Südkoreanische Disziplin hilft während der Chaostage
Ja.Cheol Koo und Dong-Won Ji spielen eine wichtige Rolle beim FCA. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine. Dort strahlen sie die nötige Ruhe aus.
Als am Sonntag eine Stunde vor Spielbeginn die Aufstellung des FC Augsburg gegen den FSV Mainz 05 bekannt gegeben wurde, da überraschte eine Augsburger Personalie besonders. Kaum einer hatte mit dem Südkoreaner Dong-Won Ji in der Startelf gerechnet. Ja, mit seinem Landsmann Ja-Cheol Koo vielleicht, aber nicht mit Dong-Won Ji.
Dong-Won Ji zeigte sich am Sonntag von seiner besten Seite
Als Ji dann nach 68 Minuten den Platz verließ und Koo kam, wurde Ji mit viel Beifall von den Rängen verabschiedet. Denn der Südkoreaner zeigte auf der linken Außenbahn eine starke Leistung. In der achten Minute war er der Türöffner für das bemerkenswerte Comeback seiner Mannschaft. Ji schoss nämlich bei einem Flankenversuch Daniel Brosinski den Ball zuerst an die Brust und von dort sprang er an die Hand des Mainzers. Den fälligen Elfmeter verwandelte Alfred Finnbogason sicher zur so wichtigen Führung. Und auch danach war Ji ein Aktivposten. Drei Schüsse gab er noch ab, sorgte für viel Wirbel in der Offensive, aber auch für viel Power in der Pressinglinie und in der Defensivarbeit. Trainer Manuel Baum hatte mit Ji alles richtig gemacht.
„Manuel hat schon unter der Woche gesagt, dass er einen guten Eindruck im Training macht“, erklärte Sport-Vorstand Stefan Reuter nach der Partie. Ji erinnerte am Sonntag an seine besten Zeiten. Als ihn Reuter im Januar 2013 zum ersten Mal vom AFC Sunderland auslieh, schlug Ji sofort ein. Mit fünf Toren war er am Klassenerhalt maßgeblich beteiligt. Danach folgten turbulente Zeiten: Ji ging zurück zu Sunderland, unterschrieb erneut beim FC Augsburg, dann bei Borussia Dortmund. Dort konnte er sich jedoch aufgrund von Verletzungen nicht durchsetzen und kehrte im Januar 2015 nach Augsburg zurück.
Doch Ji konnte nie mehr richtig an die Leistungen seines erstes halben Jahres anknüpfen. Zuletzt war er sogar an Darmstadt 98 ausgeliehen. FCA-Manager Reuter hielt aber immer an ihn fest: „Solche Phasen gibt es immer wieder.“ Ji schien dann zu Beginn der Saison seine Talsohle durchschritten zu haben. Ausgerechnet in Mainz wurde er in der 74. Minute eingewechselt, brachte den FCA in der 82. Minute mit 1:0 in Führung. Doch beim Torjubel verletzte er sich schwer am Knie und fiel zwei Monate aus. Danach musste er sich wieder herankämpfen. Jetzt also wieder Mainz.
Auf die Südkoreaner ist Verlass: Koo und Ji kamen direkt nach Augsburg
Auch die Saison von Ja-Cheol Koo verlief bisher mit Licht und Schatten. Schon im Sommer hatte er aus der Nationalmannschaft zurücktreten wollen. Der Reisestress war ihm zu viel. Doch der portugiesische Nationaltrainer Paulo Bento akzeptierte diesen nicht. Und weil in Südkorea die Vaterlandstreue über dem eigenen Befinden steht, fügte sich Koo. Und so mussten beide zum Asien-Cup und verpassten damit die komplette Vorbereitung auf die Rückrunde.
Bei diesem Turnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten spielten der 29-jährige Koo und der 26-jährige Ji aber nicht die große Rolle. Koo stand zwar zweimal in der Startelf, doch in den K.o.-Spielen kam er über die Ersatzbank nicht hinaus. Ji hatte dort über das ganze Turnier seinen Stammplatz. Deswegen war der FCA auch nicht unglücklich, als Südkorea im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Katar am 25. Januar ausschied.
Drei Tage später waren sie wieder in Augsburg. „Wir sind über Abu Dhabi direkt nach Deutschland geflogen“, erzählte Koo nach dem 3:0-Heimsieg gegen Mainz. Sofort, ohne Heimaturlaub, zurückzukommen, stand für sie außer Frage. „Wir haben die Spiele gegen Düsseldorf und Gladbach auch gesehen. Natürlich waren wir müde, aber wir verstanden, dass man uns brauchte. Wir wussten, dass Mainz ein ganz wichtiges Spiel werden würde“, erklärt Koo das Pflichtbewusstsein.
Und beide halfen. Nicht nur auf dem Spielfeld. Denn die Turbulenzen, die das Team zuletzt erfasst hatten, scheinen Koo und Ji nicht groß zu tangieren. In Südkorea hinterfragt man die Führung nicht. Man erledigt seinen Job.
Und so stabilisieren die beiden mit ihrer ruhigen Art das wankende Mannschaftsgefüge. „Sie haben unheimlich viel Erfahrung und Qualität“, sagt Reuter. „Sie denken immer positiv und lassen sich von Dingen außen herum nicht beeinflussen. Sie beschäftigen sich nur mit dem Spiel“, umschrieb Reuter die wohltuende zurückhaltende Mentalität der Südkoreaner. Genau die brauchte der FCA in diesen aufregenden Tagen.
Rücktritt aus der Nationalmannschaft: Koo legt seinen Fokus voll auf den FCA
Für Ja-Cheol Koo ist das Kapitel Nationalmannschaft nach dem Ausscheiden im Asien-Cup auch endgültig beendet. „Ich habe die letzten zwölf Jahre alles für Südkorea gegeben, aber die langen Reisen zu den Spielen von Deutschland nach Südkorea waren zuletzt einfach zu viel“, erklärte Koo seinen Rücktritt. Jetzt liege sein Fokus voll auf dem FCA.
Wie lange, ist aber noch nicht geklärt. Sowohl der Vertrag von Koo als auch der von Ji laufen am Ende der Saison aus. Was danach passiert? Das wird sich wohl erst in den nächsten Wochen entscheiden.
Südkoreanisch wird in der nächsten Saison aber beim FCA weiter gesprochen. Die Augsburger haben das südkoreanische Talent Seong-Hoon Cheon Mitte Dezember unter Vertrag genommen. Der 18-jährige Offensivspieler unterschrieb einen Vertrag bis 2023 und soll jetzt über die Bundesliga-A-Junioren an den Profikader herangeführt werden.
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