Vincent Kompany hätte gerne, konnte vorerst aber nicht. Die Fragerunde lief in eine erwartbare Richtung, die dem Trainer des FC Bayern allerdings nicht sonderlich gefiel. Weil der Belgier aber ein ausnahmslos höflicher Mensch ist, gab er sich dem Fluss des Gesprächs hin. Zu gerne hätte er etwas über den FC St. Pauli erzählt. Schließlich war die Medienrunde auch als Pressetalk vor dem Spiel gegen die Hamburger gedacht gewesen. Letztlich aber nahm ein Thema den größten Platz ein, das die Bayern am liebsten gar nicht hätten.
Verletzungen in der Länderspielpause bei Spielern des FC Bayern
Alphonso Davies und Dayot Upamecano haben sich in der vergangenen Länderspielpause verletzt. Davies fällt mit einem Kreuzbandriss wohl mindestens ein halbes Jahr aus, bei Upamecano hoffen die Verantwortlichen, dass er möglicherweise schon wieder gegen Ende der laufenden Saison eingreifen kann. Vor allem die Verletzung von Davies sorgt für allerhand Aufregung an der Säbener Straße. „Wir fordern von Canada Soccer eine lückenlose Aufklärung der Abläufe und behalten uns juristische Schritte ausdrücklich vor“, sagte Münchens Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen gegenüber der Bild.
Sportdirektor Christoph Freund legte bei jener Pressekonferenz nach, die Kompany gerne für Ausführungen zum kommenden Gegner genutzt hätte. „Es war nicht korrekt“, lautete seine prägnante Zusammenfassung. Gemeint waren damit die Umstände der Verletzung und die Rückführung des Spielers zu seinem Arbeitgeber.
Zum einen habe sich Davies bereits vor der Partie erschöpft gefühlt, und zudem hätte der Verband den Linksverteidiger nach dem Spiel einfach in den Flieger gesetzt, ohne ihn eingehend zu untersuchen. „Das ist fahrlässig“, so Freund. Der Kreuzbandriss wurde letztlich erst in München diagnostiziert. „Das ist echt bitter, wir werden dem genau nachgehen“, sagte der Sportdirektor.
Die Münchner sind sich des Spannungsfeldes, in dem sie sich befinden, bewusst. Denn selbstverständlich ist die Belastung der Spieler über das Jahr hinweg in den Vereinsspielen viel größer als in den Partien mit dem Nationaltrikot. Freunds Ausführungen, dass zusätzlich zu den Spielen auch die Reisestrapazen das Verletzungsrisiko erhöhen, sind verständlich. Im vergangenen Sommer flogen die Münchner in der Vorbereitung sechs Tage nach Südkorea und absolvierten im sicher noch nicht austrainierten Zustand ein Testspiel gegen Tottenham. Nach der laufenden Saison nehmen die Bayern an der Klub-Weltmeisterschaft in den USA teil, die sich im Erfolgsfall bis Mitte Juli ziehen kann. Der Regeneration dient das eher weniger. Auch deswegen verband Freund seine Ausführungen mit einem Gesprächsangebot. Man müsse miteinander „diskutieren, sonst verlieren wir die besten Spieler.“ Auch er sieht die Spieler an der Belastungsgrenze, der Handlungsdruck ist erhöht, doch bewegen mag sich bislang niemand.
Vereine und Nationalmannschaften wollen nicht auf Spiele verzichten
Die Klubs bezahlen die Spieler und sehen daher eine Reduzierung der Vereinsspiele skeptisch. Man muss sich ja zumindest Mühe geben, die Millionengehälter zu finanzieren. Die Nationalverbände pochen auf die Abstellungspflicht der Vereine und verweisen darauf, dass ein Großteil des Werbewertes der Akteure aus deren Leistungen für die Nationalmannschaft entspringt.
Im akuten Fall bringen den Münchnern etwaige Entlastungsszenarien noch nichts. Sie müssen damit zurechtkommen, möglicherweise den Rest der Saison ohne ihre beiden wichtigsten Abwehrspieler zu bestreiten „Es ist schade für Phonzie und Upamecano, dass sie in dieser wichtigen Phase nicht dabei sein können“, so Kompany. Schließlich stehen nun jene Spiele an, die über Gelingen oder Nichtgelingen einer Saison entscheiden. Nach zwei Ligapartien ohne Sieg verspüren die Bayern auch in der Liga wieder dezenten Druck. Deswegen durfte Kompany dann doch noch ein paar Sätze über den kommenden Gegner verlieren.
Er habe die „ganze Woche nur St. Pauli gesehen“ und dabei Abläufe bemerkt, die auch seiner Mannschaft gefährlich werden können. Trotz der schwächsten Offensive der Liga (20 Tore) sei die Mannschaft nämlich „sehr torgefährlich“. Schlussfolgerung: Gefahr bedeutet nicht gleich Unglück. Anders als die Länderspielreisen von Upamecano und Davies.
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