Zehn Kurven nur, drei davon auch noch mit Vollgas zu fahren – diese Rennstrecke in Spielberg klingt wenig herausfordernd für die besten Rennfahrer. Bei 1:02.939 Minuten liegt der Rekord für eine Runde, nirgendwo anders ist die Formel 1 so schnell unterwegs. Und doch stellt das Formel-1-Rennen an diesem Sonntag (15 Uhr) so manchen vor ganz besondere Herausforderungen.
Max Verstappen ist der Weltmeister. Der Niederländer gehört mit seinen 27 Jahren schon jetzt zu den außergewöhnlichsten Fahrern der Geschichte. Weil er vier Mal Weltmeister wurde. Weil er kompromisslos ist. Und weil er selbst ein unterlegenes Auto noch zu einem Sieg treiben kann. Und weil die Strecke in Spielberg zu seinen bevorzugten zählt.
Das Rennen auf dem Red-Bull-Ring gehört zu den Höhepunkten für sein Team. Weil: Heimveranstaltung. In Österreich, mitten in den steirischen Bergen, weshalb der Höhenunterschied von 69 Metern zwischen dem tiefsten und höchsten Punkt der Strecke wenig überrascht. Auch das ist eine Besonderheit. 300.000 Fans werden zum Rennen erwartet, was einen Ort mit etwas mehr als 5000 Einwohnern vor Herausforderungen stellt. Die Vorfreude aber ist groß.
Bei einem weiteren Strafpunkt wäre Verstappen gesperrt
Für Verstappen heißt es, ganz besonders aufzupassen. Weil ihm nur noch ein weiterer Strafpunkt fehlt, um für ein Rennen gesperrt zu werden, muss der 27-Jährige vorsichtig sein. Nicht, dass er eine Woche später in Silverstone zuschauen muss. Sollte er sich in Österreich schadlos halten, könnte der Niederländer erst einmal durchschnaufen. Die zwei Strafpunkte, die er vor einem Jahr in Spielberg sammelte und die die Grundlage seines Kontos bilden, verfallen erst am Montag nach dem Rennen. Zuletzt hatte er drei weitere Strafpunkte in Barcelona gesammelt, als es zu einem Wutcrash mit George Russell gekommen war. Stand jetzt ist er bei elf Strafpunkten angekommen.
Red Bull jedenfalls baut einer eventuellen Sperre von Verstappen vor und ließ Nachwuchsfahrer Arvid Lindblad zu Beginn der Woche schon einmal in Italien ein paar Runden im Red-Bull-Rennwagen drehen. Er soll auch am Freitag in Silverstone das Freie Training fahren dürfen. Lindblad, der seit 2021 im Red-Bull-Nachwuchsprogramm dabei ist, tritt in der Formel 2 an und belegt dort mit 79 Punkten Rang drei in der Gesamtwertung.
Für Verstappen verläuft die Saison nicht nach Wunsch. Mit 155 Zählern liegt er nur auf Rang drei, die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass der neue Weltmeister diesmal in einem McLaren sitzen wird. Lando Norris war als aussichtsreichster Kandidat in die neue Saison gestartet, mittlerweile aber hat sich sein Teamkollege Oscar Piastri als konstanter erwiesen. Allerdings fuhren sich die beiden beim vergangenen Rennen in Kanada gegenseitig ins Auto, wofür Norris hinterher die Schuld übernahm. Sein Rennen war vorzeitig beendet, Piastri wurde immerhin noch Vierter. McLaren verzichtet bislang auf eine Teamorder, lässt also seine Piloten frei fahren. Der Bessere soll sich durchsetzen und nicht die Hilfe des Teams in Form von Vorgaben benötigen.
Verstappen fehlt ein annähernd gleich starker Teamkollege
Bei Red Bull ist seit langem klar, wer der Beste ist. Verstappen ist die unangefochtene Nummer eins, das Team hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, ihm einen zumindest annähernd gleich starken Partner zur Seite zu stellen. In dieser Saison war Liam Lawson nach einer sehr zähen Anfangsphase rasch durch Yuki Tsonoda ersetzt worden. Doch auch der Japaner fährt bei weitem nicht auf Verstappens Niveau.
Verstappen also als Einzelkämpfer, zudem mit einem Auto, das dem Boliden von McLaren auf vielen Strecken unterlegen ist. Das kann frustrieren. Entsprechend soll sich Verstappen erneut mit Gedanken um einen möglichen Abschied von Red Bull beschäftigen. Auf der anderen Seite könnte sich eine spektakuläre Rückkehr andeuten. Schon seit einigen Wochen und Monaten wird Sebastian Vettel genannt, sobald es um eine Nachfolge von Motorsportberater Helmut Marko geht.
Marko ist 82 Jahre alt, sein Vertrag bei Red Bull läuft 2026 aus. Vettel ist mit dem Team von 2010 bis 2013 viermal Weltmeister geworden. „Ich verstehe mich nach wie vor mit Helmut super und wir sind auch im Austausch, auch was das Thema angeht“, sagte Vettel im Podcast „Sport am Sonntag“ des ORF über eine mögliche Rolle bei dem Rennstall. Allerdings würden diese Gespräche noch nicht „so intensiv und in der Tiefe“ ablaufen. Verstappen jedenfalls kann sich eine Vettel-Rückkehr offenbar vorstellen. „Ich bin mir sicher, dass für jemanden wie Seb immer Platz sein wird“, sagte der Niederländer.
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