Standesgemäß für den Anspruch der milliardenschweren Klub-WM ist dieses Duell allemal: Wenn am Dienstagabend (21 Uhr, Sat.1 und DAZN) der FC Bayern gegen Benfica Lissabon antritt, ist es das Aufeinandertreffen der beiden größten Vereine der Welt. Also zumindest dann, wenn es um Mitgliederzahlen geht. Der mit knapp 400.000 Mitgliedern größte Verein der Welt, der FC Bayern, tritt gegen die Nummer zwei des Erdballs an. Knapp 390.000 Menschen zahlen bei Benfica einen Mitgliedsbeitrag, erst vor einigen Jahren haben die Münchner die Portugiesen diesbezüglich überholt. Die Tabelle der Gruppe C ist dahingehend kongruent: Die Münchner führen sie mit sechs Punkten aus zwei Spielen an, dahinter folgt Benfica mit vier Punkten. Bedeutet: Der Sieger wird als Gruppensieger ins Achtelfinale des Wettbewerbs einziehen.
Ob das so günstig ist – daran sind zumindest zarte Zweifel erlaubt. Denn der Gegner des Klubs, der auf Rang zwei weiterkommt, steht schon fest: Flamengo Rio de Janeiro kann nach zwei Siegen gegen ES Tunis und den FC Chelsea etwas überraschend nicht mehr von Platz eins verdrängt werden. Gewinnt Bayern die Gruppe, ginge es gegen den Zweitplatzierten der Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um den Europa-League-Sieger Chelsea handeln könnte, ist durchaus gegeben. Eine einkalkulierte Niederlage, um einen vermeintlich schwereren Gegner zu vermeiden, wäre allerdings natürlich alles andere als Bayern-like – betonte auch Trainer Vincent Kompany vor dem Spiel: „Es geht um Bayern München. Es ist völlig unmöglich, nicht auf Sieg zu spielen. Wir spielen auf Sieg – hundertprozentig.“ Deswegen verbiete es sich, „zu kalkulieren“ und auf eine leichtere Ausgangslage zu hoffen. Positiver Nebeneffekt eines Sieges ist: Jeder Erfolg in der Gruppenphase wird mit zwei Millionen US-Dollar (1,74 Millionen Euro) belohnt, dazu gibt es für den Achtelfinaleinzug einen Zuschlag von 7,5 Millionen Dollar. Dem Sieger winken insgesamt sogar 125 Millionen Dollar, umgerechnet knapp 110 Millionen Euro.
In 13 Spielen gegen Benfica gewannen die Bayern zehnmal und verloren nie
Ohnehin gehört Benfica zu den Lieblinsgegnern der Münchner: In bislang 13 Partien gab es zehn Siege für den FCB, keinen einzigen für das Team aus dem Lissaboner Stadtteil Benfica. Das jüngste Aufeinandertreffen in der Champions League gewannen die Bayern im November durch einen Treffer von Jamal Musiala mit 1:0. Um das Mitwirken des Nationalspielers hatten die Münchner in den vergangenen Tagen gebangt – beim 2:1-Sieg gegen die Boca Juniors am Wochenende hatte der 22-Jährige noch verletzt ausgewechselt werden müssen. Die Gestik von Joshua Kimmich verhieß dabei nichts Gutes: Der 30-Jährige zeigte auf die Wade Musialas, bevor dieser das Spielfeld verlassen musste. Musiala, der gerade erst eine Verletzung überstanden hatte und gegen die Argentinier eingewechselt worden war, musste 25 Minuten später wieder ausgewechselt werden. Laut Sky-Informationen machte Musiala am Sonntag das Training wieder mit.
Ob der zuletzt arg beanspruchte Spieler aber auch wirklich zum Einsatz kommt, darf bezweifelt werden: Kompany deutete an, dass einige Ersatzspieler einen Einsatz bekommen könnten. Der Portugiese Joao Palhinha etwa hat im bisherigen Turnier noch keine Sekunde gespielt. Das ändere, so Kompany, aber nichts am Anspruch, als Sieger vom Feld zu gehen. Regeneration könnte angesichts der Temperaturen in den USA ein wichtiger Faktor werden: In Charlotte, dem Austragungsort der Partie gegen Benfica, werden am Dienstag wieder Temperaturen von bis zu 37 Grad erwartet.
Gegen Auckland City zofften sich Benfica-Trainer Lage und Spieler Kökcü live im TV
Für Benfica, das in der vergangenen Saison Vizemeister wurde, steht hingegen das Weiterkommen auf dem Spiel. Die Boca Juniors könnten bei einem hohen Sieg gegen Auckland City und einer gleichzeitigen Niederlage der Portugiesen gegen die Bayern noch das Ticket fürs Achtelfinale lösen. Die Stimmung innerhalb des Benfica-Teams ist aber selbst nach dem 6:0 gegen Auckland nicht die beste, wie eine Szene aus der Partie gegen die Neuseeländer zeigte.
Nach gut einer Stunde Spielzeit hatte Benfica-Coach Bruno Lage seinen Mittelfeld-Spieler Orkun Kökcü ausgewechselt und für ihn einen alten Bekannten aus Bayern-Zeiten gebracht: Roberto Sanches. Über das vorzeitige Ende seines Arbeitstags war Kökcü sichtlich verärgert, verweigerte seinem Trainer den Handschlag bei der Auswechslung. Als Sanches kurz danach das 3:0 erzielte, drehte sich Trainer Lage in Richtung des Türken um und richtete einige Worte an diesen. Das wiederum gefiel Kökcü nicht. Vor den TV-Kameras lieferten sich Spieler und Trainer einen heftigen Disput. Nach der Partie versuchte Bruno Lage, den Vorfall herunterzuspielen, sprach von einem natürlichen Ehrgeiz, der Vorfall habe keinerlei Folgen. Es gab schon Glaubwürdigeres zu hören.
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