Schmerz ist ein herausragender Motivator. Zumindest für viele Leistungssportler. Dabei ist es nicht die körperliche Pein, die Athleten zu Höchstleistungen antreibt. Die sind eher notwendiges Übel. Schmerzhaftes Training resultiert aus der Erkenntnis, dass es für Siege notwendig ist. Top-Athleten aber lieben nicht nur das Gewinnen, sie hassen das Verlieren. Pleiten werden als persönliche Demütigungen empfunden. Niemand lässt sich gerne demütigen – und vor allem nicht wiederholt. Das ist aus Sicht des FSV Mainz eine schlechte Voraussetzung, wenn die Mannschaft am Samstag beim FC Bayern antritt (15.30 Uhr, Sky).
In der Vorrunde nämlich gewann die Mannschaft von Trainer Bo Henriksen mit 2:1 gegen die Münchner und fügte dem bajuwarischen Ensemble somit eine von bisher lediglich zwei Liga-Niederlagen in dieser Saison zu. „Man muss fairerweise sagen, dass die Ergebnisse hochverdient sind“, sagt Münchens Trainer Vincent Kompany über das Überraschungsteam der Liga, das sich auf Platz sechs liegend noch Hoffnungen auf die Qualifikation für die Champions League machen kann. Allerdings haben die Mainzer keines ihrer vergangenen vier Ligaspiele gewonnen und so eine noch bessere Ausgangsposition im Saisonendspurt verspielt.
FC Bayern sinnt gegen FSV Mainz auf Revanche
Auf einen möglichen Formverlust ihres Gegners wollen sich die Münchner aber freilich nicht verlassen. Sie sinnen aus reiner Eigenmotivation auf eine Revanche. „Gegen Mainz ist alles so gelaufen, wie es laufen musste für Mainz und für uns war es kein gutes Spiel. Gegen Mainz waren wir nicht besser“, erinnert sich Kompany. Das Gute aber sei: „Deswegen gibt es ein Rückspiel.“ Also, um die Verhältnisse wieder in einen Zustand zu rücken, den man in München als gerade bezeichnet.
Sollte das Ansinnen auf Satisfaktion gelingen, könnten für die Münchner außer dem guten Gefühl des Sieges auch noch weitere glückselige Momente folgen. Schließlich stünden die Bayern als Meister fest, wenn zeitgleich Leverkusen nicht gegen den FC Augsburg gewinnt. Für die meisten der Münchner Spieler wäre das kein völlig neues Gefühl, nach einem Jahr der Abstinenz aber wäre die Freude womöglich noch ein wenig größer als in den vergangenen Dauersieger-Jahren.
Für Max Eberl und Vincent Kompany aber wäre es der erste Titel als Verantwortliche im Dienste der Münchner. „Ich bin mir relativ sicher, dass etwas vorbereitet wird“, so Sportvorstand Eberl bezüglich möglicher Meister-T-Shirts oder dergleichen. Er aber „möchte davon nichts wissen“. Genauso wie Kompany keine Vorkehrungen getroffen hat, um für die obligatorische Bierdusche gewappnet zu sein. „Mir ist nur das Spiel wichtig. Andere Szenarien habe ich nicht im Kopf“, versichert der Trainer glaubhaft. Gänzlich neu aber wären ihm Feierlichkeiten nicht. Als Spieler gewann er unter anderem vier Meisterschaften mit Manchester City. Außerdem legt er Wert darauf, auch als Trainer schon einen Titel errungen zu haben. Mit dem FC Burnley wurde er Zweitliga-Meister in England und stieg in die Premier League auf. Weil in Deutschland dieser Erfolg seiner Meinung nach aber nicht genug gewürdigt wird, sagt er: „Aber okay, dann war die Parade in Burnley umsonst.“ War sie natürlich nicht. Zeigt aber, dass auch der Stolz des ja wirklich sehr bescheidenen Kompany verletzt werden kann. Verletzungen erzeugen Schmerz. Und der motiviert.
Einsatz von Thomas Müller für den FC Bayern ist fraglich
Auch deswegen ist davon auszugehen, dass Thomas Müller hoch motiviert ist, am Samstag sein 500. Bundesligaspiel zu absolvieren. Der Offensivspieler hat deutlich durchscheinen lassen, dass ihn die verweigerte Vertragsverlängerung beim FC Bayern getroffen hat. Seitdem folgten unter anderem zwei Champions-League-Spiele gegen Inter Mailand, in denen Müller zu den auffälligsten Münchnern gehörte. Allerdings wird er gegen Mainz vorerst wahrscheinlich auf der Bank Platz nehmen. Schließlich fehlte er zuletzt krankheitsbedingt im Training. Kompany aber geht davon aus, dass der 35-Jährige zumindest im Kader steht: „Ich glaube, Thomas wird mit seiner Erfahrung und seiner Mentalität zur Verfügung stehen.“
Müller war unter anderem dabei, als die Bayern 2012 ihr Finale dahoam verloren. Er war es, der seine Mannschaft scheinbar auf Siegkurs geköpft hatte. Es kam anders. Der Schmerz der Münchner war groß. Ein Jahr später gewannen sie die Champions League. Aus Verletzungen kann Großes entstehen. Ein Sieg gegen Mainz wirkt daneben geradezu nichtig. Und doch kann auch er einen Titel zur Folge haben.
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