i
Foto: Andreas Gebert, dpa
Foto: Andreas Gebert, dpa

Als Torhüter Nummer zwei kam er 2015 zum FC Bayern. Heute sehen Experten mehr in ihm.

FC Bayern
24.04.2018

Sven Ulreich fällt beim FC Bayern aus seiner Rolle

Von Galina Bauer

Als Torhüter Nummer zwei kam er 2015 zum FC Bayern. Heute sehen Experten mehr in ihm. Das Duell gegen Real Madrid ist das Spiel seines Lebens.

Wenn Sven Ulreich auf den Fußballplatz läuft, streckt er seine Faust zum Himmel. Eine Dankesgeste für seinen toten Vater. Er hat nicht mehr miterlebt, wie sein Sohn beim VfB Stuttgart aufstieg und auch nicht, wie er zu „einer Säule des FC Bayern“ wurde, wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic erst kürzlich sagte.

Im Alter von fünf Jahren fing Ulreich bei den Bambini als Feldspieler an. In der F-Jugend zog es ihn zwischen die Pfosten – sein Vater war ebenfalls Torhüter und trainierte seinen Jungen beim TSV Schorndorf in der Nähe von Stuttgart. Schließlich wurde der VfB bei einem Sichtungstag auf das junge Talent aufmerksam. Ulreich war zehn Jahre alt, als er sich das erste Mal das Trikot mit dem Stuttgarter Emblem überstülpte. Nach 16 Jahren VfB und 175 Bundesligaeinsätzen wechselte Sven Ulreich dann auf die wohl begehrteste Ersatzbank Deutschlands.

Freiwillig die Nummer zwei nach Manuel Neuer zu sein, obwohl ihm ein Stammplatz im Stuttgarter Tor sicher war? Mitnichten. Der damalige VfB-Trainer Armin Veh zweifelte öffentlich an seiner Nummer eins, setzte ihn sogar einige Male auf die Bank. Als Veh den Verein 2014 verließ, war Ulreichs Beziehung zum VfB nicht mehr zu kitten. Im Juli 2015 dann die Entscheidung für die Rolle des FCB-Ersatztorhüters, die sich für ihn als richtig erweisen sollte.

Nach einem 6:0-Sieg gegen den FC Augsburg twitterten die Münchner am 1. April vergangenen Jahres ein Bild des ausnahmsweise spielenden Ersatztorhüters und dazu einen Kommentar: „Sven Zu-Null-Reich“. Damals ahnte niemand, dass er ein halbes Jahr den Platz des verletzten Manuel Neuer beim FC Bayern einnehmen und eine konstant gute Leistung zeigen würde. Sogar so gut, dass über den 29-Jährigen ganz Fußballdeutschland diskutiert.

Ist der „Ulle“, wie der Bayern-Torhüter gerne genannt wird, ein Kandidat für die Weltmeisterschaft? Thomas Müller hat sein Urteil bereits gefällt: „Er ist eine exzellente Option.“ Bayern-Trainer Jupp Heynckes sprach von „riesigem Potenzial“ und für Salihamidzic ist Ulreich „ein logischer Kandidat“. Am Ende entscheidet aber nur einer: Jogi Löw. Und der schweigt beharrlich. Während andere debattieren, gibt sich der ehemalige Stuttgarter gelassen.

Ulreich steht mit den Bayern im CL-Halbfinale

Mit seiner ruhigen Art erklärt er, dass die WM zwar für jeden Sportler das Größte sei, sollte er aber nicht nominiert werden, würde ihn das auch nicht „unglücklich“ machen. Denn: Privat hat er mit Ehefrau Lisa, Tochter Malia und Hündin Nala sein Glück längst gefunden.

Heute steht Ulreich mit den Bayern im Halbfinale der Chamipons League gegen Real Madrid (20.45 Uhr/ZDF). Nun soll die Nummer zwei das vollbringen, was Neuer vor einem Jahr nicht geschafft hat: Ronaldo stoppen.

Facebook Whatsapp Twitter Mail