Für Guardiola steht es beim FC Bayern noch unentschieden
Der Spanier Josep "Pep" Guardiola übernahm die Münchner vor zwei Jahren auf dem Gipfel. Ein schlechter Startplatz. Das hat nun auch das Trainer-Genie erfahren müssen.
Für den FC Bayern ist die Fußball-Saison zu Ende. Es sind zwar noch zwei Bundesliga-Spiele zu absolvieren, aber für den deutschen Rekordmeister ist nichts mehr zu tun, was seinen Ansprüchen genügen könnte. Die hohen Feste der Branche, Champions-League- und DFB-Pokalfinale, finden ohne den deutschen Primus statt. Was bleibt, sind zwei Partien gegen Freiburg und Mainz sowie die Meisterfeier auf dem Münchner Rathausbalkon. Letzteres ist Münchner Standard und weniger, als sich der Verein erwartet hat. Weniger sogar als vergangenes Jahr. Vor allem aber ist es weniger, als es die beängstigende nationale Dominanz mit berauschenden Münchner Auftritten versprochen hatte.
Geht es mit dem FC Bayern unter dem Strich also bergab, während darüber die Ästhetik des Bayern-Spiels Strategen und Feingeister applaudieren lässt? Eine Frage, die an Pep Guardiola zu richten wäre. Aber keiner mag sie stellen.
Der Spanier genießt am Ende seines zweiten Amtsjahres in der Klub-Führung und auf den Rängen weiter großes Ansehen. Dass der Verein zuletzt schwieg, als nach dem 0:3-Debakel in Barcelona eine Manchester-City-Offerte für den Trainer durch die Medien geisterte, mag mancher als Absetzbewegung interpretiert haben. Tatsächlich haben die Münchner dem 44-Jährigen nur das Feld für ein Treuebekenntnis überlassen.
Guardiola: Trainer mit Hingabe und Herz
Die Menschen mögen Guardiola. Seine edlen Anzüge, aber auch die entspannte Art, in der er vor zig Millionen TV-Zuschauern eine geplatzte Hosennaht ignoriert. Selbst fußballferne Schichten nennen ihn Pep, seit er seine erste Pressekonferenz im Ringen mit der deutschen Sprache bestritt. Diesen Kampf kämpft er noch immer. Oft über die Grenzen des Verständlichen hinaus. Andererseits öffnet ihm diese Hingabe Herzen und macht ihn so sympathisch wie einst den radebrechenden Giovanni Trapattoni. Wie der Italiener stellt auch der Spanier den Verein über alles.
Sie haben nicht vergessen, dass Guardiola den FC Bayern nach dem Gewinn von Meisterschaft, Pokal und Champions League auf dem Höhepunkt übernommen hat. Was bleibt da noch, als die alten Gipfel ein zweites Mal zu erklimmen? Bestenfalls leichtfüßiger, eleganter, ästhetischer. So hat sich Guardiola aufgemacht, das Schöne mit dem Erfolgreichen zu verbinden. Das Schöne ist ihm gelungen, weil er den Bayern-Bossen die Verpflichtung von Edeltechnikern wie Thiago und Bernat abgerungen hat. Am Erfolgreichen ist er erst einmal gescheitert.
Guardiolas Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2016
Dazu haben auch Umstände beigetragen, für die er nichts konnte. Absurde und schicksalhafte. Dass die Münchner im Pokal-Halbfinale an Dortmundern gescheitert sind, ist ein Treppenwitz der Pokalgeschichte. Dass sie gegen Barcelona ohne Robben, Ribéry, Alaba und Badstuber auskommen mussten, hat ihre Finalchancen von vorneherein dahinschmelzen lassen.
Ob Guardiola Bayern irgendwann als Triumphator verlässt, so wie er sich aus freien Stücken aus Barcelona verabschiedet hat, wird seine dritte Saison entscheiden. Sein Vertrag läuft bis 2016. Im Sommer soll über eine Verlängerung verhandelt werden. Um es mit Karl-Heinz Rummenigge zu formulieren: Der FC Bayern wäre gut beraten, die Zusammenarbeit zu verlängern. Guardiola als Auslaufmodell mit zwölfmonatiger Verfallszeit würde den Trainer zur lame duck machen. Der Verein benötigt das Gegenteil. Er steht vor der Aufgabe, die Mannschaft zu verjüngen. Robben, Ribéry, Alonso, Schweinsteiger oder Lahm sind 30 und älter. Geld für den Umbau ist vorhanden. Allein der Ausrüster Adidas überweist in den nächsten 15 Jahren 900 Millionen Euro – die Voraussetzung für neues Münchner Gipfelglück.
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