i
Foto: Peter Steffen, dpa
Foto: Peter Steffen, dpa

Trainer Niko Kovac wechselt von Frankfurt nach München. Er gilt als Arbeiter unter den Bundesliga-Trainern.

Porträt
13.04.2018

Niko Kovac - die Bayern-Familie hat ihn wieder

Von Anton Schwankhart

Niko Kovac hat zwei Jahre für die Münchner gespielt. Wie so viele ehemalige Akteure kehrt er nun zurück und löst Jupp Heynckes als Trainer ab.

Es gibt eine wunderbare Szene in der Karriere von Niko Kovac. Sie spielt im Mai 2016. Eintracht Frankfurt hat sich gegen den 1. FC Nürnberg vor dem Abstieg gerettet. Die Eintracht-Spieler feiern frenetisch den Klassenerhalt. Die Nürnberger hocken mit leerem Blick auf dem Rasen. Frankfurts Trainer Niko Kovac läuft aufs Spielfeld – aber nicht zu den eigenen Leuten. Er geht zu den Nürnbergern, tröstet und nimmt Spieler in den Arm. Weil solche Gesten in der Branche selten sind, gab es dafür den Fair-Play-Preis des Deutschen Sports.

Niko Kovac - ein feiner Fußballer und charakterfester Trainer

Was Niko Kovac betrifft, fügt sich die Geschichte in die Vita eines feinen Fußballers und charakterfesten Trainers, der nach christlichen Werten lebt, sich an der Bibel orientiert und bei aller Leidenschaft auf Haltung achtet. Zudem ist der 46-Jährige in der Lage sich auch vor Kameras und Mikrofonen Gedanken klar zu äußern, was nicht jedem seiner Trainerkollegen gelingt.

Das wichtigste aber für die Entscheidung des FC Bayern ihn als Nachfolger von Jupp Heynckes nach München zu holen: Kovac hat Erfolg. In den vergangenen zwei Jahren hat er mit der Eintracht einen Abstiegskandidaten zum Europa-League-Anwärter geformt, ohne dafür die üblichen Millionensummen auszugeben, die in Frankfurt sowieso nicht vorhanden sind. Er hat dies stetig und unaufgeregt getan, was ihm Respekt und Sympathie eingetragen hat.

Nun aber geht er, weil sein bis 2019 laufender Vertrag eine Ausstiegsklausel als Schlupfloch besitzt. Kovac kehrt nach München zurück, wo er von 2001 bis 2003 gespielt hat. Ob er sich in den zwei Jahren bereits den begehrten Status eines Mitglieds der FC-Bayern-Familie erworben hat, ist offen. Bekannt aber ist, dass die Münchner Unternehmensstrategie vorsieht, ehemalige Kicker in den Betrieb zurückzuholen.

Begleitet Robert Kovac seinen Bruder Niko nach München?

Seine erfolgreichste Zeit als Spieler hatte Niko Kovac allerdings nicht in München sondern in Berlin, seiner Heimatstadt. Seine Eltern waren aus dem damaligen Jugoslawien ausgewandert und hatten sich im Wedding niedergelassen. Niko und sein drei Jahre jüngerer Bruder Robert zeigten früh fußballerisches Talent. Beide schafften den Sprung in die Bundesliga. Gemeinsam trugen sie die Bayern-Farben und in mehr als 80 Länderspielen das Trikot der kroatischen Nationalelf.

Lesen Sie dazu auch
30 Bilder
Foto: dpa
Das waren die Trainer des FC Bayern München seit 1965
zurück
Foto: dpa

Zlatko "Tschik" Cajkovski trainierte die Bayern von 1965 bis 1968 und war verantwortlich für die Achse Maier-Beckenbauer-Müller. Cajkovski starb 1998 im Alter von 74 Jahren.

Foto: dpa

Branko Zebec trainerte die Mannschaft bis 1970. Er holte 1969 die erste Meisterschaft mit dem FC Bayern, setzte auf dem Weg dorthin nur 13 Spieler ein und holte auch das Double.

Foto: dpa

Bis 1975 trainierte Udo Lattek die Münchner. 1974 holte er zum ersten Mal mit dem FC Bayern die Europapokal der Landesmeister.

Foto: dpa

Es übernahm Dettmar Cramer, der den FC Bayern zu zwei weiteren Erfolgen im Europapokal führte.

Foto: Bongarts, Getty Images

Im Jahr 1977 übernahm Guyla Lorant den FC Bayern. Seine Zeit bis 1979 war von wenig Erfolg aber einigen lustigen Sprüchen geprägt.

Foto: dpa

Von 1979 bis 1983 übenahm der Ungar Pal Csernai die Mannschaft. Mit ihm kehrte der Erfolg nach München zurück. Die Münchner wurden Meister und Pokalsieger.

Foto: dpa

Zwischen dem 17.Mai und 30. Juni 1983 übernahm interimshalber Reinhard Saftig die Münchner.

Foto: dpa

Ihm folgte Udo Lattek. In seiner zweiten Amtszeit beim FC Bayern von 1983 bis 1987 gewann er drei Mal die deutsche Meisterschaft.

Foto: dpa

Es folgte die erste Amstzeit von Jupp Heynckes. Von 1987 bis 1991 holte er zwei Meisterschaften.

Foto: dpa

Das anschließende Gastspiel von Sören Lerby war von wenig Erfolg gekrönt. Der ehemalige Mittelfeldspieler des FC Bayern blieb lediglich ein halbes Jahr.

