Der FCA ist wie ein Kind, das auf die heiße Herdplatte patscht
Der FC Augsburg hat schnell aus dem Freiburg-Debakel gelernt und die Fehler abgestellt. Andere Abstiegskandidaten tun sich hingegen schwer.
Wer Lösungen für Probleme sucht, kann dies unter anderem durch Ausprobieren tun. Vierjährige lernen verdammt schnell, wie sie beim Einkaufen mit der Mama an einen Lutscher kommen. Wenn nötig, werfen sie sich schreiend auf den Boden, bis die Mutter einknickt, um sich der vorwurfsvollen Blicke anderer Einkäufer und des Jugendamts zu entziehen.
Andererseits kann Ausprobieren ebenso im Irrtum enden. Als Hannover 96 Ende Januar den Trainer gewechselt hat, suchten sie nach einer Lösung für ein eklatantes Problem. Der Bundesligist hatte viel zu wenige Punkte für viel zu viele Spiele. Dieser Versuch ist kläglich gescheitert, denn unter dem neuen Trainer Doll ist Hannover ein Abstiegskandidat geblieben. Identisch lässt sich die Situation in Nürnberg beschreiben: neue Versuchsleiter, gleiches Ergebnis. Das Ausprobieren endete ebenso im Irrtum.
Die Augsburger kämpften mit dem gleichen Problem, fanden allerdings einen Lösungsansatz. Wobei sich Spieler und Trainer den Weg dorthin gerne erspart hätten. Niemand lernt gerne aus Schmerzen. Wie ein kleines Kind, das auf die heiße Herdplatte patscht. Am Boden liegend, gedemütigt durch den SC Freiburg, rappelten sich die Augsburger auf. Die Demontage darf inzwischen als Schlüsselerlebnis mit Lerneffekt bezeichnet werden. Derart auseinanderzubrechen, das sollte sich nie mehr wiederholen. Die Augsburger Traumabewältigung zeigte sich in Trotz und den Grundlagen des Fußballs. In Wille, Einsatz und Leidenschaft.
Die Augsburger müssen für die Demontage dankbar sein
Im Nachhinein müssen die Augsburger den Freiburgern dankbar sein. Sie legten die Augsburger Schwächen gnadenlos offen, während andere Abstiegskandidaten sich knappe Niederlagen schönredeten sowie Schiedsrichter, Pech, Glück und Fußballgötter verantwortlich machten. Da die Bundesligasaison weit fortgeschritten ist, acht Spieltage bleiben noch, ist die Zeit des Ausprobierens vorbei. Versuche, die im Irrtum enden, bedeuten den Abstieg.
Dass Schalke 04 daher einen Lösungsansatz wählte, der sich in Tests bewährt hat, ist nachvollziehbar. Huub Stevens hat bereits in etlichen Versuchslaboren getüftelt, hat Stuttgart und den Hamburger SV vor dem Absturz bewahrt. Nun soll er Schalke retten. Das kann gelingen. Manchmal sind Methoden aber überholt. Und nicht jede Mutter knickt beim Lutscher ein.
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Kurzweiliger beitrag mit wahrem Kern!
Der FC Augsburg ist aber anhand der BL-Zugehörigkeit eher ein 8 jähriges Kind, das sich womöglich etwas zu viel getraut hat, z.B. wider besseren Wissens ohne Licht im Dunklen zu radeln. Der fehlende Scheinwerfer könnte sich im verunglückten Torwartmanagement, Krisenmanagement mit aufmüpfigen Spielern und laxer Einkaufspolitik im Winter geäußert haben. Der nichtvorhanden Rückstrahler war aber sicher die ein oder andere falsche Einstellung von manchem Spieler, der die Saison als Selbstläufer hielt und den "unverschuldeten" verlorenen Punkten aus der Hinrunde noch nachtrauerte.
Mit dem blauen Auge davon gekommen, würde ich sagen.