Mit seinen 26 Jahren zählt Elvis Rexhbecaj im Kader des FC Augsburg zu den erfahrenen Spielern. Als Profi hat er schon einiges erlebt, vor dem FCA stand er für den VfL Wolfsburg, den 1. FC Köln und den VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga auf dem Rasen. Ende März jedoch erlebte er eine Premiere. Eine, auf die er gerne verzichtet hätte. Nachdem ihm Davie Selke, damals Köln, jetzt Hamburger SV, auf den Fuß gestiegen war, brach Rexhbecajs Mittelfuß. Eine Wirbelverletzung hätte er mal gehabt, erzählt der Spieler. Aber im Frühjahr hätte er tatsächlich zum ersten Mal operiert werden müssen. Nicht ganz einfach für ihn. „Natürlich spielt der Kopf da eine große Rolle“, betont er.
Mit einer Platte und einer Schraube ist der Knochen fixiert. An den Gedanken, dass sich in seinem Fuß Metall befindet, musste sich Rexhbecaj erst einmal gewöhnen. Nach dem Eingriff durfte er den Fuß nicht belasten, musste auf Krücken laufen. Der Heilungsprozess lief zumindest nach Wunsch, mit Beginn der Vorbereitung stand der Mittelfeldspieler wieder auf dem Rasen. Verpasst hatte er den Saisonendspurt. Tatenlos musste er mitansehen, wie seine Mitspieler den Kampf um die Europapokalplätze verloren. Andere Mannschaften zogen in der Tabelle noch am FCA vorbei. „Für mich hat es nochmals mehr wehgetan, weil ich auf der Tribüne sitzen musste und nicht helfen konnte. Da fühlt man sich beinahe hilflos“, erzählt der 26-Jährige. „Ich weiß nicht, wie es mit mir gelaufen wäre. Am Ende hat ja nicht viel gefehlt.“
Elvis Rexhbecaj hat beim FC Augsburg seinen Stammplatz verloren
Über weite Strecken der vergangenen Saison agierte Rexhbecaj als Stammkraft im Mittelfeld. In der Vorrunde in defensiverer Rolle, in der Rückrunde als „Achter“ auf einer der beiden Halbpositionen im Rautensystem. Zwischenzeitlich hatte er seinen Platz an Arne Maier verloren. Auf ein Duell zwischen den beiden scheint es auch zu Beginn der kommenden Saison hinauszulaufen. Im jüngsten Test gegen Leicester City (1:0) stand Maier in der Startelf, zur Pause ersetzte ihn Rexhbecaj. In der Generalprobe gegen Olympique Marseille (Samstag, 17 Uhr/Livestream AZ Online) deutet sich eine ähnliche Arbeitszeitgestaltung an. Rexhbecaj wird wohl zunächst auf der Ersatzbank sitzen. „Ich mache mir keinen Druck, sofort vom ersten Spieltag an in der Startelf zu stehen.“ Im Vordergrund stehe für ihn, fit zu werden. „Alles andere kommt dann von selbst.“
Seit zwei Jahren steht er beim FCA unter Vertrag. Seinen Stellenwert unterstreichen 59 Spiele in diesem Zeitraum. „Ich habe viel gespielt und wir haben viele Punkte geholt. Ich weiß, dass ich ein wichtiger Spieler bin“, sagt Rexhbecaj. „Zugleich war ich lange Zeit verletzt und habe erst knappe vier Wochen Mannschaftstraining hinter mir.“
Begeistern ließ sich der Spieler von der Reise nach Südafrika. Beim Schulbesuch belagerten ihn mehrere Kinder, eines trug er auf den Schultern, zwei gleichzeitig auf den Armen. Rexhbecaj zeigte sich offen, ließ sich darauf ein - und bekam jede Menge Herzlichkeit zurück. „Wenn man die Freude in den Gesichtern der Kinder gesehen hat, dann erdet einen das. Als Gruppe haben wir viele tolle Erfahrungen gemacht, die uns helfen werden.“ Mit Nediljko Labrovic und Kristijan Jakic durften zwei Spieler nicht einreisen, andere Neuzugänge waren hingegen dabei. Für die Integration ins Mannschaftsgefüge seien die Tage wertvoll gewesen, meint Rexhbecaj. Viel Zeit haben die Spieler miteinander verbracht, unter anderem bei Safaris und einem Abendessen im Kruger-Nationalpark.
Hierarchie innerhalb des Teams verändert sich beim FC Augsburg
Kommen Spieler erstmals nach Deutschland, ist die Situation für sie mitunter schwierig. Bei Labrovic, Samuel Essende, Steve Mounié und Dimitrios Giannoulis ist das derzeit der Fall. Fremdes Land, fremde Sprache, fremder Verein. Obendrein leben die Profis in den ersten Wochen, teils auch Monaten, oft im Hotel, teils ohne ihre Familien. Rexhbecaj ist in Prizren, im Süden des Kosovo, geboren und war während seiner Karriere zweimal an andere Klubs verliehen. Er selbst beschreibt sich als Mensch, der sich schnell an eine andere Umgebung anpasst. Weiß aber, dass es speziell im Ausland nicht immer einfach sei. „Ich war immer jemand, der geholfen und versucht hat, dass sich die Neuen möglichst schnell wohlfühlen.“
Die Hierarchie innerhalb des Teams wird in der nächsten Saison eine andere sein. Mit Ermedin Demirovic (VfB Stuttgart) hat der Kapitän den Klub verlassen, Iago ist zurück in Brasilien, und mit Felix Uduokhai sowie Ruben Vargas möchten weitere Stammkräfte den Standort wechseln. Neuer Kapitän wird Jeffrey Gouweleeuw sein, der nach einem Jahr Pause diese Rolle wieder innehatte. Rexhbecaj gehörte in der vergangenen Saison dem Mannschaftsrat an, dem neuen Gremium, das Thorup bestimmte, allerdings nicht mehr. Den Umbruch mit acht Neuzugängen nimmt er als alltägliche Begleiterscheinung seines Berufs hin. Für ihn ändere sich nichts im Umgang mit seinen Mitspielern. Klar, es gebe Spieler, die unzufrieden seien und noch wechseln wollten, weil ihnen die Perspektive fehlte. „Aber ich behandle jeden Mitspieler wie einen Stammspieler. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren.“
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