Von Beginn an soll er der Wunschkandidat des FC Augsburg gewesen sein. Soll zudem der Einzige gewesen sein, mit dem sich Geschäftsführer Michael Ströll überhaupt getroffen hat. Mehrmals über mehrere Stunden. Ströll hat die richtigen Worte gefunden, hat seine Überzeugungsarbeit erfolgreich abgeschlossen. Denn nun bekommen er und der Fußball-Bundesligist ihre angestrebte Ideallösung. Benjamin Weber wird neuer Sportdirektor in Augsburg werden, folgt auf den vor einem Monat entlassenen Marinko Jurendic. Das gab Paderborn-Präsident Thomas Sagel am Donnerstag bekannt. Sagel bedankte sich bei Weber, der „nicht nur eine gute, sondern außergewöhnliche Arbeit“ geleistet hätte. Nach dem Trainer ist somit die zweite Schlüsselstelle beim FCA besetzt. Sportlich das Sagen haben jetzt Coach Sandro Wagner und Sportchef Weber. Wobei auch Ströll selbst enormen Einfluss auf Transfers und den Kader nimmt.
In den vergangenen Wochen kursierten etliche Namen, intensiv beschäftigt hat sich der FCA jedoch ausschließlich mit dem jetzt ehemaligen Sport-Geschäftsführer des SC Paderborn. Empfohlen hat sich der 42-Jährige durch seine gute Arbeit in der zweiten Liga. Trotz geringerem Budget gegenüber potenten Klubs aus Hamburg, Köln oder Berlin behauptete sich Paderborn in der Spitzengruppe und spielte lange Zeit um den Aufstieg in die erste Liga. Der SC Paderborn allerdings geriet an Grenzen. Weber wollte mehr, sah Entwicklungspotenzial, Mittel wurden ihm allerdings teils verwehrt. In Augsburg hingegen bestehen die Ambitionen, sich in etlichen Bereichen weiterzuentwickeln und zu investieren.
Benjamin Weber gewann mit Trainer Thomas Tuchel die Champions League
Ferner blickt der gebürtige Hesse auf einen interessanten Lebenslauf. Weber arbeitete lange im Trainerteam von Thomas Tuchel, war Videoanalyst in Mainz, Dortmund, Paris und beim FC Chelsea, mit dem er 2021 die Champions League gewann. Er sammelte dabei derart viele Titel, Eindrücke, Erfahrungen und Kontakte, dass er sich vor zweieinhalb Jahren reif fühlte, erstmals eine verantwortliche Aufgabe im Profifußball zu übernehmen. Weber wohnte mit Frau Madeleine und seiner Familie in Metropolen, arbeitete mit Stars, tauschte dieses Leben aber. In Paderborn, der 150.000-Einwohner-Stadt im Osten Nordrhein-Westfalens, fand er schnell Anschluss und Freunde. Jetzt zieht es ihn in den Süden Deutschlands.
Zu Webers Stärken soll die Mitarbeiterführung zählen, zudem soll er ein gutes Gespür dafür haben, junge Spieler zu entdecken und zu entwickeln. Ein Beispiel ist Aaaron Zehnter. Den 20-Jährigen hatte der FCA vor eineinhalb Jahren an Paderborn verkauft, inzwischen ist der Linksverteidiger laut Transfermarkt.de fünf Millionen Euro wert und wird mit etlichen Erstligisten in Verbindung gebracht. Solche Talente zu halten, ihnen eine Perspektive zu geben und sie weiterzuentwickeln, ist eine Aufgabe des künftigen Sportdirektors.
Letztlich dürfte die Perspektive und das Arbeitsumfeld den Ausschlag gegeben haben, dass sich Weber für einen Umzug nach Bayerisch-Schwaben entschied. Beim FCA erzeugen die Verantwortlichen Aufbruchstimmung. Zugleich muss Weber bewusst sein, dass die Erwartungen hoch sind. Der Ligaverbleib allein lässt in der Führungsriege des FCA niemanden mehr jauchzen. Gefordert werden eine attraktive Spielweise, das konsequente Einbauen von Nachwuchsspielern und das Vordringen in die obere Tabellenhälfte. Weniger Wellen und mehr Konstanz in den Leistungen und Ergebnissen – auch dafür sollen Weber und Wagner stehen.
Zukunft von Heinz Moser beim FC Augsburg ist bislang nicht geklärt
Bislang nicht geklärt ist, ob der FCA seine Struktur im sportlichen Bereich überarbeitet. Womöglich zieht er weitere Ebenen ein, verteilt Aufgaben auf mehrere Schultern. Heinz Moser war als Vertrauter mit Jurendic zum FCA gekommen, bekleidet dort seitdem den Posten des Leiters Entwicklung. Letztlich ein Verbindungsglied zwischen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und Bundesligateam. Moser steht beim FCA unter Vertrag, muss aber erst einmal selbst entscheiden, ob er ohne Jurendic in Augsburg bleiben möchte. Sollte er dies bejahen, soll alles Weitere besprochen werden. Zugleich werden Manuel Baum und Marc Lettau mit dem FCA in Verbindung gebracht. Baum hatte bis vor kurzem als Nachwuchsleiter bei RB Leipzig gearbeitet, Lettau bis Oktober als Sportdirektor beim VfL Bochum. Sollte Baum zurückkehren, würden wohl zusätzliche Positionen geschaffen, etwa ein Kaderplaner oder ein Nachwuchskoordinator.
"Sollte Baum zurückkehren, würden wohl zusätzliche Positionen geschaffen, etwa ein Kaderplaner oder ein Nachwuchskoordinator." Eigenartiges Vorgehen, Positionen werden geschaffen, wenn jemand kommt!?! Eigentlich ist es doch seriöserweise so, dass Strukturen und damit Aufgaben geschaffen werden, die dann mit geeignetem Personal zu besetzen sind.
Wenn ein ausgewiesener Fachmann wie Baum auf dem Markt ist, der die Verhältnisse beim FCA bestens kennt, muss man eben flexibel sein.
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