Foto: dpa

Auch das Wirken von Erich Ribbeck an der Säbener Straße war nicht von Nachhaltigkeit geprägt. Der "Sir" war lediglich vom 11. März 1992 bis zum 27. Dezember 1993in München tätig.

Foto: dpa

Bis zum Ende der Saison übernahm Präsident Franz Beckenbauer das Traineramt. Er führte die Münchner noch zur deutschen Meisterschaft.

Foto: dpa

Anschließend übernahm Giovanni Trapattoni die Münchner. Nach einer Saison ohne große Erfolge verließ er die Münchner aber wieder.

Foto: dpa

Auch die Ehe mit Otto Rehhagel verlief nicht glücklich. Er führte die Bayern zwar ins Finale des Uefa-Cups, hinkte in der Bundesliga den Ansprüchen aber hinterher.

Foto: dpa

Am Ende der Saison übernahm wieder Franz Beckenbauer das Ruder. In der Meisterschaft wurde er zwar nur Zweiter, allerdings gewann er das Finale des Uefa-Cups 1996.

Foto: dpa

Unter Ottmar Hitzfeld folgte die erfolgreichste Zeit der jüngeren Vergangenheit. Hitzfeld holte vier Mal die Meisterschaft und gewann 2001 erstmals seit 1976 die Champions League.

Foto: dpa

Felix Magath holte in den kommenden beiden Spielzeiten jeweils das Double. Im Februar 2007 musste er den Verein trotzdem verlassen.

Foto: dpa

Übernommen hat anschließend wieder Ottmar Hitzfeld. Nach der gewonnen Meisterschaft 2008 verließ er den FC Bayern wieder.

Foto: dpa

Mit Jürgen klinsmann wagten die Münchner anschließend ein Experiment. Es misslang. Die Chemie zwischen dem Trainer und Uli Hoeneß stimmte von Anfang an nicht.

Foto: dpa

Jupp Heynckes übernahm die Mannschaft. Mit vier Siegen und einem Unentscheiden gelang ihm mit Platz zwei immerhin noch die direkte Qualifikation für die Champions League.

Foto: dpa

Unter Louis van Gaal spielte der FC Bayern erstmals seit langer Zeit attraktiven Fußball. Der Lohn: Meisterschaft, Pokalsieg und Einzug ins Finale der Champions League.

Foto: dpa

Louis van Gaal wurde im April 2011 nach dem 29. Spieltag beurlaubt. Für ihn übernahm bis zum Saisonende sein ehemaliger Co-Trainer Andries Jonker die Mannschaft.

Foto: dpa

Ihm folgt Jupp Heynckes. Nach der bitteren Pleite im "Finale dahoam" gewinnen die Bayern mit "Don Jupp" 2013 in einem dramatischen Finale gegen Dortmund die Champions League.

Foto: Andreu Dalmau, dpa

Der FC Bayern verpflichtete 2013 Pep Guardiola. Im Sommer 2016 verlässt der Spanier den FC Bayern nach drei Jahren. Drei Mal gewann er die Meisterschaft, zwei Mal das Double.

Foto:  Javier Lizon, dpa

Für ihn übernahm der Italiener Carlo Ancelotti. Der gewann zuvor unter anderem drei Mal die Champions League. Ancelotti unterschrieb einen Vertrag bis 2019...

Foto: Andreas Gebert, dpa

...bereits im September 2017 war jedoch schon wieder Schluss für den Italiener. Es übernahm ein alter Bekannter: Jupp Heynckes.

Foto: Peter Steffen, dpa

Ab dem 1. Juli 2018 hatte Niko Kovač das Traineramt bei den Bayern inne - mitsamt seinem Bruder Robert als Co-Trainer. Er verhalf Bayern zum Double-Sieg, musste den FC Bayern nach einer 1:5 Niederlage gegen Frankfurt aber verlassen.

Foto: Swen Pförtner, dpa

Abgelöst wurde Niko Kovač im November 2019 von seinem Co-Trainer Hansi Flick. Er holte das Tripple, wurde zum ersten Bayern-Trainer, der 22 seiner ersten 25 Pflichtspiele gewann und stellte mit der Mannschaft neue Rekorde auf. 2020 wurde er von der UEFA als "Europas Trainer des Jahres" ausgezeichnet.

Foto: Christian Charisius, dpa

Zur Saison 2021/2022 übernahm Julian Nagelsmann das Ruder - stolze 20 Millionen zahlte der FC Bayern für ihn. Er wurde Meister aber im Frühjahr 2023 freigestellt.

Foto: Sven Hoppe, dpa

Seit Ende März 2023 trainierte Thomas Tuchel den FC Bayern München. Gute zwei Monate später gewann dieser mit ihm die Deutsche Meisterschaft. Jetzt hat der FCB allerdings bekannt gegeben, dass Tuchel die Mannschaft nach Saisonende nicht mehr weitertrainieren wird.

Der Fußball verband die Brüder auch später. Als Niko Kovac zwei Jahre lang Kroatiens Nationalelf trainierte, war Robert sein Assistent. So war es in Frankfurt und so wird es wohl in München sein.

Abseits der Trainingsplätze und Stadien tritt Niko Kovac nur selten auf. Ehefrau und Tochter leben in Salzburg, wo seine Spielerkarriere im fortgeschrittenen Fußballeralter von 38 Jahren endete und seine Trainerkarriere begann. Von seinem Wechsel nach München profitierte nun auch die Familie. Niko Kovac dürfte zukünftig häufiger zuhause sein.

Facebook Whatsapp Twitter Mail