Als Chrislain Matsima am Mittwoch zum Interview in den Pressekonferenzraum der WWK-Arena kommt, hat der Profi des FC Augsburg seine Behandlung noch nicht abgeschlossen. Er muss später noch einmal zum Physiotherapeuten. Er hat leichte Probleme mit seinen Adduktoren. Deshalb hat er am Mittwoch nur individuell trainiert. Aber der Innenverteidiger beseitigt gleich alle Bedenken; nein, sein Einsatz am Sonntag (15.30 Uhr) beim Heimspiel gegen Frankfurt sei nicht in Gefahr.
DFL kürt Chrislain Matsima zum zweiten Mal zum Rookie des Monats in der Bundesliga
Dass er sich Zeit für die Fragen nimmt, zeigt den Charakter des 22-Jährigen. Matsima tritt höflich auf, zurückhaltend, aber durchaus selbstbewusst. Das kann er auch sein. Er gilt als eine der heißesten Defensiv-Aktien der Bundesliga. Matsima steht sinnbildlich für die imposante Rückrunde des FCA. Zum zweiten Mal (nach Januar) wurde er von der DFL zum „Rookie des Monats“ gewählt. Auch im März setzte er sich gegen namhafte Konkurrenz wie Michael Olise (FC Bayern München) durch.
Chrislain Matsima hat Vertrag beim FCA bis 2029
Er selbst hat sich nach einem holprigen Start zu einem der besten Innenverteidiger der Liga entwickelt. Dabei setzte FCA-Trainer Jess Thorup die Leihgabe vom AS Monaco zuerst einmal auf die Bank. Doch der 22-Jährige kam von Spiel zu Spiel in der Bundesliga besser zurecht. Längst hat der FCA die Kaufoption von vier Millionen Euro gezogen und Matsima bis 2029 unter Vertrag genommen.
„Ich habe mich an das Niveau der Liga gewöhnt. Es war für mich ein neues Land, eine neue Liga, eine neue Mannschaft, neue Stadien“, erzählt er und fügt an: „Ich bin das erste Mal weg von Frankreich. Da musst du schauen, beobachten und von allen lernen. Von deinen Kollegen, vom Trainer-Stuff, von den Gegnern. Jetzt will ich das Vertrauen in mich zurückgeben. Darum gebe ich in jedem Training und in jedem Spiel mein Bestes.“
Doch warum spielt ein Team, das im letzten Spiel vor der Winterpause 1:5 bei Holstein Kiel unterging, bisher eine Rückrunde auf Champions-League-Niveau? „Der wichtigste Unterschied ist unser geändertes Mindset in unserer Defensivarbeit. Wir geben alles, egal ob im Spiel oder im Training, um zu verteidigen. Und dann haben wir jetzt auch ab und zu das nötige Glück. So ist Fußball“, erklärt er.
Im Saisonendspurt will der Franzose mit Wurzeln in der Republik Kongo mit seinem Team den Lauf fortsetzen: „Wir haben jetzt noch fünf Spiele und wollen so viele Punkte wie möglich holen. Wir wollen einfach einen guten Job machen, zu Null spielen, Spaß haben. Am Ende werden wir sehen, wozu es reicht.“
Matsima vermeidet das Wort Europa League bewusst
Das Wort Europa League verwendet er, wie seine Kollegen, bewusst nicht: „Wir sind ambitioniert, aber wir wollen uns keinen so großen Druck machen. Nach der ersten Hälfte der Saison hätte doch niemand erwartet, dass wir jetzt so dastehen. Wir wollen einfach den Moment genießen. Jedes Spiel hat seine eigene Story und darum dürfen wir uns auch nur auf jedes einzelne Spiel fokussieren.“
Mit dem AS Monaco in der Europa League
Er weiß allerdings, wie es sich anfühlt, in der Europa League zu spielen. Fünfmal durfte er für die AS Monaco dort antreten. „Das waren natürliche spezielle Spiele für mich mit Monaco. Ich war jung, und du spielst gegen die besten Spieler der Welt. Ich hoffe, ich spiele da vielleicht auch mal mit dem FCA.“
Er musste aber auch viel Lehrgeld zahlen. „In einem Klub wie Monaco herrscht immer großer Druck. Es gab viele Trainerwechsel und ich habe auch Fehler gemacht.“ Anstatt daran zu verzweifeln, hat Matsima daraus die richtige Lehren gezogen und den Weg über die Bundesliga gewählt. Es hat sich für ihn gelohnt.
Der Marktwert des FCA-Innenverteidigers liegt bei 17 Millionen Euro
Er steht auf den Beobachtungslisten einiger Top-Klubs, sein Marktwert ist auf 17 Millionen Euro hochgeschossen. Mit einem Wechsel will er sich aber noch nicht beschäftigen. „Ob es Anfragen gibt, weiß ich nicht. Ich habe mit meinem Berater darüber noch nicht gesprochen. Will ich jetzt auch nicht.“

Er kann sich eine weitere Saison beim FCA gut vorstellen
Er fühlt sich auf und neben dem Platz in Augsburg sehr wohl. Das weiß er zu schätzen und auch richtig einzuordnen. Der FCA soll nicht nur als Sprungbrett dienen: „Es ist meine erste Saison, ich muss noch viel arbeiten und viel lernen, um mich zu verbessern. Ich will den nächsten Schritt nicht zu schnell machen. Darum kann ich es mir sehr gut vorstellen, nächste Saison beim FCA zu spielen. Ich habe keinen Grund, zu wechseln. Es ist alles gut hier in Augsburg.“
Über den FCA in die französische Nationalmannschaft
Matsima strahlt eine ungewöhnliche Reife und eine Abgeklärtheit für einen 22-Jährigen aus. Auch für seinen Weg in die französische Nationalmannschaft hat der Kapitän der französischen U21 einen langfristigen Plan, den er aus seiner Sicht mit guten Leistungen auch beim FCA umsetzen kann: „Jeder in Frankreich kennt die Bundesliga, hier spielen viele französische Spieler. Wenn das Team gut spielt, spiele auch ich gut.“ Er sagt aber auch: „Ich denke, eine gute Saison reicht vielleicht nicht. Aber wenn ich zwei Jahre konstant gut spiele, sagt der Trainer vielleicht: jetzt ist es so weit. Ich hatte noch keinen Kontakt mit dem Nationaltrainer. Ich bin mir aber sicher, er kennt meinen Namen.“
Den kennt Didier Deschamps sicher. Und auch am Sonntag werden die Scouts der Nationalmannschaft genau hinsehen. Denn neben Matsima beim FCA stehen bei Eintracht Frankfurt mit Niels Nkounkou, Jean-Matteo Bahoya, Hugo Ekitiké und Elye Wahi gleich vier französische Kandidaten für die Nationalmannschaft im Kader.

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