Am Donnerstagmorgen hat der SC Paderborn nicht nur seinen neuen Trainer Ralf Kettemann via Pressekonferenz vorgestellt. Präsident Thomas Sagel nutzte die Gelegenheit, um Fakten zu schaffen. Der Klubboss bestätigte, dass Sportdirektor Benjamin Weber zum FC Augsburg wechseln wird. Sagel bedankte sich noch pflichtbewusst bei Weber, der „nicht nur eine gute, sondern außergewöhnliche Arbeit“ geleistet hätte. Einen Tag später bestätigte der FCA nicht nur die Personalie Weber, zugleich gab der Fußball-Bundesligist strukturelle und personelle Veränderungen im sportlichen Bereich bekannt. Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll hat nicht nur seinen Wunschkandidaten Weber als Sportdirektor bekommen, der 41-Jährige holt noch weitere Expertise in seinen Klub.
Mehrstündige Treffen gingen der Verpflichtung Webers voraus, von Anfang an sollen sich Ströll und der 42-Jährige auf einer Wellenlänge befunden haben. Ströll hatte das Interesse für den FCA geweckt, hatte überzeugt, hatte Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt. Ströll freut sich auf die Zusammenarbeit mit Weber. „Er hat in den vergangenen Jahren in Paderborn bemerkenswerte Arbeit geleistet. Neben sportlichem Erfolg ist es ihm vor allem gelungen, talentierte junge Spieler zu verpflichten und zu entwickeln.“

In Summe gilt der FC Augsburg nun als spannendes Projekt in der Bundesliga. Ein Klub, der darauf wartet, Potenziale zu heben. Und in dem sich die Ideallösung Weber verwirklichen kann. Er betont: „Die Philosophie des Vereins und die handelnden Personen haben mich sehr schnell überzeugt. Ich möchte gemeinsam mit einem starken Team meinen Teil dazu beitragen, den FCA in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln.“ Weber wird seine Arbeit unmittelbar vor dem Trainingslager in Österreich (26. Juli bis 1. August) aufnehmen und soll in einer Pressekonferenz vorgestellt werden.
Nach dem Trainer ist somit die zweite Schlüsselstelle beim FCA besetzt. Sportlich das Sagen haben jetzt Coach Sandro Wagner und Sportchef Weber. Wobei auch Ströll selbst weiterhin enormen Einfluss auf Transfers und den Kader nehmen wird. Weber wird sich zwischen den beiden Alphatieren behaupten müssen.

Beim SC Paderborn geriert der neue FCA-Sportdirektor Benjamin Weber an Grenzen
In den vergangenen Wochen kursierten etliche Namen, intensiv beschäftigt hat sich der FCA jedoch ausschließlich mit dem jetzt ehemaligen Sport-Geschäftsführer des SC Paderborn. Empfohlen hat sich Weber durch seine gute Arbeit in der zweiten Liga. Trotz geringerem Budget gegenüber potenten Klubs aus Gelsenkirchen oder Berlin behauptete sich Paderborn in der Spitzengruppe und spielte lange Zeit um den Aufstieg in die erste Liga. Der SC Paderborn allerdings geriet an Grenzen. Weber wollte mehr, sah Entwicklungspotenzial, Mittel wurden ihm allerdings teils verwehrt. In Augsburg hingegen bestehen die Ambitionen, sich in etlichen Bereichen weiterzuentwickeln und zu investieren.
Ferner blickt der gebürtige Hesse auf einen interessanten Lebenslauf. Weber arbeitete lange im Trainerteam von Thomas Tuchel, war Videoanalyst in Mainz, Dortmund, Paris und beim FC Chelsea, mit dem er 2021 die Champions League gewann. Er sammelte dabei derart viele Titel, Eindrücke, Erfahrungen und Kontakte, dass er sich vor zweieinhalb Jahren reif fühlte, erstmals eine verantwortliche Aufgabe im Profifußball zu übernehmen. Weber wohnte mit Frau Madeleine und seiner Familie in Metropolen, arbeitete mit Stars, tauschte dieses Leben aber. In Paderborn, der 150.000-Einwohner-Stadt im Osten Nordrhein-Westfalens, fand er schnell Anschluss und Freunde. Jetzt zieht es ihn in den Süden Deutschlands.

Neuzugänge: FCA verkündet einige Personalien
Weber ist nicht die einzige Personalie, die der FCA am Freitagvormittag via Pressemitteilung verkündete. Der Bundesligist überarbeitet seine Struktur im sportlichen Bereich einschneidend. Er zieht weitere Ebenen ein, verteilt Aufgaben auf mehrere Schultern, holt sich in verschiedenen Bereichen Expertise in den Klub. Für Heinz Moser wird es im künftigen Konstrukt keinen Platz mehr geben. Der Schweizer war ein Vertrauter des ehemaligen Sportdirektors Marinko Jurendic, bekleidete beim FCA seitdem den Posten des Leiters Entwicklung. Letztlich war er ein Verbindungsglied zwischen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und Bundesligateam.
Mosers Posten übernimmt Manuel Baum. Der ehemalige Nachwuchscheftrainer und Bundesligacoach des FCA ermöglichte einst Talenten wie Danso oder Richter den Sprung in den Profifußball und war zuletzt als Nachwuchsleiter bei RB Leipzig tätig. In Augsburg soll Baum, 45, zugleich auf seinem Spezialgebiet der Datenanalyse für zusätzlichen Input sorgen. Baum wird eine Ebene unter Weber einsortiert, agiert dort neben Marc Lettau. Der 39-Jährige arbeitete bis Oktober beim VfL Bochum als Sportdirektor, in Augsburg übernimmt er die Funktion eines Kaderplaners. Als solcher hatte er erfolgreich bei Union Berlin gewirkt und mit den Köpenickern den Einzug in die Champions League geschafft.
Julian Baumgartlinger steht vor einer Rückkehr zum FC Augsburg
Während Weber, Baum und Lettau in den vergangenen Wochen stets mit dem FCA in Verbindung gebracht worden waren, überrascht eine weitere Personalie. Als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam wird künftig Julian Baumgartlinger wirken. Vor zwei Jahren hat der langjährige Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft seine Karriere in Augsburg beendet, nun kehrt der 37-Jährige als „Koordinator Lizenzspielerabteilung“ zurück. „Wir freuen uns sehr, Manuel, Marc und Julian zum FCA kommen werden. Durch sie gewinnen wir zusätzliche Kompetenz im jeweiligen Fachbereich“, so Ströll. Im sportlichen Bereich sei man für die Zukunft nun sehr gut aufgestellt. Baum, Lettau und Baumgartlinger werden ihre Arbeit Anfang Juli beginnen.
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