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FC Augsburg trennt sich von Trainer Jess Thorup: Ursachen und Folgen der Entscheidung

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Jess Thorup muss gehen: Das hat der Trainer beim FCA bewirkt

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    Jess Thorup hat beim FC Augsburg viel bewirkt. Auf seinen Nachfolger kommt keine leichte Aufgabe zu.
    Jess Thorup hat beim FC Augsburg viel bewirkt. Auf seinen Nachfolger kommt keine leichte Aufgabe zu. Foto: Daniel Löb, dpa

    Offenbar haben seine Argumente nicht ausgereicht. Auch die drittbeste Saison der Augsburger Bundesligageschichte hatte Jess Thorup nicht mehr geholfen. Lange waren die Verantwortlichen des FCA zusammengesessen und hatten die vergangene Runde intensiv analysiert. Mit dem Ergebnis, sich vom Trainer zu trennen. Nach nicht einmal zwei Jahren endet also die Zusammenarbeit mit Jess Thorup.

    61 Bundesligaspiele lang hatte der Däne das sportliche Sagen beim FCA. Er war im Oktober 2023 auf Enrico Maaßen gefolgt. Als Überraschungskandidat, kaum einer hatte damals mit seiner Verpflichtung gerechnet. Zu seiner ersten Pressekonferenz erschien Thorup im Anzug mit Krawatte. Er wollte optisch die Bedeutung dieses Tages unterstreichen. Stilvoll war sein erster Auftritt, stilvoll sollte sein Verhalten über die gesamte Amtszeit bleiben.

    Thorup überzeugte mit seiner Ruhe und Gelassenheit. Kaum eine Bitte war ihm zu viel. Selten war von ihm Klagen zu vernehmen. Weder über die Umstände des Trainingslagers im vergangenen Sommer in Südafrika, als ihm wichtige Akteure wegen Einreiseproblemen fehlten, noch über vermeintliche Wunschspieler, die er nicht bekommen hatte. Thorup nahm die Situation an, wie sie war. Und versuchte, das Beste daraus zu machen.

    Das erste Thorup-Spiel gewinnt der FCA mit 5:2

    Seine Anfangszeit prägten zwei Worte: „offensives Mindset“. Davon sprach Thorup immer wieder. Er wollte mit Mut und Angriffslust auftreten, auch die Spielweise seines Teams sollte das widerspiegeln. Am Anfang sah es in der Tat danach aus, als könnte es gelingen. Spiel eins unter Thorup gewann der FCA nach einem 0:2-Rückstand noch mit 5:2 in Heidenheim.

    Thorup war vor seinem Engagement beim FCA mehr als ein Jahr ohne Verein – zuvor hatte der ehemalige U21-Nationaltrainer in seiner dänischen Heimat den FC Kopenhagen zur Meisterschaft geführt. Jetzt also Bundesliga. Der Sieg in Heidenheim war der Auftakt zu seiner ersten Erfolgsserie. Es folgten weitere fünf Spiele ohne Niederlage. Die erste Pleite kassierte er mit seinem Team im Dezember 2023 mit 0:2 bei Werder Bremen. Der sonst so ruhige Thorup sah in dieser Partie Gelb – wegen Meckerns. Ungewöhnlich für den Dänen, dem Kritiker schon mal vorwerfen, zu lethargisch an der Seitenlinie zu sein.

    Das Kalenderjahr beendeten die Augsburger mit einer 0:3-Niederlage gegen Stuttgart. Im März gelang dem FCA die erste Partie ohne Gegentor. 6:0 gewannen die Augsburger in Darmstadt. Zwei Wochen später gelang ihnen in Wolfsburg der vierte Erfolg in Serie, sogar die Europa League schien möglich. Im April feierte der FCA fünf Spieltage vor Saisonschluss den Klassenerhalt durch einen 2:0-Erfolg gegen Union Berlin.

    FCA-Trainer Jess Thorup kann auf einige Rekorde in seiner Amtszeit verweisen

    Thorup wurde gefeiert. Von den Fans und den Verantwortlichen. Noch immer lagen die internationalen Plätze in Reichweite. Eine Schwächephase mit fünf Niederlagen in Folge aber trübten die Stimmung zum Saisonende. Am letzten Spieltag erlebten die Augsburger die Leverkusener Meisterparty mit und zeigten sich als gute Gäste. Sie verloren mit 1:2. Augsburger Torschütze: der damals 18-jährige Mert Kömür.

    Thorup hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte den FCA stabilisiert und frühzeitig zum Klassenerhalt geführt. Gleiches ist dem Dänen auch in der abgelaufenen Saison gelungen. Mit 43 Punkten wurde seine Mannschaft Zwölfter. Nach einer ersten schwachen Saisonphase mit dem Tiefpunkt kurz vor Weihnachten, einem 1:5 in Kiel, steigerte sich die Mannschaft im aktuellen Kalenderjahr. Elf Partien ohne Niederlage und 683 Minuten ohne Gegentore bedeuten starke Werte.

    Wieder blühten Träume vom internationalen Geschäft, nachdem der Klassenerhalt erneut frühzeitig perfekt war. Doch wieder scheiterte die Mannschaft an der Umsetzung. Weil in den letzten acht Partien nur ein Sieg gelang. Das trübte das Gesamtbild und beschleunigte die Diskussionen um Thorups Position.

    Der FCA brauchte auch häufiger mal Glück

    In den Analysen wurden mehrere Themenfelder bearbeitet. Zum einen die Abkehr von mutigen Auftritten hin zu extremer Defensive. Das brachte zwar Punkte, ging aber ein ums andere Mal auch mit glücklichen Umständen einher. In Dortmund etwa oder in Bochum, als der FCA nicht zwingend die dominante Mannschaft war. Vom offensiven Mindset, von dem Thorup zu Beginn gesprochen hatte, war wenig geblieben. Zu wenig – so zumindest war offenbar die Ansicht seiner Vorgesetzten.

    Wie einige seiner Vorgänger hatte auch Thorup irgendwann den Pragmatismus über das schöne Spiel siegen lassen. Er hatte gemerkt, dass eine stabile Defensive mit dieser Mannschaft leichter zu erreichen ist als eine formvollendete Spielweise. Das Ergebnis stand fortan über der Performance.

    Für die Verantwortlichen war das nicht ausreichend, zumal sie den Kader als wertiger einschätzten als noch vor einem Jahr. Sie streben eine attraktive Spielweise gepaart mit Erfolg an. Sie erhoffen sich viele Einsatzzeiten für eigene Nachwuchsspieler wie Mert Kömür oder Noakhai Banks. Thorup konnte oder wollte ihnen das nicht garantieren. Diese Aufgabe kommt nun auf seinen Nachfolger zu.

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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Man kennt die interne Situation nicht, aber sportlich gesehen, war es eine Fehlentscheidung.

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