4:0 gegen Wolfsburg: Der FC Bayern deklassiert den Lieblingsgegner
Gegen den Lieblingsgegner lässt der FC Bayern im letzten Spiel des Jahres nichts anbrennen und gewinnt 4:0. Lewandowski knackt einen weiteren Müller-Rekord.
Das Prinzip des Lieblingsgegners ist ziemlich vorhersehbar, kann aber auch recht unterhaltsam sein. Es beschwert sich ja auch keiner darüber, wenn Asterix mal wieder eine Truppe Römer vermöbelt oder wenn der Roadrunner den Koyoten zum hundertsten Mal in eine Schlucht stürzen lässt. Im Fußball sind zwar fast irgendwie alle Mannschaften der Lieblingsgegner des FC Bayern – ein Team tut sich aber diesbezüglich besonders hervor: der VfL Wolfsburg.
Von den letzten 24 Spielen gegen die Münchner verloren die Niedersachsen bis Freitagabend 21 und spielten zweimal unentschieden. Zum Jahresabschluss 2021 gab es für den VfL die Pleite Nummer 22: Mit 4:0 gewann der FC Bayern und setzte damit Borussia Dortmund unter Druck, das am Samstagabend bei der Hertha einen Sieg braucht, um nicht schon bis auf neun Punkte distanziert zu werden.
Müller ließ mit seinem Tor Giovane Elber hinter sich
Diesmal dauerte es gerade mal sieben Minuten, bis die Bayern das erste Mal jubeln konnten: Serge Gnabrys Schuss aus rund 25 Metern ließ Koen Casteels nur abprallen – Thomas Müller war aus kurzer Distanz zur Stelle und schob zum 1:0 ein. Es war das 134. Tor im 400. Bundesligaspiel für den Nationalspieler. Damit ließ er Giovane Elber in der ewigen Torjägerliste der Bundesliga hinter sich und steht nun allein auf Rang 22. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der im Vergleich zum Spiel gegen den VfB Stuttgart Upamecano und Sané für Coman (Muskelfaserriss) und Süle (Rückenschmerzen) brachte, hatte vor der Partie vor den kriselnden Wolfsburg gewarnt.
Diese seien „wie ein angeschlagener Boxer“, der für einen gefährlichen Punch gut sei – wenn man ihn denn lässt. Tatsächlich hatte Wout Weghorst nur eine Minute nach der Bayern-Führung die große Chance auf den Ausgleich. Der Niederländer hatte einen Steilpass vor Davies aufgenommen, scheiterte aber vom Fünfereck an Manuel Neuer. Eine zweite Gelegenheit dieser Kategorie sollte nicht mehr kommen. Danach spielte nur noch der FC Bayern.
Der stark defensiv eingestellten Mannschaft von Florian Kohfeldt war die Verunsicherung anzumerken – und sie hatte das Glück, dass es der FC Bayern bei seinen Abschlüssen lange zu schludrig anging. Die Statistik von 65 Prozent Ballbesitz und fast doppelt so vielen gespielten Pässen (397 zu 224) zur Halbzeit für den FC Bayern drückte nur bedingt aus, wie überlegen der Meister war.
Von ihrer extrem defensiven Grundordnung wichen die Wolfsburger auch bis weit in den zweiten Durchgang nicht ab. Beinahe wäre es Alphonso Davies mit einem Tempodribbling gelungen, den VfL-Riegel zu knacken. Letztlich blieb der Kanadier bei der spektakulären Aktion an der vielbeinigen Abwehr hängen (52.). Musiala hatte auf Zuspiel Lewandowski die große Chance zum 2:0, scheiterte aber (54.). Ein Tor lag in der Luft – und fiel dann doppelt. Zuerst köpfte Dayot Upamecano (57.) eine Müller-Hereingabe ein. Nur eine Minute später schlenzte Sané den Ball vom rechten Strafraumeck in den Kasten zum 3:0 – ein Traumtor (59.).
Lewandowski holte sich zwei Minuten vor Schluss einen Rekord
Blieb nur die Frage: Was ist mit Lewandowski? Der Pole trifft – wen wundert‘s – gegen Wolfsburg besonders gerne. Vor der Partie waren es 23 Tore in 20 Begegnungen, darunter der legendäre Fünferpack nach seiner Einwechslung. An diesem Freitagabend hätte Lewa mit einem Tor einen weiteren Rekord brechen können. Bislang waren ihm im Kalenderjahr 42 Treffer gelungen – so viele wie Gerd Müller in dessen Fabeljahr 1972. Von daher hätte es eigentlich keinen Gegner gegeben, der für den alleinigen Rekord besser geeignet wäre als Wolfsburg. Am Ende musste der Pole bis kurz vor Schluss zittern, ehe ihm nach vielen vergebenen Chancen der Schlussakkord des Spiels gelang: Zwei Minuten vor dem Ende vollendete Bayerns Nummer 9 zum 4:0-Endstand und zu seinem Treffer Nummer 43 im Jahr 2021. Das wäre aber auch ein Ding gewesen – gegen Wolfsburg.
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