Seinsch gibt Trainer Weinzierl Jobgarantie
Unvermögen, Pech, ein umstrittenes Tor – beim Fehlstart kommt viel zusammen. Doch die Fans halten zur Mannschaft und Seinsch bleibt ruhig. Präsident steht zum Trainer
Augsburg Es war eine unruhige Nacht für Mohamed Amsif. Selbst im Schlaf hat den Torhüter des FC Augsburg die 1:3 (0:3)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen beschäftigt. Besonders die Szene in der 7.Minute, als er einen Kopfball von Stefan Kießling mit einem Reflex parierte. Kein Tor, wie er meinte. „Ich war total überrascht, als Kießling jubelte. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden, ich habe den Ball vor der Linie abgewehrt.“ Das sah Linienrichter Thomas Gorniak anders und so entschied Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) auf Tor. Die Fernsehaufnahmen brachten selbst mit 3-D-Technik keine 100-prozentige Aufklärung.
Es ist ein Gemisch aus Unvermögen und Pech, das den FCA nicht auf die Füße kommen lässt. Das 0:1 hatte Innenverteidiger Gibril Sankoh durch einen Fehlpass eingeleitet, der selbst bei den F-Schülern zu Kopfschütteln führen würde. Den Schuss zum 0:2 (38.) von Philipp Wollscheid fälschte Sankoh ab und beim 0:3 (44.) gab die FCA-Abwehr André Schürrle freies Geleit.
Erst nach dem Wechsel konnte sich der FCA von der Schockstarre befreien und Tobias Werner (51.) erzielte das 1:3. Danach mühte sich der FCA, doch gegen die cleveren Leverkusener reichte es einfach nicht. Die Bilanz nach fünf Spielen ist ernüchternd: ein Punkt, Platz 18 – aber nicht unerwartet. Schließlich zählt der FCA auch in seiner zweiten Bundesliga-Saison zu den Abstiegskandidaten. Allerdings hatten die namhaften Neuzugänge und die gute Vorbereitung Hoffnung auf mehr gemacht. Doch die leicht gestiegenen Erwartungen konnte Trainer Markus Weinzierl mit seinem Team bisher noch nicht erfüllen. In anderen Bundesliga-Städten führt das zu großen Eruptionen, wenn die Erwartungen enttäuscht werden. Wie beim VfB Stuttgart, wo gerade jeder gegen jeden schießt und die Fans ihre Spieler auspfiffen. Was passiert in Augsburg?
FCA-Chef Walther Seinsch gibt sich entspannt. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er gestern: „ Es ist normal und logisch, dass eine neu zusammengestellte Mannschaft mit einem neuen Trainer Zeit braucht.“
Dieses Risiko ging Seinsch bewusst vor der Saison ein, als er mit Weinzierl und Manager Manfred Paula („Beide machen einen guten Job.“) zwei Neulinge einstellte. Deshalb gibt er Weinzierl eine Jobgarantie: „Markus Weinzierl hat einen Drei-Jahres-Vertrag, und wir beim FCA sind vertragstreu.“ Das war Seinsch nicht immer, siehe die Entlassungen von Gino Lettieri, Ernst Middendorp, Armin Veh, Holger Fach oder Ralf Loose. Aber vielleicht entzieht sich Seinsch ja den Mechanismen des Marktes.
Und vielleicht sieht die FCA-Welt am Samstag schon wieder ganz anders aus. In Hoffenheim folgt die nächste Gelegenheit, Bundesliga-Reife zu zeigen. Die Fans haben dies am Mittwoch schon getan. Es gab nur wenige Pfiffe und kurz nach Spielschluss feierte der Fanblock die Spieler wie nach einem Sieg. Sie stehen noch zu ihrem Team. Das Heimspiel gegen Dortmund war gestern in 25 Minuten ausverkauft.
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