Kobra, Euro-Eddy und das Metronom: So gehen Wunder
Ja, es braucht nicht weniger als ein Wunder heute für den FC Bayern gegen Barcelona. Wunder sind selten. Aber es gibt sie. Hier einige der schönsten.
Nach dem 0:3 beim FC Barcelona, muss der FC Bayern heute das Rückspiel ebenfalls mit 3:0 gewinnen, um sich zumindest in die Verlängerung zu retten. Unwahrscheinlich, dass die Offensivabteilung der Katalanen kein Tor schießt. Bei einem Gegentreffer müssten die Bayern schon mindestens fünf Tore schießen. Das ist unmöglich. Aber was ist schon unmöglich?
Ein kurzer Rückblick auf einige der größten Europapokal-Wunder. Mit dabei: Eine Kobra, Euro-Eddy und das Metronom.
1980: Erste Runde Pokal der Pokalsieger: Der Monster-Joker
Der FC Carl Zeiss Jena steht vor dem Aus in der ersten Runde des Europapokals. Das Auswärtsspiel hatte die von Hans Meyer trainierte Elf auswärts beim AS Rom 0:3 verloren. Doch die Mannschaft aus der DDR hatte Lust auf weitere Fahrten ins europäische Ausland. In der ersten Halbzeit des Rückspiels führte man schnell 2:0. Noch mehr Optimismus machte sich bei den 16.000 Zuschauern breit, als Roms Roberto Scarnecchia in der 50. Minute die Rote Karte sah. Doch 20 Minuten vor Schluss, waren die Jenaer immer noch zwei Tore vom Weiterkommen entfernt. Meyer wechselte Andreas Bielau ein. Der traf eine Minute später zum 3:0 und machte drei Minuten vor dem Ende mit dem 4:0 den Einzug in die zweite Runde perfekt. Am Ende kam die Meyer-Elf bis ins Finale, verlor das allerdings mit 1:2 gegen Tiflis.
1988: Finale des Uefa-Cups: Mit dem Glauben des Sirs
Es war wahrlich kein leichter Weg, der Bayer Leverkusen ins Finale geführt hat. Mit Bremen, dem FC Barcelona und Feyenoord Rotterdam hat die Mannschaft einige der damals stärksten Mannschaften Europas ausgeschaltet. Im Finale scheint dann Espanyol Barcelona aber einfach zu stark zu sein. Im Hinspiel (damals gab es das auch im Finale) wird Bayer demontiert, verliert mit 0:3. Und auch wenn Coach Erich Ribbeck beim Heimflug sagt, es sei noch nichts verloren, will man nicht so wirklich dran glauben. Das Rückspiel scheint die Skepsis zu bestätigen. Zur Halbzeit steht es noch 0:0. Doch dann treffen Tita und Falco Götz. Noch ist eine runde halbe Stunde zu spielen. Doch bis zur Schlussphase will sich nicht mehr viel tun. Bis Bum-kun Cha neun Minuten vor dem Abpfiff das 3:0 schießt. Verlängerung. Elfmeterschießen. Leverkusen gewinnt.
1988: Achtelfinale des Uefa-Cups: Auge und die Kobra
Das Hinspiel war eine einzige Demütigung. Die Bayern hatten keine Chance gegen abgezockte Italiener. Die vor der Saison aus München zu Inter Mailand gewechselten Andreas Brehme und Lothar Matthäus passten sich perfekt in das Defensivkonzept von Verteidigungskünstler Giovanni Trapattoni ein. 2:0 gewinnt Inter im Münchner Olympiastadion. Das Rückspiel stellen sich die Italiener als gemütliches Auslaufen vor. Die Bayern nicht. Mit Johnny Ekström, Jürgen Wegmann und Roland Wohlfarth stellt Coach Jupp Heynckes drei Stürmer auf. Wohlfahrth macht nach 33 Minuten das 1:0. Die Italiener werden nervös. Vier Minuten später schraubt sich Klaus Augenthaler in eine Flanke und wuchtet den Ball aus elf Metern ins Tor (Im Video ungefähr ab 3.00 Min). Weitere vier Minuten darauf schießt Wegmann anch Vorarbeit von Stefan Reuter und Ekström zum 3:1 ein. Inter kommt zwar noch vor der Halbzeit zum Anschlusstreffer, dabei bleibt es aber bis zum Schlusspfiff.
1993: 2. Runde Uefa-Cup: Euro-Eddy
Im Kahn ein Titan und vorne Euro Eddy. So schafft der Karlsruher SC das Wunder gegen den FC Valencia. Die Badener waren nach dem 1:3 im Hinspiel schon so gut wie ausgeschieden. Die Karlsruher Mannschaft galt bis dato als recht biedere Truppe. Das änderte sich im Rückspiel. Es war das Spiel des Edgar Schmitt, der fortan nur noch Euro-Eddy genannt werden sollte. Nach 34 Minuten steht es 2:0 für den KSC. Beide Tore erzielte Schmitt. Nach 90 Minuten steht ein 7:0 auf der Anzeigetafel. Vierfacher Torschütze: Euro Eddy. Der Karlsruher SC kommt am Ende bis ins Halbfinale.
2005: Champions-League-Finale: Das Metronom bringt die Wende
Das Endspiel sah nach 45 Minuten nach einer klaren Angelegenheit aus. Der AC Mailand lieferte eine Machtdemonstration ab und führte vollkommen verdient mit 3:0. Dann kam Dietmar Hamann, genannt: das Metronom. Weil er immer so zuverlässig spielte (und auch kaum zu einem Rhythmuswechsel fähig war). Er sollte Ruhe in das nervöse Liverpooler Spiel bringen, die komplette Demontage verhindert. Es wurde der größtmögliche Triumph. Gerrard, Smicer und Xabi Alonso (ja, eben jener, der heute für den FC Bayern aufläuft) trafen bis zur 60. Minute zum 3:3. Fortan war es ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Am Ende setzte sich Liverpool im Elfmeterschießen durch. AZ
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