Um was es beim Fußball-Turnier am Samstag auf dem Nebenfeld des FC Hochzoll geht, ist nicht zu übersehen. „Max & Dani Gedenkturnier“ steht in großen weißen Lettern über der Zufahrt zur Anlage direkt am Eiskanal. Und hinter einem der beiden Kleinspielfelder ist zu lesen: „Ultras sterben nie“. Zum 8. Mal gedachte die aktive Fan-Szene des FC Augsburg am Samstag so ihren beiden Mitgliedern Max und Daniel, die im Spätsommer 2015 bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.
Im Jahr 2015 verunglückten die FCA-Fans Max und Daniel tödlich
Damals waren die beiden noch keine 20. Der Fußball und vor allem der FCA bildeten den Mittelpunkt in ihrem jungen Leben. Wie bei ihren Freunden im M-Block, der Heimat der FCA-Ultras. Darum ist das Fußball-Turnier mit einem guten Dutzend Teams, darunter auch eines der FCA-Geschäftsstelle, aus ihrer Sicht genau die richtige Aktion, um ihren Freunden zu gedenken. Mit viel Spaß, vielen Emotionen, vielen Toren, vielen Gesängen und natürlich mit Pyrotechnik. Wie im Finale, in dem sich die Fans von Austria Lustenau und den Würzburger Kickers gegenüberstehen. Zu beiden Fan-Szenen pflegen die FCA-Ultras eine freundschaftliche Beziehung.

Es werden grüne, weiße (Vereinsfarben von Lustenau) und rote Fackeln abgebrannt. Rot und Weiß sind die Vereinsfarben der Kickers, Rot-Grün-Weiß die Vereinsfarben des FCA.
Das Turnier gewinnen die Lustenauer. Das ist nicht unwichtig, steht aber nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung. Wichtig ist das Gedenken an die beiden tödlich Verunglückten. Wichtig sind die Erinnerungen an die beiden, die so lebendig gehalten werden. Was sich genau in der Nacht vom 23. auf den 24. September 2015 abgespielt hat, konnte die Polizei nie ganz genau rekonstruieren. Der FCA hatte an diesem Mittwochabend 2:4 bei Borussia Mönchengladbach verloren. Die fünf Freunde machen sich mit dem Auto auf den Heimweg. Gegen 1.50 Uhr fährt der Pkw ungebremst auf der A61 zwischen Speyer und Ludwigshafen auf einen Sattelzug auf. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Fahrer kurz eingenickt ist. Er und der Insasse, der direkt hinter ihm sitzt, werden getötet. Ein anderer, Simon, erleidet schwere Gehirnverletzungen. Die beiden anderen FCA-Fans kommen mit leichteren Verletzungen davon. Der Lkw war vorschriftsmäßig mit rund 80 km/h auf der rechten Fahrspur unterwegs, stellt die Polizei damals fest. Die Ermittlungen gegen den Lkw-Fahrer ergeben keine Hinweise auf ein Fehlverhalten. Der Fall wird im April 2016 abgeschlossen.
FCA-Ultra Simon überlebte das Unglück mit schweren Beeinträchtigungen
Fast zehn Jahre danach kämpft Simon mithilfe seiner Familie weiter gegen seine kognitiven und körperlichen Einschränkungen, lebt in einer Wohngruppe für Behinderte im Fritz-Felsenstein-Haus in Königsbrunn. Besucht die FCA-Heimspiele, wenn es möglich ist. Ist, soweit es seine Beeinträchtigungen zulassen, weiter in der Fan-Szene integriert. Die anderen beiden Mitfahrer sind längst wieder gesund.

Graffiti unter der Eisenbahnunterführung am Eiskanal erinnert an die FCA-Ultras
Und Max und Dani? Die sind weiter präsent. Dafür sorgen ihre Freunde mit verschiedenen Aktionen. Wie mit dem Gedenkturnier oder auch mit Graffitis in und um Augsburg. Eines findet man jetzt unter der Bahnunterführung, die zum Eiskanal führt. Denn: „Ultras sterben nie.“
Mich stört die unkritische – ja fast – Verherrlichung der Pyrotechnik der Ultras hier im Artikel ganz massiv!
Hallo Herr Miehle-Huang, wo sehen Sie da eine Verherrlichung? Ich beschreibe die Szene, wie sie am Samstag stattgefunden hat, ohne sie zu werten. Man kann sicher darüber diskutieren, ob Pyrotechnik in einem geschlossenen Stadion, wenn Unbeteiligte davon betroffen sind, toleriert werden muss, oder ob man da härter dagegen vorgehen soll/muss. Dies ist aus meiner Sicht in diesem Kontext aber nicht nötig. Die Fußball-Fans waren unter sich, der Rauch hat sich auf dem freien Feld schnell verzogen. Pyrotechnik gehört zum Selbstverständnis bei einem Teil der aktiven Fan-Szene. Und im Rahmen eines Turniers, das von den Fans selbst ausgerichtet wird, ist dieses Ritual nachvollziehbar und für mich kein Problem. Und bei mancher Grillparty qualmt es mehr. VG Robert Götz
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