Taktikwechsel in der Halbzeit: Wie Schmidt in Freiburg umstellte
Zu Beginn kam der SC Freiburg deutlich besser ins Spiel. Erst durch eine taktische Umstellung zur Halbzeit bekam der FCA mehr Zugriff aufs Spiel.
Wer Christian Streich, 54, und Martin Schmidt, 52, so über den Rasen im Schwarzwaldstadion schlendern sah – der Freiburger Trainer hatte freundschaftlich den Arm um seinen Augsburger Kollegen gelegt – hätte nicht darauf schließen können, dass sich die Trainer vorher über 90 Minuten mit allen möglichen taktischen Finessen beharkt hatten.
Dass sich ihre Teams 1:1 trennten – ein besseres Ergebnis hätte es fast nicht geben können. Ein Punkt für den SC Freiburg, ein Punkt für den FC Augsburg. Schmidt und Streich – zwei Trainer, die miteinander können.
Natürlich trauerte Streich den beiden Pfostentreffern in der Schlussphase durch Nicolas Höfler (86.) und Nils Petersen (88.) nach, doch so wirklich ärgerte er sich nicht darüber. "Diesmal waren wir aber nicht so effizient. Von daher bin ich nicht zufrieden mit dem Ergebnis, aber wir leben mit dem Punkt." Mit anderen Worten hatte wenige Minuten zuvor Martin Schmidt den gleichen Inhalt verpackt: "Das Spiel hatte zwei Gesichter. Zur Pause war es ein glückliches Unentschieden. Bis zur 85. Minute war es gerecht, dann ist es auf die Freiburger Seite gekippt. Aber wir sind mit dem Punkt zufrieden."
Zu Beginn ging die Freiburger Taktik gegen den FCA besser auf
25 Minuten schien es allerdings so, als würde der Tabellendritte die Augsburger aus dem Stadion schießen zu wollen. Wieder einmal. Sechs von sieben Auswärtsspielen in der Bundesliga hatte der FCA in Freiburg verloren. Beim achten, dem ersten unter seiner Regie, setzte Schmidt auf die gleiche Ausrichtung wie beim 2:1-Sieg gegen Frankfurt. Denn der SC Freiburg agierte wie die Hessen mit einer Dreierkette. Dagegen hatte Schmidt ein 4-4-2-System verordnet. Doch Streichs Taktik ging zunächst besser auf. Während Schmidt seine Mannschaften auf schnelles, damit auch störanfälliges Umschaltspiel trimmt, setzt Streich mehr auf Ballbesitz und kontrollierten Spielaufbau.
Seit acht Jahren prägt er nun diesen Spielstil in Freiburg, in seiner Startelf stand bis auf den Ex-Augsburger Jonathan Schmid kein Neuzugang. Schmidt ist hingegen erst seit fünf Monaten in Augsburg im Amt und hatte gleich sechs neue Spieler zum Anpfiff aufgeboten. Kein Wunder, dass die Freiburger nach ihrem formidablen Saisonstart mit viel Selbstvertrauen loslegten und durch den Treffer von Luca Höler (24.) verdient mit 1:0 führten. "Spitzenreiter! Spitzenreiter!", skandierten die SC-Fans kurzzeitig mit Blick auf die Live-Tabelle.
Den rund 1500 FCA-Fans unter den 23.800 Zuschauern schwante Böses. Doch dann veränderte Schmidt schon während des Spiels das Anlaufverhalten und plötzlich bekam der FCA das Spiel besser in den Griff. Der 1:1-Ausgleich in der 39. Minute ausgerechnet durch den Ex-Freiburger Florian Niederlechner nach einer der seltenen flüssigen FCA-Kombinationen hatte sich die Minuten zuvor schon angedeutet.
Die kommenden Gegner des FC Augsburg haben es in sich
In der Halbzeit zeigte Schmidt noch eine Videosequenz und ein paar Kniffe am Taktikboard, die passten. Nach dem Wechsel kontrollierte der FCA unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw die Partie, ohne selbst groß gefährlich zu werden. Da half es auch nichts, dass Streich auf ein 4-4-2 umstellte. Die Intensität blieb zwar hoch, doch Torchancen blieben bis zu den furiosen Schlussminuten Mangelware. "Daheim gewonnen, auswärts ein Pünktchen – wir können damit leben", bilanzierte Schmidt mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Leverkusen, Gladbach, Bayern, Wolfsburg, Schalke lauten die namhaften Gegner. Seinen Kollegen Christian Streich bat er da um einen Freundschaftsdienst. "Es ist schön, euch da vorne zu sehen. Gebt Gas, nehmt denen da hinten schön die Punkte weg. Dann werden wir irgendwann auch in der Mitte landen." Weder Streich lässt sich von den bisher erreichten zehn Punkten blenden noch sich Schmidt durch die fünf beängstigen. Beide Trainer wissen, was sie wollen: Eine sorgenfreie Saison im Niemandsland der Tabelle – die beiden verstehen sich eben.
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