"Die Fassade bricht zusammen": Pressestimmen zum Fall Hoeneß
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Es geht um mögliche Steuerhinterziehung. Hier die Pressestimmen zum Fall Hoeneß:
Spiegel: "Fall aus maximaler Höhe: Patriarch mit Herz, Kämpfer gegen Korruption, dazu vom sportlichen Erfolg verwöhnt - noch nie war Uli Hoeneß so respektiert und angesehen wie zuletzt. Die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung können all dies zerstören. Das Bild des guten Menschen vom Tegernsee wäre dahin. (...) Hoeneß hat sich selbst die Fallhöhe geschaffen, aus der er stürzen würde. Es gibt keine größere im deutschen Fußball."
Bild: "ULI, DU TOR! Der Mann, der immer wieder großzügig an soziale Einrichtungen spendet und von anderen Anstand und Sitte fordert, ist ein Steuersünder. Einer, der offenkundig Millionensummen auf einem Schweizer Schwarzgeld-Konto gebunkert und so vor dem deutschen Fiskus versteckt hat. Diese Meldung des Nachrichtenmagazins „Focus“ schockt nicht nur die Fußball-Welt."
"Uli Hoeneß polarisiert"
Abendzeitung: "Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat einen sehr guten Ruf zu verlieren - mindestens: Er hat den FC Bayern groß gemacht. Sein fußballerisches Gespür gepaart mit finanziellem Fachwissen haben den Verein zu einem der erfolgreichsten in Europa gemacht. Klar, der ehemalige FC Bayern-Manager polarisiert. Aber sein Ruf war bisher untadelig, seine Kompetenz unbestritten. Und sein leises soziales Engagement wird von allen Beteiligten gerühmt."
Merkur: "Viele hätten sich Uli Hoeneß sogar als Bundespräsidenten vorstellen können, allemal als besseren Politiker als die, die wir in Deutschland haben. (...) Jetzt bewegen sich die Gefühle der Menschen für Uli Hoeneß zwischen Mitleid und Verachtung. Ein Absturz aus dem Nichts, ohne Vorzeichen - und mit noch nicht vorhersehbaren Folgen. Mit der Steuerlüge hat Hoeneß' mächtige Stimme die Glaubwürdigkeit verloren. Ein Mensch wie Uli Hoeneß wird unter dieser bitteren Erkenntnis leiden."
Welt: "Nun bricht die schöne Fassade zusammen. Hoeneß wird vom Paulus zum Saulus. Ein Steuerhinterzieher soll er sein. Ein geheimes Konto in der Schweiz, Selbstanzeige. Hoeneß rückt damit in die unrühmliche Riege eines Klaus Zumwinkel oder Paul Schockemöhle auf. Doch bei ihm wiegt es schwer, viel schwerer als bei manch anderem. Denn die Moral, die Hoeneß predigte, wird nun als Doppelmoral entlarvt."
Stern: "Nach einer Selbstanzeige beim Finanzamt geht es für den Präsidenten des FC Bayern München nicht nur um Geld und Straffreiheit, sondern auch um sein Ansehen, das nach den Enthüllungen des Wochenendes mehr als angekratzt ist. Das öffentliche Bild des streitbaren Vordenkers und populären Klartextredners mit hohen Wertvorstellungen über den Fußball hinaus muss womöglich ganz neu gezeichnet werden."
Zeit: "Auf Moral legte Hoeneß großen Wert, sie war sein Instrument. Zuletzt wollte er mehr sein als ein Fußballpräsident, sprach in Talkshows und auf Wirtschaftskongressen von sozialen Pflichten, Disziplin, Kaufmannsethik. (...) Ein Mann mit Fallhöhe. Wie tief der wohlmeinende Patriarch nun fällt, ist noch offen."
Tagesspiegel: "Auch du, Uli? - Uli Hoeneß war manchmal arrogant, aber immer auch menschlich und integer. Jetzt wird gegen ihn wegen Steuerhinterziehung ermittelt, es ist von mehreren hundert Millionen Euro die Rede. Eine menschliche Enttäuschung."
Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Es ist nicht irgendein Steuerfall, es ist einer aus großer Höhe. Uli Hoeneß stellt sich oft als moralische Instanz nicht nur im Fußball dar. Doch die Demaskierung seiner Galionsfigur schadet nur Hoeneß, dem FC Bayern nicht."
Südwest-Presse: "Uli Hoeneß, der ehrgeizige und bisher untadelige Metzgersohn aus Ulm, ist ein Steuerhinterzieher. Sollte sich der bisherige Verdacht bestätigen, sogar einer der üblen Sorte. Einer jener Herren, die in verschwiegenen Steuer-Oasen etliche Millionen Euro am deutschen Fiskus vorbei bunkern. Die zum Schaden der Gesellschaft dem Staat jenes Geld vorenthalten, mit dem Schulen, Universitäten, Krippenplätze gebaut werden könnten."
Berliner Zeitung: "Ja, der Schaden, den Uli Hoeneß mit seiner Habsucht angerichtet hat, ist immens. Für ihn selbst, weil er das von ihm energisch gepflegte Image vom Vorzeigedeutschen nicht nur befleckt, sondern ad absurdum geführt hat. Für seinen Verein, den er als tugendhaftes Vorbild immer wieder gegen das Böse in der Fußballwelt ins Feld führte, nun aber mit entsprechenden Kontern rechnen muss. Aber auch für den deutschen Fußball, für dessen gute Reputation der so unglaublich integre Uli Hoeneß in den vergangenen Jahren als Symbolfigur immer wieder ins Licht gestellt wurde."
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