Nach der Pleite in Porto: Jetzt ist Guardiola gefordert
Pep Guardiola verfolgte die Pleite in Porto seltsam lethargisch. Statt Kritik ernteten die Verlierer Zuspruch. Beim Rückspiel ist nun auch der Bayern-Trainer gefordert.
Erst war der Schock auf dem Rasen, dann der Versuch, das Geschehen rational zusammenzufassen, und am Ende stand der Trotz. Der FC Bayern hatte am Mittwochabend im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Porto eine seiner schwärzesten Stunden erlebt, sich bei der 1:3-Niederlage verschlafen, ideenlos, auf seltsame Weise konfus präsentiert.
FC Bayern: Zurück zur mia-san-mia-Mentalität
Zu allem Überfluss war die desolate Vorstellung auch noch gespickt mit hanebüchenen, entscheidenden individuellen Fehlern. Doch als die Münchner die Stadt am Atlantik donnerstags um die Mittagszeit verließen, waren sie bereits wieder von der bayerischen mia-san-mia-Zuversicht beseelt, es im Rückspiel am Dienstag in der Allianz-Arena doch noch umbiegen zu können.
Voran ging da natürlich wieder Thomas Müller. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte er noch reichlich geknickt den eigenen Auftritt kritisiert. „Das Ergebnis“, so Müller, „sagt oft etwas über die Leistung aus – heute auf jeden Fall.“ Am frühen Donnerstagmorgen dann verabschiedete sich Müller vom Bankett des FC Bayern im Teamhotel so: „Wir sind ja immer noch der FC Bayern und zu Hause eine starke Mannschaft. Wir werden am Dienstag alles raushauen.“ Und damit auch das klar ist: „Es wäre kein Fußball-Wunder, wenn wir zu Hause 2:0 gewinnen sollten.“
Pep Guardiola: In Porto so lethargisch wie seine Mannschaft
Vor Müllers starken Worten hatte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in seiner Bankettrede die Kicker in Schutz genommen. „Ich bin nicht bereit, die Mannschaft zu kritisieren. Das sind 13, 14 Spieler, die wir im Moment noch gesund haben und die seit Wochen dreimal die Woche spielen“, sagte Rummenigge. Da sei es normal, dass der Tag komme, „wo du ein bisschen kaputt bist.“ Verständlich, nur doof eben, dass dies ausgerechnet in Porto passiert ist.
Es wäre wohl wenig hilfreich gewesen, hätte Rummenigge den Verlierern noch eins auf die Mütze gegeben. Für so etwas gab es früher Franz Beckenbauer, dessen Zorn ausgebuffte Profis bei der Ehre packen konnte. Rummenigge taugt hierfür nicht, das ist nicht seine Art, zumal er ja auch die Hoffnung auf den Halbfinaleinzug nicht aufgegeben hat. Also sagte der Vorstandsvorsitzende, er habe weiter „großes Vertrauen zu dieser großartigen Mannschaft und zu diesem großartigen Trainer“.
Womit wir bei Pep Guardiola wären. Den Katalanen kennt die Fußballszene als laufstarken, gestenreichen Seitenlinienflitzer. Und in Porto? Meist hatte Guardiola die Hände in den Hosentaschen vergraben und schaute stumm dem Geschehen zu - lethargisch wie seine Mannschaft, ein Pep ohne Pep. Jetzt ist Guardiola gefordert, will er mit dem FC Bayern ein Jahr nach dem krachenden Halbfinal-K.o. gegen Real Madrid (0:1, 0:4) nicht schon in der Runde der letzten Acht die Segel streichen müssen.
Neuer Versuch: Nach sechs Tagen folgt das Rückspiel
Vor der Presse am Mittwochabend im Drachenstadion waren die Hände wieder aktiv. Guardiola fuhr sich mit der Linken übers Kinn, massierte die Unterlippe, kratzte sich hinterm Ohr, unangenehm schien ihm das alles, weil das Spiel so ärgerlich, so unverständlich war. Ein Alonso gibt den Ball in Kreisklassenkickermanier her, ein Dante kann einen harmlosen Querpass nicht stoppen, und schon steht es 0:2 nach gerade zehn Minuten. „Wir wollten Kontrolle übers Spiel“, sagte Guardiola, „doch dann waren da die beiden schnellen Tore.“
Deren negative Wirkung habe man nicht mehr wegbekommen, nur eine kurze Phase um Thiagos Anschlusstreffer (28.) herum, sei eines FC Bayern würdig gewesen. Den Kopf auf die Hände gestützt kam von Guardiola allerdings nicht mehr als ein lapidarer Hinweis: „Wir haben jetzt sechs Tage Zeit, die müssen wir nutzen und es dann im Rückspiel noch mal probieren.“
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