FCA-Manager Reuter: „Die Mischung muss stimmen“
FCA-Manager Stefan Reuter spricht im Interview über die Schwerpunkte bei den derzeit laufenden Vertragsverhandlungen, aber auch über seinen Zwiespalt beim Champions-League-Finale.
Was haben Sie gedacht, als Sie gelesen haben, dass Werder Bremen an Markus Weinzierl interessiert sei?
Reuter: Derzeit komme ich nicht zum Zeitunglesen. Aber der Trainer hat mich vorab informiert, dass er von der Bild-Zeitung angerufen worden sei. Er hat mir versichert, da sei nichts dran, und er freut sich, Trainer in Augsburg zu sein. Damit ist das Thema erledigt.
Werden Sie sich jetzt öfters mit solchen Spekulationen beschäftigen müssen?
Reuter: Das halte ich nicht für ausgeschlossen. Wir haben in der vergangenen Saison auf uns aufmerksam gemacht. Da ist es klar, dass der eine oder andere interessant ist. Wir wollen hier aber als Team weiterarbeiten, um den FCA in der Bundesliga zu etablieren.
Was für Schlüsse haben Sie aus Ihrer Saisonanalyse gezogen?
Reuter: Die Analyse ist noch nicht 100-prozentig abgeschlossen, es ist noch verfrüht, darüber etwas zu sagen. Das können wir vielleicht im Laufe der Vorbereitung machen.
Sie haben mit Manninger, Reinhardt, Koo und Ji ein Quartett, das der Trainer gerne behalten würde. Wie ist der Stand der Verhandlungen?
Reuter: Da halte ich es wie immer. Es laufen Gespräche, aber in dem einen oder anderen Fall ist es extrem schwer oder fast unmöglich. Ich will es nicht jeden Tag kommentieren. Wir versuchen Dinge zu realisieren, die möglich sind für den FCA. Aber wir werden wirtschaftlich vernünftig arbeiten.
Der Trainer will seine personellen Planungen nach Koo und Ji ausrichten…
Reuter: Bisher haben wir in beiden Fällen noch keine Einigung erzielt.
Und bei Manninger und Reinhardt?
Reuter: Es laufen Gespräche, aber es gibt keine Wasserstandmeldungen.
Der Gesamtetat in der kommenden Saison beläuft sich auf rund 40 Millionen Euro, für den Lizenzspielerbereich stehen etwa 19 Millionen Euro zur Verfügung. Gibt es da für Sie als Manager genügend Handlungsspielraum?
Reuter: Dass wir einer der Vereine mit dem niedrigsten Budget der Liga sind, war mir schon vor meinem Amtsantritt bewusst. Ich trage das mit. Wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen, das Optimale herauszuholen und uns Jahr für Jahr weiterentwickeln.
Reicht dafür die Qualität der Spieler oder brauchen Sie Verstärkungen?
Reuter: Wir werden auf alle Fälle als Zielsetzung in der kommenden Saison den Klassenerhalt ausgeben. Nun müssen wir eben schauen, dass wir einen guten Kader zusammenstellen, dass wir vielleicht die eine oder andere Verstärkung bekommen. Aber ich bin lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass sich das sehr lange ziehen kann. Manchmal bekommt man Verstärkungen auch erst im Laufe der Vorbereitung. Da dürfen wir jetzt auch nicht unruhig und nervös werden.
Es gibt ja Spieler, die in der vergangenen Saison die Erwartungen nicht erfüllt haben, wie Aristide Bancé, Milan Petrzela oder Andreas Ottl. Versuchen Sie, diese Spieler abzugeben?
Reuter: Ich werde nie über Spieler von uns sprechen, die noch unter Vertrag sind. Wenn Akteure unzufrieden sind, oder wenn wir auch dieser Meinung sind, dann werden wir das Gespräch suchen, aber das wird nie öffentlich stattfinden.
Am Samstag ist das Champions-League-Finale. Wie sind Ihre Erinnerungen an Wembley?
Reuter: Im neuen Stadion habe ich nicht gespielt. Aber im alten habe ich im Halbfinale bei der Europameisterschaft 1996 einen Elfmeter verwandelt.
Ihr Herz schlägt für den BVB, oder?
Reuter: Ich bin da im Zwiespalt. Ich habe für beide Vereine gespielt und habe auch noch zu beiden ein sehr gutes Verhältnis. In Dortmund war ich zwölf Jahre, habe die Champions League und den Weltpokal gewonnen, das ist sicherlich etwas Besonderes. Andererseits lebe ich in München. Ich werde wohl im Stadion sein und mir das Spiel relativ neutral anschauen.
Hat Deutschland derzeit Spanien und England überholt?
Reuter: Wir sind absolut auf Augenhöhe. Die gute Nachwuchsarbeit zahlt sich aus. Aber wir dürfen nicht nachlässig werden. Die größten Fehler macht man im Erfolg.
Wie meinen Sie das?
Reuter: Wir müssen in der Bundesliga die jungen Spieler weiterentwickeln. Wir in Augsburg sind auch ein Verein, der jungen Spielern die Möglichkeit gibt, sich in der Bundesliga zu zeigen und zu etablieren.
Ist das auch ein Anforderungsprofil an mögliche Neuzugänge: jung, deutsch, entwicklungsfähig. Oder reicht das Potenzial auch für Profis, die sich schon in der Bundesliga bewiesen haben?
Reuter: Die Mischung muss einfach stimmen. Das werden wir weiter versuchen, ausgewogen zu gestalten.
Gibt es Positionen, wo Sie sagen, da müssen wir aktiv werden?
Reuter: Ich werde keine Positionen nennen. Wenn wir jemand hinzuholen, werden Sie sehen, wo wir glauben, etwas tun zu müssen. Aber das werde ich im Vorfeld nicht äußern.
In England treffen jetzt die beiden finanzstärksten deutschen Mannschaften aufeinander und die Einnahmen werden durch die Champions League ja immer größer. Haben Sie nicht etwas Angst, dass es in der Bundesliga bald eine Dreiklassengesellschaft geben wird, wie in Spanien oder England?
Reuter: Da muss man schon aufpassen. Man muss sich Gedanken machen, wie man die Ausgeglichenheit in der Bundesliga, die ja immer ein Pluspunkt war und ist, erhalten kann. Wir haben die Zentralvermarktung, und da muss man schauen, dass ein gewisser Solidaritätsgedanke in der Liga erhalten bleibt.
Das Interview führten Robert Götz und Herbert Schmoll
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