Von der Praktikantin zur Chefstrategin: Das ist Formel-1-Dirigentin Hannah Schmitz
Hannah Schmitz versorgt Weltmeister Max Verstappen mit der passenden Rennstrategie. Für ihre Entscheidungen wird sie gefeiert. Eine Technik hilft ihr, ruhig zu bleiben.
Wenn Hannah Schmitz ihre Handflächen flach auf das Pult vor sich legt, stehen Entscheidungen an. Entscheidungen, die Rennen komplett verändern können – und die in ihrem Fall meist Siege und Titel bedeuten. Die Britin ist Chefstrategin bei Red Bull, dem Team des aktuellen Formel-1-Weltmeisters Max Verstappen. Am Wochenende kann er bereits seinen Titel verteidigen. Auch, weil Schmitz ihm die passenden Rennstrategien zurechtlegt. So wie in Ungarn vor wenigen Wochen, als die Ingenieurin die richtige Reifenwahl traf, und Verstappen von Startplatz zehn zum Sieg raste.
Es sind Entscheidungen wie diese, für die Zeitungen wie die Gazzetta dello Sport die 37-Jährige als "Genie" feiern. Ihr Weg an den Kommandostand liest sich im Nachhinein wie vorgezeichnet. Schon als Kind hatte Schmitz eine Leidenschaft für Autos, in der Schulzeit entwickelte sie ein Interesse für das Ingenieurwesen. Ihren Master in Maschinenbau machte sie an der renommierten Cambridge University. 2009 kam sie schließlich als Praktikantin zu Red Bull.
"Als Frau sehr viel schwieriger": Schmitz wünscht sich mehr Diversität
Ein Musterbeispiel dafür, dass man sich den Traumjob erarbeiten kann. Und das, obwohl sie als Frau im männergeprägten Motorsport mehr Hindernisse überwinden musste als ihre Kollegen. "Als Strategin musst du unzähligen Leuten sagen, was sie zu tun haben – und sie müssen dir zuhören, also kommt es darauf an, Vertrauen aufzubauen, und ich denke, dass das als Frau sehr viel schwieriger ist", sagt sie und hofft, ein Vorbild für andere junge Frauen zu sein, um mehr Diversität in die Formel 1 und den Motorsport zu bringen.
Geholfen auf diesem Weg hat der zweifachen Mutter sicher eine Eigenschaft, die RB-Motorsportchef Helmut Marko einmal so ausdrückte: Das Wort "vielleicht" gebe es bei Hannah Schmitz nicht. Dafür ist in einem hektischen Formel-1-Rennen auch gar nicht die Zeit. Zu groß sind die Unwägbarkeiten wie das Wetter, Unfälle, Safety-Car-Phasen, Reifenverschleiß. Doch das macht für sie auch den Reiz aus. "Wenn du eine Entscheidung innerhalb von Sekunden triffst, sitzt du auf Nadeln", sagt Schmitz über ihren Job. Ansehen wird man ihr den Stress auch beim nächsten Rennen in Singapur nicht. Sie wird wieder ihre Hände flach auf das Pult vor sich legen, eine Entscheidung treffen – und so Verstappen mit großer Wahrscheinlichkeit zum zweiten WM-Titel führen.
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