Ein Trikot für einen Fußballklub zu designen, hört sich womöglich einfacher an, als es letztlich ist. Schließlich sind ungemein viele Dinge zu berücksichtigen. Die passenden Farben, die passenden Logos, die passenden Wappen. Moderne Schnitte, moderne Materialien, Mehrheitsfähigkeit unter den Fans. Hinzu kommt, dass die Klubs inzwischen für jedweden Anlass – sei er auf den ersten Blick noch so unwichtig – ein eigenes Dress entwickeln. Wiesn, Karneval, Jubiläum, Retrospiel, Geburtstag der Schwippschwägerin des Vereinsgründers – einen Anlass für ein Sondertrikot, das neben Heim-, Auswärts- und Ausweichtrikot produziert werden möchte, gibt es eigentlich immer.
Doch es lauern Gefahren. Als etwa der FC Bayern München Mitte Februar sein Trikot anlässlich des 125-jährigen Bestehens veröffentlichte, hat der FC Augsburg dies in seinen sozialen Kanälen sogleich auf humorvolle Art und Weise kommentiert: „Kommt uns irgendwie bekannt vor! Was habt Ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“, fragten die Augsburger den FCB und markierten sogar dessen soziale Kanäle. Auf dem Posting hatte die FCA-Medienabteilung das Römertrikot dem neuen Dress des FC Bayern gegenübergestellt und mit einem fiktiven Dialog versehen. Freund: „Darf ich deine Hausaufgaben abschreiben?“ Ich: „Ja, aber mach es nicht so, dass es auffällt, okay?“ Tatsächlich wiesen die in weinrot gehaltenen Trikots Ähnlichkeiten auf.

Und auch jetzt könnte der FCA wieder in seinen sozialen Kanälen tätig werden: Denn erneut weist das Trikot eines anderen Klubs Ähnlichkeiten auf. Wenn man genau hinschaut, ist das Trikot sogar der Mix aus zwei früheren FCA-Trikots: aus der Saison 2015/16 und der Saison 2023/24. Von einer Kopie zu sprechen, würde zu weit führen, aber Gemeinsamkeiten sind nicht abzusprechen.
Traditionell trägt der FC Chelsea London seine Heimspiele in Blau aus. Auch in der kommenden Spielzeit in der Premier League werden die Kicker des englischen Erstligisten mit blauen Shirts, blauen Hosen und weißen Stutzen auflaufen. Überraschend hingegen die Farbwahl des Auswärtstrikots. Betitelt als „A London Masterpiece“, zu Deutsch „ein Londoner Meisterstück“, ist das Dress komplett in Weiß gehalten. Vom Kragen bis zum Trikotende zieht sich ein rot-grüner Streifen, der aus dünnen Streifen besteht. Weil am Ärmelsaum grüne und rote Elemente den Abschluss bilden, erinnert das Trikot an die FCA-Ausgabe der Saison 2023/24. Einziger Unterschied: die dünnen Streifenelemente. Doch genau die hatte der FCA in der Saison 2015/16.

Nun sind die Chelsea-Designer keine ausgewiesenen FCA-Fans. Stattdessen hatten sie mit der Optik anderes im Sinn. Die Farben sollten eine Hommage an die ungarische Nationalmannschaft sein. An die „Magnificent Magyars“, die in den 50er Jahren den Fußball prägten. Dass diese 1954 im WM-Finale gegen Deutschland unterlagen, hatte ausgerechnet die Engländer tatsächlich weniger gestört bei ihrer Huldigung. Rot, grün, weiß sind die Farben der ungarischen Nationalflagge – aber halt auch des FCA.
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