FCA bildet aus, Spieler haben woanders Erfolg: Diese Talente sind auf Wanderschaft
Plus Der FC Augsburg legt viel Wert auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Doch die meisten müssen den Verein wechseln, um im Profibereich Erfolg zu haben.
Ioannis Gelios stand bis zum 13. Januar nicht allzu sehr im Rampenlicht des deutschen Profi-Fußballs. Dies änderte sich aber für den Torhüter des Zweitligisten KSV Holstein Kiel schlagartig, als der 29-Jährige in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München im Elfmeterschießen den Strafstoß von Marc Roca hielt. Als dann Fin Bartels für Kiel zum 8:7-Endstand nach Elfmeterschießen verwandelte, war die Sensation perfekt. Und jetzt im Achtelfinale hielt der gebürtige Augsburger beim 7:6-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen den SV Darmstadt wieder zwei Elfmeter. Der 29-Jährige ist nur einer von über ein Dutzend Fußballprofis, die ihren fußballerischen Feinschliff im Nachwuchsleistungszentrum des FCA erhalten haben, nun aber bei anderen deutschen Profi-Vereinen spielen. Wir zeigen im Überblick, wie es den Ex-FCA-Talenten nun anderswo ergeht.
Diese FCA-Talente spielen jetzt bei anderen Vereinen in der 1. Bundesliga
- Erik Thommy (26, VfB Stuttgart) Der gebürtige Ulmer galt lange als der ideale offensive Außenbahn-Spieler beim FCA. Doch ging es ihm beim Bundesligisten mit seinen Einsätzen nicht schnell genug. Vertragsverhandlungen scheiterten, darum verkaufte ihn der FCA zum 1. Januar 2018 an den VfB Stuttgart. Nach einer Zwischenstation bei Fortuna Düsseldorf kehrte Thommy nach dem Bundesliga-Aufstieg des VfB zurück. Im September zog er sich eine komplizierte Ellenbogenfraktur zu. Am 23. Januar feierte er beim 1:2 des VfB in Freiburg sein Comeback. Und plötzlich buhlten Schalke, Mainz und Düsseldorf um den Rechtsaußen. Doch Thommy bleibt beim VfB. Sein Vertrag dort läuft bis Sommer 2022.
Diese Spieler arbeiten nach Ausbildung beim FC Augsburg für Klubs der 2. Bundesliga
- Ioannis Gelios (29, Holstein Kiel) Sieben Jahre stand der Deutsch-Grieche beim FCA im Bundesliga-Kader, ohne eine Minute zu spielen. Beim FCA gehörte er irgendwie zum Inventar, ohne, dass man ihn die Bundesliga zutrauen würde. Und auch er selbst schien mit seiner Rolle als Nummer drei zufrieden. Dann wechselte er im Sommer 2018 zum Drittligisten Hansa Rostock und sein Leben als „richtige“ Nummer eins begann. Seit Sommer 2019 spielt er nun in Kiel (Vertrag bis 2022) und dort im Norden entwickelte er anscheinend nun auch den richtigen Biss im Konkurrenzkampf. Zu Beginn der Saison profitierte er auch von einer Sars-CoV-2-Infektion seines Kollegen Thomas Dähne. Dadurch holte er sich seinen Stammplatz zurück und glänzt nicht nur im Pokal. Derzeit ist Kiel punktgleich hinter dem VfL Bochum Dritter. Ein Aufstieg ist in Reichweite und vielleicht bekommt Gelios dann mit Holstein, was ihm beim FCA verwehrt geblieben ist: seinen ersten Bundesliga-Einsatz.
- Florian Kastenmeier (23, Fortuna Düsseldorf) Dem gebürtigen Regensburger gelang es im Sommer 2016 nicht, in den Bundesliga-Kader zu kommen. Nach einem Jahr in der U23 wechselte er 2017 zum VfB Stuttgart II. Im Juli 2019 unterschrieb er dann beim Bundesliga-Aufsteiger Fortuna. Die richtige Entscheidung. In der Rückrunde wurde er zum Stammtorhüter, auch weil Leihspieler Zack Steffen (zurück bei Manchester City) Verletzungspech hatte. Kastenmeier gewann das Duell gegen Michael Rensing und ist auch nach dem Abstieg Fortunas Nummer eins. Vor wenigen Wochen wurde er nicht nur zum ersten Mal Vater, sondern er verlängerte bei der Fortuna auch bis 2024.
Fortuna Düsseldorf will FCA-Leihspieler Kevin Danso fest verpflichten
- Kevin Danso (22, ausgeliehen an Fortuna Düsseldorf) Seit Sommer 2019 ist der Innenverteidiger auf Wanderschaft. Beim FCA (Vertrag bis 2024) bekam er aus seiner Sicht zu wenig Spielpraxis. Zuerst versuchte er sich in der Premiere-League beim FC Southampton, im Sommer ließ er sich für ein Jahr nach Düsseldorf ausleihen. Nach Anlaufschwierigkeiten hat er sich einen Stammplatz erkämpft. Die Fortuna würde den österreichischen Nationalspieler gerne fest verpflichten.
- Simon Asta (20, SpVgg Greuther Fürth) Der rechte Verteidiger gab schon als 17-Jähriger in der Saison 17/18 sein Bundesliga-Debüt für den FCA. Damit ist er der jüngste Bundesligaspieler des FCA. Sein Weg schien vorgezeichnet, doch ein Kreuzbandriss in Wintertrainingslager Anfang 2020 warf ihn weit zurück. Über die U23 sollte er sich wieder herantasten, doch als im Oktober das Angebot von Zweitligist Fürth kam, einigten sich der FCA, Asta und Fürth auf einen Wechsel. Am 26. Januar bereitete er bei seinem zweiten Spiel für Fürth gegen Osnabrück den 1:0-Siegtreffer vor.
