Max Eberl ist ein großer Freund von Daten. Das kommt ihm in seiner Eigenschaft als Sportvorstand des FC Bayern entgegen, in Verhandlungen hilft auch hier eine nützlich eingestreute Statistik. Ein Fakt, den Eberl vor dem Spiel des FC Bayern bei seinem ehemaligen Verein Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr, Sky) bemühte, dürfte seinem Arbeitgeber aber weniger gefallen. „Ich habe mal eine Statistik gemacht und gesehen, dass Gladbach der Verein ist, der die Bayern zuletzt am meisten geärgert hat und die meisten Siege eingefahren hat.“ Tatsächlich ärgerten die Gladbacher die scheinbar übermächtigen Bayern ein ums andere Mal, etwa beim 5:0-Pokalsieg im Oktober 2021. Insgesamt gewann Gladbach elf der jüngsten 30 Spiele, der FCB fuhr nur zwei Siege mehr ein – keine schlechte Quote aus Gladbacher Sicht. Eberls mit einem Lächeln vorgetragene Schlussfolgerung: „Vielleicht hat man mich auch deshalb geholt, damit das nicht mehr passiert.“
Also am besten eben schon am Samstagabend, wenn die Bayern zum ersten Spiel des neuen Jahres im Borussia Park antreten. Für Eberl ist es die erste Rückkehr nach Gladbach als Bayern-Vorstand. 23 Jahre verbrachte der gebürtige Niederbayer in Mönchengladbach – als Spieler, Nachwuchskoordinator und die letzten 13 Jahre als Sportdirektor. Dass sich nach seinem Abschied auch Kritik an ihm entzündete, dürfte Eberl nicht entgangen sein: „Ich kann nicht beeinflussen, wie andere denken und wie sie reagieren.“ An seinem Verhältnis zur Borussia würde auch das nichts ändern: „Gladbach ist ein Verein, der in meinem Herzen ist. Ich habe hier unglaublich viel erlebt und gelernt, hatte eine großartige Zeit mit den Menschen.“ Unter Eberl wurde Gladbach vom Abstiegskandidaten zum Dauergast im Europapokal.
Thomas Müller darf selbst über seine Zukunft entscheiden
Beim FC Bayern sind die Ansprüche bekanntlich nochmals höher. Ein Sieg am Niederrhein soll der erste von vielen Schritten auf dem Weg zu Titeln sein, wie Trainer Vincent Kompany bekräftigte. Der Belgier steht vor seiner ersten Rückserie als Bundesliga-Trainer und betonte einerseits die Stärke, die der FC Bayern im alten Jahr ausgestrahlt hatte, betonte aber auch: „Jetzt beginnt der zweite Teil, da werden die Trophäen und Titel gewonnen.“ Es gehe darum, sich für die harte Arbeit zu belohnen: „Ich möchte eine Mannschaft sehen, die sich verbessern möchte. Wir wollen noch weniger Gegentore kassieren, noch mehr Tore selbst schießen.“
Weil es für eine gute Mannschaft bekanntlich auch das entsprechende Personal braucht, wird in den kommenden Wochen nicht nur Kompany, sondern eben auch Eberl gefragt sein. Bei gleich mehreren Spielern läuft der Vertrag aus, bei den meisten drängt der FC Bayern auf eine Vertragsverlängerung. Bei Alphonso Davies, bei dem die Schar der Transferexperten schon einen ablösefreien Wechsel nach Madrid prognostiziert hatte, scheint nun vieles auf einen Verbleib in München hinzudeuten. Eberl sagte über den Kanadier: „Wir arbeiten sehr intensiv daran, sowohl die Spielerseite als auch wir. Das ist ein gutes Zeichen. Es heißt, dass Interesse von beiden Seiten vorhanden ist. Wann es über die Ziellinie geht, kann ich nicht sagen.“ Auf die Nachfrage hin, wann es bei Davies potenziell Vollzug geben könnte und ob dies vielleicht noch in dieser Woche der Fall sei, antwortete Eberl mit einem Nein – zumindest dann, wenn mit dieser Woche bis Sonntag gemeint sei.
Aber nicht nur bei Davies, sondern auch bei den Kandidaten Joshua Kimmich, Leroy Sané Jamal Musiala, Manuel Neuer und Thomas Müller sei klar: Je früher eine Entscheidung da ist, desto besser. „Keiner hat Interesse, dass uns Spekulationen stören.“ Zumindest im Fall von Müller erwartet Eberl aber sehr kurze Vertragsverhandlungen. Die Bayern-Ikone dürfe selbst entscheiden, wie es weiter geht. „Er braucht nicht großartig zu verhandeln. Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, dann schauen wir uns tief in die Augen, schauen uns den Kader an und dann wird es weitergehen.“
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