Tobias Werner sagt: "Sorry Lukki"
Warum Tobias Werner sich nach dem 3:0-Sieg gegen den SC Paderborn bei Gäste-Torhüter Lukas Kruse entschuldigte und warum er derzeit ein gefragter Gesprächspartner ist.
Selbst in der Dunkelheit des frühen Novemberabends vor der SGL-Arena gab es für die Familien Kruse und Werner kein Entrinnen vor den Fernsehkameras. Die Geschichte hinter dem Bundesliga-Spiel FC Augsburg gegen den SC Paderborn (3:0) war einfach zu schön, um nicht erzählt zu werden. FCA-Profi Tobias Werner, 29, und Paderborns Torhüter Lukas Kruse, 31, verbindet seit 2009 eine enge Freundschaft.
Damals spielten beide beim Zweitligisten. Kruse verließ den FCA dann nach eineinhalb Jahren wieder Richtung Paderborn. Der Kontakt riss nie ab. Am Samstag kam es nun in der Bundesliga zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Freunde.
Kruses Frau und Töchterchen übernachten bei Werners
Kruses Frau Juliane und Töchterchen Leni hatten vor dem Spiel sogar bei Werners übernachtet. Sie versteht sich blendend mit Werners Freundin Chris und deren Kinder Emily und Carla. Doch auf dem Spielfeld hatte die Gastfreundschaft von Tobias Werner Grenzen. Mit zwei Toren (7. und 47.) und einer schönen Freistoßvorlage zum 3:0 durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker (68.) besiegte Werner fast im Alleingang den Aufsteiger.
Erstmals in der Bundesliga gelang ihm ein Doppelpack in einem Spiel. „Der Fußball ist kurios und schreibt manchmal solche Geschichten. Fast hundert Spiele habe ich Zeit gehabt, einen Doppelpack zu machen. Und dann kommt der beste Freund um die Ecke, und es gelingt in diesem Spiel“, sagte Werner nach seiner 93. Erstliga-Partie. „Es gibt schönere Momente. Trotzdem ist es ein schönes Erlebnis für mich. Ich wollte aber keine Rücksicht nehmen. Sorry Lukki.“
Auswärtsschwäche zwingt den FCA zum punkten
Der vierte Heimsieg in Folge war ein ganz wichtiger für den FCA. Denn die Auswärtsschwäche (fünf Niederlagen in sechs Spielen) zwingt den FCA zu Hause konstant zu punkten. „Wir waren brutal effektiv. Was uns in den Auswärtsspielen fehlt, das haben wir zu Hause“, versuchte der dienstälteste FCA-Profi (seit 2008) die Erfolglosigkeit in der Fremde zu erklären.
„Die Liga ist ausgeglichen wie nie zuvor“, erklärte Werner: „Wäre das heute nach hinten losgegangen, hätten wir uns mit Abstiegskampf beschäftigt.“ Jetzt liegen die Augsburger mit 15 Zählern auf Platz sieben wieder einen Rang vor dem punktgleichen Paderborn.
Seinen Freund Kruse hatte Werner schon während der Woche gewarnt. „Er sagte, er habe so ein komisches Gefühl, dass er gegen mich doppelt trifft. Es ist leider eingetreten“, erzählte Kruse. Seinen feinen Humor hatte der Torhüter schnell wieder gefunden. „Wer die Tore macht, ist im Endeffekt egal. Wir haben verloren, das ist bitter. Was anders interessiert mich nicht. Wir haben es dem FCA leicht gemacht und da trifft auch mal Tobi Werner“, frotzelte Kruse in der Mixed-Zone. Er übernachtete in Augsburg und fuhr gestern gleich weiter zu einem Sponsorentermin in der Nähe von Stuttgart, während Werner am Abend bei Blickpunkt Sport im bayerischen Fernsehen eingeladen war. Auch darum tauchten die Lampen der Fernsehkameras die beiden Familien in gleißendes Licht.
Werner steht schon länger im Mittelpunkt
Werner steht derzeit oft im Mittelpunkt. Und das nicht wegen seiner Bundesliga-Treffer 18 und 19. Er war der erste Spieler der Liga in dieser frühen Phase der Saison, der eine Gelb-Sperre absitzen musste. Darunter war auch die kuriose Verwarnung gegen Wolfsburg, als er seinen Schuh unabsichtlich auf Kevin de Bruyne warf.
Und zum 25. Jubiläum des Mauerfalls war er nicht nur zu sportlichen Dingen ein gefragter Gesprächspartner. 1985 in Gera geboren profitierte er viel später von der Grenzöffnung, als er 2008 vom FC Carl-Zeiss Jena zum FC Augsburg wechselte. „Für mich ist es jetzt kein so großer Festtag, weil ich einfach nicht mehr so viel davon weiß. Aber für viele Deutsche in Ost und West ist es schon ein besonderer Tag.“ Werner sieht Deutschland nach 25 Jahren weitgehend vereint. Das spüre er auch im persönlichen Umgang: „Die Späße der Jungs über mich als Ossi, werden auch immer weniger und langweiliger.“
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