Ist für den DFB ein Fifa-Austritt möglich? Und was wären die Folgen?
Nach dem Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde bei der WM 2022 in Katar denkt Dänemark über einen Fifa-Austritt nach. Ist das auch für den DFB denkbar?
Die WM 2022 in Katar bringt dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) in seinem Heimatland Kritik ein: Der Weltverband verbot das Tragen der "One Love"-Kapitänsbinde für europäische WM-Teilnehmer und der DFB knickte ein. Als erster Sponsor zog das Handelsunternehmen Rewe die DFB-Werbepartnerschaft während der WM zurück. Und auch Fans forderten Konsequenzen: zum Beispiel den Austritt des DFB aus der Fifa.
Genau über einen solchen Austritt denkt der Dänische Fußballbund, die Dansk Boldspil-Union (DBU), derzeit laut nach. Der dänische Sportdirektor Jesper Möller sagte auf einer Pressekonferenz: „Die Fifa zu verlassen, ist kein ganz neuer Gedanke, wir denken schon länger daran." Das Verbot der "One Love"-Binde ist demnach ein Tropfen, der das Fass nun zum Überlaufen bringen könnte.
Ist ein Fifa-Austritt überhaupt denkbar für die deutschen Fußballer? Welche Schritte kann der DFB unternehmen - und welche Konsequenzen kann das freiwillige Gehen aus dem Weltverband nach sich ziehen? Wir erklären die rechtliche Lage - auch wenn ein Fifa-Austritt für den DFB aktuell kein Thema ist.
Wann und wie schnell wäre ein FIFA-Austritt für den DFB möglich?
Ein Fifa-Austritt von Mitgliedsverbänden wie dem DFB ist prinzipiell möglich. Er ist in Artikel 18 der Fifa-Statuten geregelt. Allerdings kann sich der DFB nicht von jetzt auf gleich verabschieden, es braucht dafür ein bisschen zeitlichen Vorlauf: Laut den Statuten kann ein Austritt nur zum Ende eines Kalenderjahres erfolgen, außerdem muss der Verband spätestens sechs Monate vor Jahresende eine entsprechende offizielle Erklärung abgeben. Für dieses Jahr 2022 wäre ein Austritt aus der Fifa also nicht mehr möglich.
FIFA-Austritt: Was wären die Folgen?
Tritt ein nationaler Fußballverband aus dem Weltverband aus, können Teams aus diesem Land anschließend nicht mehr an Fifa-Wettbewerben teilnehmen. Eine weitere WM-Teilnahme wäre dann nicht mehr möglich. Als UEFA-Mitglied könnte der DFB jedoch weiterhin noch an Wettbewerben des europäischen Kontinentalverbands teilnehmen.
Den dänischen Fußballer sind die Folgen eines möglichen Fifa-Aus bewusst. So sagte Möller, er könne sich vorstellen, "dass es Herausforderungen geben könnte, wenn Dänemark von sich aus geht. Aber mal sehen, ob wir nicht einen Dialog über die Dinge führen können."
Kann der DFB die WM abbrechen?
Ein kurzfristiger Austritt während der WM in Katar wäre zwar ein wirkmächtiges Symbol als Kritik an der Fifa - doch ist er aufgrund der Statuten nicht mehr umsetzbar. Aber könnte der DFB zumindest die aktuelle Weltmeisterschaft vorzeitig verlassen? Laut dem Regelwerk ist das möglich - wenngleich mit großen Konsequenzen verbunden. In Abschnitt 5, Absatz 2 der WM-Regularien heißt es dazu: "Ein teilnehmender Mitgliedsverband, der sich nach Beginn der Vorrunde zurückzieht, wird mit einer Geldstrafe von mindestens CHF 40.000 belegt". Das sind knapp 40.700 Euro.
Je nach Umständen des Rückzugs könne die Fifa-Disziplinarkommission demnach neben den Strafen von Abs. 2 weitere Sanktionen verhängen. Dazu zählt das Regelwerk auch den Ausschluss des betreffenden teilnehmenden Mitgliedsverbands von künftigen Fifa-Wettbewerben. Dem DFB würden damit weitere fest geplante Einnahmen entgehen. Und auch Strafzahlungen wären nicht ausgeschlossen.