Es ist wieder passiert. Diesmal in einer besonderen Eile. Gerade mal zwei Rennen der Formel-1-Saison hat es gedauert, bis es zum Fahrerwechsel bei Red Bull kam. Aus für Liam Lawson, Beförderung für Yuki Tsunoda. Für Max Verstappen ist der Japaner der mittlerweile sechste Teamkollege in neun Jahren bei Red Bull.
Der Weltmeister ist die ganz große Hürde. Der Niederländer hat das Red-Bull-Team ganz auf sich zugeschnitten, das Auto ist nach seinen Wünschen konzipiert. Dass er der Chef im Team ist, daran lässt er keinen Zweifel. Das wissen auch jene Piloten, die sich der Herausforderung stellen und das zweite Cockpit bei Red Bull beanspruchen. Auf Augenhöhe aber war bisher keiner mit Verstappen.
Daniel Ricciardo war von 2016 bis 2018 an Verstappens Seite, verließ das Team aber auf eigenen Wunsch, als der Niederländer zur Nummer eins befördert wurde. Pierre Gasly durfte sich 2019 beweisen, hielt aber nur zwölf Rennen durch. Er wurde zum damaligen Schwesterteam Toro Rosso degradiert, heute mag er sich an die Zeit nicht mehr zurückerinnern. Alex Albon galt als großes Talent, fuhr aber 2019 und 2020 Verstappen auch nur hinterher.
Sergio Perez zeigte am meisten Durchhaltevermögen, er blieb von 2021 bis 2024 bei Red Bull. Doch auch er hielt mit Verstappens Tempo nicht mit. Am Ende war die Bilanz eindeutig. In ihrer gemeinsamen Zeit holte Verstappen doppelt so viele Punkte und gewann 53 Rennen. Perez triumphierte nur fünf Mal. Er wurde zu Beginn der Saison von Lawson ersetzt. Der aber kam weder in Australien noch in China mit seinem neuen Dienstwagen zurecht - mit der Konsequenz eines Abstiegs. Lawson muss zu den Racing Bulls, Tsunoda wird vom B-Team aus dem Red-Bull-Konzern befördert.
Lawson wurde die Entscheidung am Telefon mitgeteilt
Erfahren hat Lawson diese Entscheidung am Telefon. Er war gerade zurück vom Rennen in China und wollte mit den Vorbereitungen für Japan starten, als sich Christian Horner bei ihm meldete. Der Red-Bull-Teamchef teilte ihm das Aus mit. „So früh habe ich das nicht erwartet“, erzählte Lawson nun in Japan, fügte aber auch an: „Immerhin bin ich noch in der Formel 1. Ich habe die Möglichkeit, zu beweisen, dass ich zurecht hier bin.“ Sein Selbstvertrauen werde nicht darunter leiden.

„Natürlich ist es schrecklich, weil man jemandem seine Träume und Hoffnungen nimmt. Aber manchmal muss man grausam sein, um freundlich zu sein. Ich denke, dass das in diesem Fall nicht das Ende für Liam ist“, erklärte Horner im TV-Sender Sky Sports F1 . Soll heißen, dass der Aufstieg zu Red Bull für den Neuseeländer womöglich zu früh gekommen ist. Und dass die Verantwortlichen reagieren mussten. Mit Tsunoda bekommt nun ein Fahrer die Chance, der vor der Saison noch übergangen worden war. Der Japaner hatte bereits für 2025 mit der Beförderung zu Red Bull gerechnet - da war ihm Lawson vorgezogen worden. Jetzt also die Umkehr.
Für Tsunoda kam die Entscheidung noch rechtzeitig. Passend zu seinem Heimrennen am Sonntag (7 Uhr) in Suzuka. „Verrückter kann die Situation nicht sein“, sagte der Japaner, der vor allem von Motorenlieferant Honda stark gefördert wird. Honda stattet Red Bull in dieser Saison letztmals mit Antriebseinheiten aus, ehe der Konzern zu Aston Martin wechselt.
Max Verstappen ist die klare Nummer eins
Auch Tsunoda hatte seine Beförderung zunächst am Telefon erfahren, mit der dringlichen Bitte auf Verschwiegenheit. So erfuhren auch seine Eltern zunächst die gute Nachricht nicht. Erst kurz bevor der Wechsel offiziell wurde, durfte er es ihnen mitteilen. Tsunoda galt bisher als recht aufbrausend hinter dem Lenkrad, soll seine Emotionen mittlerweile aber besser im Griff haben. Zumindest trauen ihm die Red-Bull-Verantwortlichen noch am ehesten zu, mit Verstappen einigermaßen mitzuhalten.
Christian Horner habe ihm die Erwartungen klar mitgeteilt. „Ich soll so nah wie möglich an Max dran sein“, sagte der Japaner. Ihm sei aber ebenso deutlich gesagt worden, dass die Priorität im Team klar auf Verstappen liege. Und damit sei auch das Auto auf die Fahrweise des viermaligen Weltmeisters abgestimmt, der eine stabile Vorderachse schätzt und ein unruhiges Heck bevorzugt.
Tsunoda hat sich mehrere Videos von Verstappens Fahrweise angeschaut, um lernen zu können. Er sagte aber auch: „Ich muss selbst herausfinden, wie man das Auto am besten fährt.“ Um im Idealfall am Sonntag ganz weit vorne zu landen. Beim Heimrennen, direkt nach der Beförderung. „Ein Podestplatz ist eher ein Traum als ein Ziel“, sagte der Japaner zurückhaltend. Wohlwissend, dass schon einige Piloten vor ihm als Verstappens Teamkollegen gescheitert sind.
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