
Was Matthäus und Basler über die Situation beim FC Bayern denken


Die ehemaligen Münchner Spieler sorgen sich um ihren Ex-Verein. Und beide haben Tipps für die aktuelle Führungscrew parat. Dabei im Mittelpunkt: Uli Hoeneß.
Mit Erinnerungen ist das so eine Sache. Manchmal sind sie derart verblasst, dass die Vergangenheit schöner scheint, als sie tatsächlich war. Nicht immer war frühes alles besser. Beim FC Bayern aber, das lässt sich tabellarisch in der Bundesliga und durch das Ausscheiden aus Pokal sowie Champions League belegen, ist die Gegenwart weit weniger angenehm als die vergangenen Jahre. Da hatten sich die Münchner immerhin darauf verlassen können, dass zumindest die Meisterschale Saison für Saison in München bleibt. Diese Selbstverständlichkeit ist nun gefährdet, weil es derzeit eben nicht so ist wie früher.
Lothar Matthäus und Mario Basler haben für den FC Bayern gespielt. Recht erfolgreich, wie an der Titelsammlung zu erkennen ist. Mittlerweile aber sind sie dem Rekordmeister fern, der eine zwischenzeitlich sogar so weit, dass er nicht einmal für den Job als Greenkeeper infrage gekommen wäre. Aus der Ferne also betrachten Matthäus und Basler wie viele andere Interessierte das Geschehen beim FC Bayern und wünschen sich die alten Zeiten zurück. Zeiten, in denen Tacheles geredet worden sei. Vor allem in der Kabine. Denn auch früher war der Münchner Fußball nicht ausschließlich erfolgreich.
Hoeneß polterte früher häufiger in der Kabine
Matthäus ist Experte und Kolumnist beim Bezahlsender Sky. Dort verkündete er in einem Beitrag, dass aus seiner Sicht die Mannschaft viel zu lange in der Öffentlichkeit viel zu gut davongekommen sei, „und zwar von allen Verantwortlichen. Ich will nicht permanent die alten Zeiten hochleben lassen. Aber Hoeneß ist früher oft und zu Recht in die Kabine gekommen, und nach schlechten Spielen war da die Hölle los“, schrieb der frühere Bayern-Kapitän. Uli Hoeneß also war der Mann, der es gerichtet hat. Wenn der sportliche Erfolg auszubleiben drohte, ergriff der Manager das Wort.
So hatte es auch Mario Basler erlebt, den das aktuelle Krisenmanagement beim Rekordmeister so gar nicht gefällt. Vor allem die Aussagen von Oliver Kahn nach dem 1:3 in Mainz empfand er als nicht scharf genug. „Das sind Aussagen, die man auch im Kindergarten loswerden kann. Es ist weder Fisch noch Fleisch. Du musst ein Anführer sein“, sagte der ehemalige Nationalspieler im Podcast „Basler ballert“.
Die Münchner Probleme sind vielschichtig. Der Kader womöglich doch nicht so gut, wie von vielen Experten befunden. Der Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel brachte noch nichts. Die Führungscrew um Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Herbert Hainer steht mehr und mehr in der Kritik. „Der FC Bayern hat im Grunde alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden kann, aus der Not heraus, aus welchen Gründen auch immer, versucht, etwas zu ändern, was völlig rückwärts gelaufen ist“, sagte Basler.
Matthäus rät von weiteren Entlassungen ab
Sportlich geht es darum, Borussia Dortmund noch abzufangen. In der Gesamtheit aber geht es um mehr. Die Zukunft muss geplant, der Kader verändert werden. Wer aber ist und bleibt zuständig? Personelle Konsequenzen auch auf Führungsebene sind nicht ausgeschlossen. Aktuell rät Matthäus davon ab. „Ich glaube nicht, dass nach einem Trainerwechsel jetzt auch noch eine Führungskraft mitten in der Saison entlassen werden sollte“, meinte der 62-Jährige. Und: „Ich denke auch nicht, dass Karl-Heinz Rummenigge zurückkommt. Und es kann auch nicht die Lösung sein, dass Uli Hoeneß jetzt wieder den Verein an vorderster Front führt.“ Am 22. Mai trifft sich der neunköpfige Aufsichtsrat zu seiner nächsten geplanten Sitzung. Keine Frage: Die Rollen von Kahn und Salihamidzic werden da genau beäugt werden.
Kahns Vertrag als Vorstandsvorsitzender läuft noch bis 2024, Salihamidzic hat ein Arbeitspapier, das sogar noch zwei Jahre mehr Gültigkeit besitzt. „Ich persönlich habe nie gesagt, dass Kahn oder Salihamidzic keine neue Chance verdienen und man nicht mit ihnen in die neue Saison gehen kann. Das kann nach der schonungslosen Saison-Analyse durchaus sein. Aber mir wurde von mehreren Menschen berichtet, dass Uli mit der Besetzung, die er maßgeblich in der Chefetage installiert hat, seit vielen Monaten unzufrieden ist“, meinte Matthäus. Das Wort von Uli Hoeneß hat nach wie vor große Bedeutung in der Bayern-Welt.

Basler empfindet vor allem Kahns Außendarstellung als „katastrophal“. Er könne „nicht in die Kamera schauen, er schaut immer auf den Boden, auf die Wolken, ich weiß nicht, ob er jemanden sucht“, sagte der 54-Jährige und rät seinem ehemaligen Mitspieler: „Ich denke, er sollte mit Kalle oder Uli sprechen.“ Mit Rummenigge und Hoeneß also. Mit den beiden, die vieles im Griff hatten. Früher, als die Zeiten besser waren als aktuell. (mit dpa)
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