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Glosse: Für mehr schottische Gelassenheit: Wenn der Dauersieger einsam seine Runden dreht

Glosse

Für mehr schottische Gelassenheit: Wenn der Dauersieger einsam seine Runden dreht

Florian Eisele
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    Die Fans von Celtic Glasgow hatten zuletzt in der Liga viel zu feiern.
    Die Fans von Celtic Glasgow hatten zuletzt in der Liga viel zu feiern. Foto: Scott Heppell, AP/dpa

    Als ein Schreckgespenst werden seit jeher schottische Verhältnisse in einer Fußball-Liga bezeichnet. Schottische Verhältnisse, das heißt: Es kommen nur zwei Vereine für den Titel überhaupt in Frage – und zuletzt hat auch immer derselbe gewonnen. Bedeutet ganz konkret in Schottland: Von den jüngsten 13 Meisterschaften gingen zwölf an Celtic Glasgow, lediglich 2021 holten sich die Rangers den Pott. Der Fairness halber sei gesagt, dass die Rangers auch einen Zwangsabstieg in dieser Zeit verkraften mussten, was die Sache mit der Meisterschaft etwas erschwert. Das letzte Mal, dass nicht eines der beiden Teams den Titel geholt hatte, war in der Saison 1984/85. Damals regierte auf der Insel noch Margaret Thatcher, Schulterpolster waren in und aus irgendeinem Grund dachte man, dass Neonfarben eine tolle Idee sind.

    Von eben jenen schottischen Verhältnissen ist man hierzulande auch nicht so weit entfernt. Im vergangenen Jahr entthronte Bayer Leverkusen die Bayern nach elf Titeln in Folge – und wenn die Münchner am Samstag das Topspiel bei der Werkself gewinnen, wird es für diese Saison das letzte richtige Topspiel gewesen sein und die Meisterschaft ist faktisch vergeben. Was also tun? Zum Beispiel Amid fragen. Amid ist Taxifahrer in Glasgow und seit seiner Kindheit Fan der Rangers. Wobei Amid betont, dass er eigentlich keine Wahl hatte: „Ich bin als Kind auf eine protestantische Schule gegangen – und deswegen war klar, dass ich die Rangers unterstütze.“ Fußball ist in Glasgow auch eine Glaubensfrage: Celtic ist ein katholischer Klub, die Rangers protestantisch. Aber das nur am Rande.

    Glasgow: Amid, der Rangers-Fan, reflektiert über die Dominanz im schottischen Fußball

    Ob ihn die Eintönigkeit nun störe? Amid winkt ab: „Ich schau mir das trotzdem gerne an. Jetzt sind die Grünen eben eine Weile dran. Unsere Zeit wird wieder kommen. Und Rekordmeister sind immer noch wir.“ Das kann sich aber bald ändern: 55 Mal waren die Rangers bislang dran, auf 54 Titel kommt Celtic und wird sehr wahrscheinlich am Ende dieser Spielzeit gleich ziehen. Ein Problem? Nicht wenn man es mit der Gelassenheit von Amid betrachtet. „Fußball ist doch trotzdem toll.“ Es muss ja nicht gleich der von Celtic sein, fügt er mit einem Lachen dazu.

    Gut möglich, dass die deutschen Fußball-Fans in den kommenden Jahren etwas von Amids Gelassenheit brauchen können. Gelegentlich gibt es ja auch für das Team, das in der eigenen Liga alles in Grund und Bogen siegt, eine Pleite. Auch wenn die nur in der Champions League stattfindet, wie am Mittwoch geschehen.

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