Marco Thiede kämpft mit dem Karlsruher SC um den Bundesliga-Aufstieg
- Marco Thiede (28, Karlsruher SC) Der gebürtige Augsburger ist beim Zweitligisten als rechter Verteidiger gesetzt. Er stand bei allen 19 Punktspielen in dieser Saison in der Startelf. Der KSC hat als Fünfter nur noch vier Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Als 12-Jähriger kam Thiede zum FCA, sein einziges Pflichtspiel absolvierte er am 25. November 2011 beim 1:0-Auswärtssieg in der 2. Runde im DFB-Pokal bei RB Leipzig.
- Choma Okoroji (23, SC Paderborn) Der Engländer kam 2015 vom FC Bayern zu den FCA-A-Junioren. Im Sommer 2017 wechselte der Linksverteidiger zum SC Freiburg. Der lieh ihn zuerst zu Jahn Regenburg und jetzt zum SC Paderborn aus. Beim Bundesliga-Absteiger absolvierte er bisher elf Punktspiele.
Diese Ex-FCA-Spieler sind jetzt bei Vereinen in der Dritten Liga - zum Teil leihweise
- Maurice Malone (20, ausgeliehen an SV Wehen Wiesbaden) 18 Spiele, acht Tore – für das vielseitige Sturmtalent hat sich seine Leihe (ein Jahr) zum Drittligisten bisher ausgezahlt. Allerdings hat sich der bisher beste Torschütze der Hessen jetzt einen Schiefer bei Trainer Rüdiger Rehm eingezogen. Vor dem Spiel beim 1. FC Kaiserslautern verpasste er die Spielersitzung und wurde daraufhin für dieses Spiel aus dem Kader gestrichen.
- Jozo Stanic (21, ausgeliehen an FSV Zwickau) 100 Prozent Startelf-Quote und 99 Prozent Spielminuten, besser kann es für den 21-Jährigen bei seiner Leihe (ein Jahr) beim Drittligisten nicht laufen. Er ist als rechter Verteidiger gesetzt und überzeugte zuletzt auch beim überraschenden 1:0-Auswärtserfolg beim TSV 1860 München.
- Tim Rieder (27, 1. FC Kaiserslautern) Sein Bundesliga-Debüt beim FCA feierte der ausgebildete Innenverteidiger im Oktober 2016. Doch der Durchbruch gelang nie. Er wurde zu Slask Wroclaw (früher Breslau), Darmstadt 98 und dem TSV 1860 München ausgeliehen. Im Sommer wechselte er nun fest zum 1. FC Kaiserslautern. Mit den Pfälzern kämpft er aber jetzt gegen den Abstieg aus der 3. Liga. Rieder spielt im defensiven Mittelfeld und verpasste nur eine Partie aufgrund einer Gelb-Sperre.
- Christopher Lannert (22, SC Verl) Der Rechtsverteidiger verließ im Sommer den FCA II und unterschrieb im Oktober beim SC Verl bis Sommer 2022. Seitdem ist er beim Drittligisten Stammspieler.
- Lasse Jürgensen (22, SC Verl) Der Innenverteidiger wechselte im Sommer vom FCA II nach Verl. Dort musste er mit einem Knochenmarksödem im Herbst lange pausieren. Nach sechs Startelf-Einsätze saß er zuletzt zweimal auf der Bank.
Ex-FCA-Talent Biankadi ist Vorlagengeber für Sascha Mölders beim TSV 1860 München
- Merveille Biankadi (25, TSV 1860 München) Als der Offensivspieler im Sommer 2015 den FCA verließ, begann für den damals 20-Jährigen eine ungewollte Reise durch Fußball-Deutschland. Elversberg, Erfurt, Rostock, Heidenheim. Der Zweitligist lieh ihn dann zu Eintracht Braunschweig aus, mit der der Linksaußen in die Zweite Liga aufstieg. Anfang des Jahres erfolgte die zweite Leihe, diesmal eineinhalb Jahre zum TSV 1860 München. Dort ist er als Vorlagengeber für Torjäger Sascha Mölders gesetzt.
Christopher Daferner hat zuletzt sechs Tore für Dynamo Dresden erzielt
- Christopher Daferner (23, Dynamo Dresden) Der Pöttmeser spielte von 2012 bis 2014 in der FCA-Jugend, ehe er zu den B-Junioren der Löwen wechselte. 2017 verpflichtete ihn Freiburg, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte. Nach einer Leihe zu Erzgebirge Aue unterschrieb er im Sommer einen Drei-Jahres-Vertrag beim Drittligisten Dynamo Dresden. Dort erzielte der Mittelstürmer in 20 Spielen bisher sechs Tore.
- Marco Schuster (25, Waldhof Mannheim) Der gebürtige Röglinger (Lkr. Donau-Ries) ist seit 2017 bei Waldhof und seit dem Drittliga-Aufstieg 2019 im defensiven Mittelfeld als Abräumer gesetzt. Allerdings verpasste er in dieser Saison die Vorrunde mit Leisten- und Adduktorenbeschwerden. Doch seit Mitte Januar spielt Schuster wieder und Waldhof ist seitdem unbesiegt.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Mein Mann (leider inzwischen verstorben) hat damals gesagt, dass er nicht versteht wie man Thommy gehen lassen kann und statt dessen nicht mehr einsetzt. Aber es ist oft so beim FCA, dass man Talente ausbildet und die dann nie eine wirkliche Chance bekommen. Statt dessen holt man aussortierte Spieler von anderen Vereinen, die da keine Chance mehr auf Einsatzzeiten haben. Oft in der Selbstüberschätzung unserer Führungsriege, dass sie diese Spieler wieder auf das Niveau ihrer Glanzzeiten bringen.