Mit dem Anpfiff legten nicht nur die Spieler auf dem Rasen los. Der Fanblock des FC Augsburg brannte buchstäblich. Anhänger des Fußball-Bundesligisten hatten unzählige bengalische Fackeln und Raketen gezündet, die Szenerie glich einem Inferno. Im Nachgang schmerzte die FCA-Verantwortlichen nicht nur das Ausscheiden, das ein mutloser Auftritt ihres Teams begünstigt hatte, ebenso werden sie das DFB-Pokal-Viertelfinale beim VfB Stuttgart (0:1) aus einem anderen Grund in schlechter Erinnerung behalten: Es hatte ein justiziables Nachspiel, letztlich hat es den FCA viel Geld gekostet.
Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte sich eingeschaltet, und zählte etliche pyrotechnische Gegenstände, die im Augsburger Block brannten. Wegen des unsportlichen Verhaltens der FCA-Fans erhob das Kontrollorgan Anklage, ehe das DFB-Sportgericht urteilte. Letztlich belegte es den FC Augsburg mit Geldstrafen in Gesamthöhe von 92.000 Euro. Sanktioniert wurden 19 Raketen und 35 bengalische Feuer. Eine ähnlich hohe Summe hatte der FCA nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale in Karlsruhe bezahlen müssen, 90.000 Euro waren es im Herbst vergangenen Jahres. Die Fans hatten die Pokal-Bühne genutzt, um sich zu inszenieren. Diese beiden Ausreißer sorgen dafür, dass der FCA in der abgelaufenen Saison einen ungewollten Rekord aufstellte: Insgesamt 308.000 Euro musste der Klub in der Saison 24/25 wegen des Einsatzes verbotener Pyrotechnik Strafe bezahlen – so viel wie nie zuvor in einer Bundesligasaison.
FCA-Fans sorgen für Unterbrechung im Spiel beim FC St. Pauli
In der Vergangenheit gab es eine Art inoffizielle Abmachung zwischen dem FCA und seinen Ultras. Im eigenen Stadion verzichteten sie weitgehend auf Pyrotechnik. Aber: Nicht nur bei Auswärtsspielen zündeten Augsburger Anhänger in der abgelaufenen Spielzeit Fackeln, auch bei Heimspielen machten sie davon Gebrauch. Auffällig war dies etwa gegen Holstein Kiel (1:3) oder speziell den FSV Mainz 05 (2:3), als rund 60 Feuerwerkskörper auf der Ulrich-Biesinger-Tribüne brannten. Weil zwei Frauen damals verletzt worden waren, hatte die Polizei überdies Ermittlungen wegen Körperverletzung aufgenommen.
Ultras sehen in Pyrotechnik und deren Inszenierungen einen Teil gelebter Fankultur. Über die Jahre hat sich das unerlaubte Abbrennen zudem zu einer Form des Protests entwickelt. Wenn fanatische Fans bengalische Fackeln zünden wollten, ließen sie sich bislang von nichts und niemandem daran hindern – auch wenn Polizei, Dachorganisationen und Klubs im Profifußball den gemeinen Stadiongänger im Glauben lassen, sie hätten das Problem im Griff.
Klubs sind bei Einlasskontrollen die Hände gebunden
In der Stadionordnung der WWK-Arena steht wörtlich: „Verboten ist Feuer zu machen, Fackeln, Feuerwerkskörper, Leuchtkugeln, Rauchtöpfe, bengalische Feuer, Signalraketen und andere pyrotechnische Gegenstände, Stoffe bzw. Stoffgemische sowie Wunderkerzen o. ä. einzubringen und abzubrennen bzw. abzuschießen; die Vorbereitung und Durchführung dieser Verbote durch Hilfestellung (z. B. durch das Verdecken mit Doppelhaltern oder Fahnen sowie sonstigen Unterstützungen) zu ermöglichen, ist im Übrigen auch verboten.“
Pyrotechnische Gegenstände, die eine geringe Gefahr darstellen, können ab 18 Jahren frei erworben und für technische Zwecke verwendet werden. Beispielsweise für Bühnenshows, Filmaufnahmen oder Showveranstaltungen. Bei größeren Menschenansammlungen und in Verbotszonen ist Feuerwerk allerdings grundsätzlich verboten, dazu zählen auch Stadien. Das Zünden stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, kann aber auch strafrechtliche Relevanz bekommen.
„Strafen-König“ Eintracht Frankfurt zahlt rund 700.000 Euro
Ultras werden für eindrucksvolle Choreografien und leidenschaftliche Anfeuerung geschätzt, im Gegenzug setzen sie sich teils über Regeln und Verbote hinweg. Mithilfe von Einlasskontrollen versuchen die Klubs, den Pyrotechnik-Schmuggel zu unterbinden. Wer möchte, findet allerdings Wege. Einerseits dürfen die Ordner keine Intimbereiche kontrollieren, andererseits erhalten Fans Zutritt zum Stadion, wenn sie Choreografien vorbereiten. Teils werden Fackeln in Fahnenstangen verstaut, teils werden sie vorher deponiert.
Der FCA wollte sich nicht zur Rekordstrafe äußern, der Ärger bei den Verantwortlichen wächst allerdings. Mit 102.100 Euro konnte der Klub rund ein Drittel der 308.000 Euro in Investitionen in sicherheitsrelevante Maßnahmen umwandeln. Er könnte etwa zusätzliches Sicherheitspersonal einstellen oder die Überwachungstechnik verbessern. Klar ist aber auch: Das Geld hätte der FCA sinnvoller verwenden können, etwa für den Ausbau seiner Infrastruktur oder die Nachwuchsförderung.
Der „Strafen-König“ in der Bundesliga ist seit Jahren Eintracht Frankfurt. Allein für die Saison 2024/25 musste der Champions-League-Teilnehmer rund 700.000 Euro bezahlen, davon 162.800 Euro als sicherheitsrelevante Maßnahmen.
Wieviele Leute passen in den M Block? 5000? Dann einfach auf die Dauerkarte 20€ Pyro Aufschlag geben. Das sind dann 100’000€. Am Ende der Saison abrechnen und den Rest den Fanclubs für die tollen Choreos zur Verfügung stellen. Vielleicht hat dann der Quatsch mal ein Ende.
Die Ulrich Biesinger Tribüne (K-O) soll 8.500 Stehplätze umfassen. Also schätzen wir mal grob 2.000 passen da rein. Aber nicht jeder der, da drinsteht, fackelt und findet es geil. Daher ist so eine Kollektivstrafe sicher nicht das richtige. Da müssen andere Lösungen her. Der Verein kennt da sicher seine Pappenheimer.
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