Bekommt Stürmer Dong-Won Ji die Chance zum Neustart?
Trainer Manuel Baum erteilt dem Werben des SV Darmstadt 98 eine Absage. Auch weil er nicht weiß, wann er mit Alfred Finnbogason und Julian Schieber rechnen kann.
Als Zweitligist SV Darmstadt 98 im Januar beim FC Augsburg anfragte, ob man Dong-Won Ji ausleihen dürfe, hatte man beim Bundesligisten nichts dagegen. Zu übermächtig schien mit Alfred Finnbogason, Sergio Córdova, Marco Richter und Michael Gregoritsch die Konkurrenz in der Offensivabteilung. Für Darmstadt-Trainer Dirk Schuster, der Ji aus seiner FCA-Zeit ja bestens kannte, erwies sich der Südkoreaner als Glücksgriff. Ji trug mit zwei Toren und viel Einsatz maßgeblich dazu bei, dass Darmstadt die Klasse hielt. Kein Wunder, dass das Werben von Schuster nach dem Ende der Leihe nicht enden wollte: „Sollte es irgendeinen Weg geben, werden wir nichts unversucht lassen.“
Warum Dong-Won Ji jetzt die Chance zum Neustart bekommt
Doch es wird keinen Weg geben. Der FCA braucht Ji selber. Denn in der Offensivzentrale, bei den Stoßstürmern, herrscht derzeit Personalmangel. Sowohl Alfred Finnbogason, 29, als auch Neuzugang Julian Schieber, 29, fallen schon seit Wochen aus. „Für mich war das eh nur ein Medienthema. Nach innen hin gab es nie das Bestreben, Ji abzugeben“, erklärte FCA-Trainer Manuel Baum am Mittwoch nach dem Vormittagstraining. „Er macht eine richtig gute Vorbereitung. Das Einzige, was ihm gerade fehlt als Neuner, ist das Sahnehäubchen, ein Tor.“ Baum schiebt allen Wechselgerüchten einen Riegel vor: „Mit dem Thema Ji und irgendwo anders hin, habe ich mich überhaupt nicht beschäftigt.“
Wohl auch, weil noch nicht abzusehen ist, wann Schieber und Finnbogason wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren werden. Bei Schieber musste Mitte Juli im Knie ein freier Gelenkkörper entfernt werden. „Julian ist dem Rehazeitplan sogar schon ein wenig voraus. Er wird in der Hessingpark-Clinic behandelt und kann dort schon laufen und Rad fahren. Wann er aber auf den Platz kann, ist schwer zu sagen.“
Ähnlich zurückhaltend gibt sich Baum auch im Fall Finnbogason. Die Verletzungen des Isländers entwickeln sich langsam zu einer unendlichen Geschichte. Von Oktober 2016 bis März 2017 fiel er wegen einer Schambeinentzündung aus. Jetzt verpasste der Mittelstürmer fast die gesamte Rückrunde wegen einer Wadenverletzung.
Erst in den letzten vier Spielen kehrte er zurück. Doch schon bei den Partien gegen Mainz, Hertha, Schalke und Freiburg sollen sich wieder Probleme, diesmal mit seiner Patellasehne, eingestellt haben. Für die erste Weltmeisterschaftsteilnahme seines Landes biss Finnbogason aber auf die Zähne. Die Sehne hat sich dabei allerdings entzündet.
Verletzung: Trainer Baum will Finnbogason noch Zeit geben
Baum sieht das mit gemischten Gefühlen. Ein WM-Teilnehmer ist gut für das Vereins-Image, doch die sportliche Rechnung muss nun er zahlen. „Ich habe eigentlich gedacht, er sei während der WM schmerzfrei gewesen. Er hat aber trotzdem aufgrund der Saison immer wieder noch kleinere Probleme gehabt.“ Die hätten sich nach der WM aber nicht verflüchtigt. „Er hat sich behandeln lassen und alles versucht, dass er wieder hundert Prozent fit wird. Aber es hat nicht funktioniert. Deshalb wollen wir Alfred jetzt einfach die Zeit geben, dass er sich zu hundert Prozent auskuriert und das nicht wieder etwas auftritt.“
Nachkarten will Baum aber nicht: „Die WM ist das größte Ereignis in Island gewesen. Und es war schlüssig, dass er mitfährt, weil er ja auch die letzten Spiele für uns gemacht hat.“ Wie wichtig Finnbogason für den FCA ist, zeigt ein Blick auf die Statistik. Wenn Finnbogason in der Vorrunde spielte, holte der FCA 23 Punkte. In der Rückrunde gewann die Mannschaft ohne ihn nur zwölf Zähler. Wie lange Finnbogason fehlen wird, darauf will sich Baum nicht festlegen lassen. Es wird wohl noch ein paar Wochen dauern.
Das DFB-Pokalspiel am Sonntag (15.30 Uhr) beim hessischen Regionalligisten TSV Steinbach kommt auf jeden Fall zu früh. Wie auch für die angeschlagenen Konstantinos Stafylidis (Muskelprobleme), Jan Moravek (Rücken) und Ja-Cheol Koo (Zerrung), die am Mittwochvormittag nur individuell trainieren konnten.
Wer Finnbogason beim Viertligisten ersetzen wird, wollte Baum noch nicht verraten. Es wird sich wohl zwischen Dong-Won Ji und Sergio Córdova entscheiden, wobei Ji nach den ersten Eindrücken der Trainingswoche die besseren Karten haben wird. Überhaupt ist seine Position auf einmal gestärkt. Sein Vertrag beim FCA läuft am Ende der Saison aus. Sollte er überzeugen, stehen dem 27-jährigen Ji alle Optionen offen.
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