Football-Leaks-Whistleblower Rui Pinto dankt FCA-Fans
Der Portugiese enttarnte mit seinen Enthüllungen die Geschäfte der Fußball-Branche, jetzt droht ihm der Prozess. Die Augsburger Fans zeigen sich solidarisch.
Es war ein relativ kleines Plakat, das im Fanblock des FC Augsburg zu sehen war. Während des Spiels gegen den FC Bayern am Freitag hoben Augsburger Anhänger ein Banner mit der Aufschrift "Stay strong Rui Pinto" ("stark bleiben, Rui Pinto") hoch. Es war eine Solidaritätsbekundung mit dem aktuell bekanntesten Informanten der Sportberichterstattung.
Denn unter dem Pseudonym "John" hatte der Portugiese Rui Pinto jahrelang geholfen, die pikanten Details aus dem Milliardengeschäft Profi-Fußball zu veröffentlichen. Während diese unter dem Sammelbegriff "Football Leaks" veröffentlicht wurden, blieb die Identität von John geheim. Das änderte sich Mitte Januar. Pinto, der seit einigen Jahren in Budapest wohnt, von der ungarischen Polizei enttarnt.
Dem 30-Jährigen droht in seiner Heimat der Prozess, der Vorwurf lautet auf Cyberkriminalität und versuchter Erpressung. Derzeit steht er in seiner Wohnung im ungarischem Budapest unter Hausarrest und muss eine Fußfessel tragen. Einem Kamerateam, das ihn dort besuchte, vertraute er an, dass er nicht von einem fairen Prozess ausgeht und sogar um sein Leben fürchtet.
Dass die die Fans des FC Augsburg nun ihre Solidarität mit Pinto zeigten, blieb ihm nicht verborgen. Der Portugiese bedankte sich via Twitter dafür. Wörtlich schrieb er: "Thank you FC Augsburg fans!" Auf demselben Weg zollte er auch den Paderbornern Fans Dank, die einen ähnlichen Banner bei der Partie ihrer Mannschaft gegen den 1. FC Köln gehisst hatten.
Wie es aus juristischer Sicht mit Pinto weitergeht, ist derzeit nicht klar. Portugal drängt weiterhin auf eine Auslieferung – das will Pinto bei Möglichkeit aber verhindern. "Ich bin ziemlich sicher, dass ich kein faires Verfahren in Portugal bekommen werde. Die Justiz in Portugal ist nicht vollständig unabhängig", sagte er in einem TV-Gespräch mit dem Spiegel, dem NDR und der französischen Seite Mediapart. Pinto hatte unter seinem Decknamen John mehr als 70 Millionen teils geheimer Dokumente veröffentlicht – von Steuersparmodellen diverser Profi-Kicker mit fragwürdigen Klauseln bis hin zu den Plänen europäischer Top-Klubs, eine eigene Super-Liga zu gründen. Der Portugiese Cristiano Ronaldo zum Beispiel wurde wegen der Enthüllungen von Football Leaks wegen Steuerhinterziehung zu einer zweijährgen Bewährungsstrafe verurteilt und musste 19 Millionen Euro Strafe zahlen.
Pinto beteuert, dass finanzielle Interessen nie die Beweggründe für sein Handeln gewesen seien. Vielmehr habe er die Machenschaften der Protagonisten im Profi-Fußball aufdecken wollen. An seiner Glaubwürdigkeit warten zuletzt aber Zweifel aufgekommen. Nach Berichten zweier portugiesischen Zeitungen soll Pinto im Jahr 2013 nach einem Hackerangriff rund 17 000 Euro bei einer Bank auf den Cayman Inseln abgeschöpft haben. Nach Vermittlung durch einen Anwalt soll die "Caledonian Bank" die Vorwürfe fallen gelassen haben. Pinto selbst bestreitet diesen Vorgang.
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