber nur bis zum 24. Spieltag durch, den Klassenerhalt sicherte sich der VfB mit Huub Stevens.
Saison 14/15 Der Niederländer machte dann Rückkehrer Armin Veh Platz. Der gebürtige Augsburger war mit dem VfB 2009 deutscher Meister geworden. Doch beim zweiten Anlauf passte die Chemie nicht mehr. Am 12. Spieltag (23. November) hatte der FCA durch einen verwandelten Foulelfmeter von Paul Verhaegh 1:0 in Stuttgart gewonnen. Daraufhin trat Armin Veh zurück. Der VfB, Tabellenletzter, holte wieder Stevens als Retter. Und der lieferte wieder. Der VfB hielt mit Ach und Krach die Liga, Markus Weinzierl zog mit dem FCA als Fünfter in die Europa League ein.
Saison 15/16 Am 13. Spieltag (21. November) besiegelte der FCA mit einem 4:0-Sieg in Stuttgart das Schicksal von Alexander Zorniger. (Tore: Esswein, Callsen-Bracker, Koo und ein Eigentor). Der FCA war als 17. zum 16. Stuttgart gereist. Drei Tage nach der Niederlage wurde Zorniger von Jürgen Kramny abgelöst. Zorniger war der dritte VfB-Trainer, den der FCA und Markus Weinzierl aus dem Amt befördert hatte.
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Sehr gute Recherche! So einige sind einem dann doch entfallen im Laufe der Zeit, die dadurch alle wieder ins Gedächtnis kamen.
Danke!