Es war am Dienstagabend um 22.57 Uhr, als sich Umberto Quistelli per WhatsApp doch noch meldete. Fast sechs Stunden nachdem der Artikel über seine dubiose (Nicht-)Anstellung als Scouting-Direktor beim FC Augsburg online gegangen war. Über zehn Stunden hatte er eine Interview-Anfrage unbeantwortet gelassen.
Wie berichtet, war seit September 2024 auf der Homepage des Italieners zu lesen gewesen, dass er einen Vertrag als Scouting-Direktor beim FC Augsburg bis Mitte 2025 unterschrieben habe. Der Artikel ist inzwischen gelöscht, der Redaktion liegt aber ein Screenshot vor. Quistelli wiederholte im Dialog, der in Englisch geführt wurde, noch einmal, dass seine Homepage „geklont“ worden sei. „Ich entschuldige mich bei dem Klub und seinen Mitgliedern und wiederhole, dass ich persönlich kein Mitglied des Augsburger Klubs bin.“
Hochstapler beim FCA: Groß angelegter Cyber-Angriff auf seine sozialen Medien?
Er sieht sich als das Opfer eines Hacker-Angriffs auch auf seine Konten auf Instagram, Facebook und LinkedIn. Den er anscheinend über Monate nicht entdeckt hat. Denn die Bilder, die ihn vermeintlich in und vor der WWK-Arena zeigten, wurden über einen längeren Zeitraum gepostet. Sogar im Innenraum der WWK-Arena war er darauf zu sehen. Der Großteil ist inzwischen gelöscht. „Ich wiederhole, dass meine Konten manipuliert worden sind“, schrieb Quistelli am Mittwoch.
Wer und warum jemand eine derart große Manipulation an seinen sozialen Medien vorgenommen haben soll, wisse er nicht. „Vielleicht um mich zu verunglimpfen, aber ich habe den Fall bereits an die zuständigen Behörden weitergeleitet.“ Quistelli schrieb weiter: „Ich wiederhole höflich, ich bin ein Sportdirektor und kein Hochstapler, der Photoshop betreibt, wie Sie geschrieben haben.“
Umberto Quistelli soll sich auf einem Kongress als FCA-Mitarbeiter ausgegeben haben
Über seine vermeintliche Anstellung beim FCA gab es im September 2024 auch eine Meldung auf der Homepage des Radiosenders Radio Gold Alessandria. Sogar mit vermeintlichen Zitaten von Quistelli. Der Radiosender ist in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der norditalienischen Region Piemont beheimatet. Quistelli hatte bis Januar 2024 als Sportdirektor beim örtlichen Serie-C-Verein als Sportdirektor gearbeitet. Zu der Meldung und seinen Zitaten äußerte sich Quistelli so: „Sie sind nicht von mir und das wird auch gelöscht werden.“ Was auch passierte. Die Meldung ist von der Radio-Homepage verschwunden. Nach sieben Monaten. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte der Radiosender die Löschung, erklärte schriftlich, damals die Informationen über die vermeintliche FCA-Tätigkeit von Quistelli selbst erhalten zu haben. Für den Radiosender sei die Angelegenheit damit beendet.
Auch den Besuch eines internationalen Fußball-Kongresses in der ungarischen Hauptstadt Budapest stellte der 46-Jährige anders dar. Nach Informationen unserer Redaktion soll er sich da als Mitarbeiter des FCA ausgegeben haben. Quistelli bestritt dies: „Ich habe auf eigene Kosten und als italienischer Sportdirektor teilgenommen.“ Eine Anfrage an den Veranstalter blieb bisher unbeantwortet.
Anwalt des FC Augsburg schickte eine Abmahnung
Beim FCA will man der Angelegenheit keine große Aufmerksamkeit mehr schenken. Man sei nur verwundert, warum der angebliche Hackerangriff gerade jetzt bemerkt und korrigiert worden sei, kurz nachdem der beauftragte Anwalt eine Abmahnung an Quistelli geschickt habe.
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