
Zum Start der Bundesliga: Wie ist die Lage bei den 18 Klubs?


Der FC Bayern eröffnet gegen Hertha die neue Saison. Wie berichten von der ungewöhnlichsten Geschichte, einem neuen Torjäger und einem 40-jährigen Mega-Talent.
Die Bundesliga startet in ihre neue Saison: Am Freitagabend eröffnet der deutsche Meister FC Bayern gegen Hertha BSC (20.30, ZDF und DAZN) die neue Bundesliga-Saison. Zeit, die Lage bei den 18 Bundesligavereinen zu beleuchten.
FC Bayern München
Selten ging der Rekordmeister derart angeschossen in die neue Saison: Vor dem Bundesligastart gegen Hertha ist der Kader trotz des Perisic-Transfers immer noch zu klein. Wunschspieler Leroy Sané arbeitet statt eines Trainingsplans in München einen Rehaplan in Manchester ab. Salihamidzic wirkt als Kaderplaner dezent überfordert. Zwischen Trainer Kovac und Vorstandschef Rummenigge passt es nicht, Über-Vater Uli Hoeneß wird sich bald zurückziehen.

Fazit: Die erste Elf ist zwar immer noch Extraklasse. Dahinter wird es aber mau. Speziell in der Offensive darf nicht viel passieren. Bayern wird sich bis zum Ende mit Dortmund um den Titel duellieren – und zum ersten Mal nach sieben Jahren diesen Kampf verlieren.
Borussia Dortmund

Der Streber unter den Bundesliga-Teams: super Transfers (Hummels, Brandt, Hazard), super Vorbereitung (Supercup-Sieg gegen Bayern), alles super. Nicht so super ist allerdings, dass Favre-Teams in der zweiten Saisonhälfte regelmäßig die Puste ausgeht. Das war in Nizza so, das war auch in der vergangenen Saison so, als der BVB es schaffte, einen Neun-Punkte-Vorsprung zu verspielen.
Fazit: Diesmal einen Zehn-Punkte-Vorsprung herausspielen. Am besten damit anfangen, bevor Bayern die Mannschaft zusammen hat. Dann klappt es mit der Meisterschaft. Eng wird es trotzdem.

RB Leipzig
Mit Julian Nagelsmann kommt das größte Trainertalent der Branche zu einer nachweislich hoch veranlagten Mannschaft, deren Durchschnittsalter knapp über dem einer Abiturklasse liegt. Sollte eigentlich passen. Aber: Nagelsmanns Spielstil ist riskant, vergangene Saison kassierte Hoffenheim 52 Gegentore, während Leipzig nur 29 Treffer zuließ und damit die beste Abwehr stellte. Auch der Spielstil Nagelsmanns ist ein völlig anderer als der, der in allen RB-Akademien gepflegt wird: Statt Umschaltspiel predigt der Landsberger das Spiel mit dem Ball. Könnte spannend werden.
Fazit: Bitte Fußballspielen. Umschaltteams gibt es schon genug.

Bayer Leverkusen
Rock ’n’ Roll am Rhein: So bieder das Umfeld am Pillen-Standort wirkt, so sehr schickt sich die Bayer-Elf seit Jahren an, mit Offensiv-Fußball für Glamour auf den Platz zu sorgen. Trainer Peter Bosz ist bekannt dafür, die Defensive als vernachlässigbares Übel zu sehen und dafür voll auf Angriff zu setzen. Brandt ist zwar weg, dafür kamen mit Demirbay, Amiri und Diaby neue Offensivkünstler.
Fazit: Attacke! Verteidigen kann man hinterher immer noch.

Borussia Mönchengladbach
Die Herzen aller Taktik-Nerds schlagen in dieser Saison für die Fohlen – das liegt auch an dem neuen Coach Marco Rose, viel mehr vielleicht noch an dessen Co-Trainer: Neben Alexander Zickler (ja, der!) wird Rose von René Maric unterstützt. Der schrieb die vielleicht ungewöhnlichste Story im Profi-Fußball. Der 26-Jährige musste seine Karriere verletzungsbedingt früh beenden und war danach Blogger. Für die Seite spielverlagerung.de analysierte er die Taktik von Profi-Teams. Thomas Tuchel wurde auf ihn aufmerksam, Marco Rose gab ihm in Salzburg die Chance als Co-Trainer. Maric ist der Prototyp des Fußball-Nerds, der Laptop-Trainer schlechthin – und eine spannende Personalie in dieser Saison.
Fazit: Nicht nur auf Taktik achten. Maric hat auch einen Master-Abschluss in Psychologie.

VfL Wolfsburg
Oliver Glasner, der neue VfL-Coach, ist in Deutschland bislang komplett unbekannt. Das wird sich bald ändern: Der Österreicher, der optisch wie eine Alpen-Version von Jogi Löw wirkt, hat mit Linz einen flotten Schuh spielen lassen, wurde mit dem Aufsteiger in Österreich Vizemeister. Vieles spricht für eine gute Saison der Wölfe: Die erfolgreiche Mannschaft der Vorsaison blieb zusammen, Neuzugänge wie Xaver Schlager machen nicht nur wegen des super Namens einen guten Eindruck und das Auftaktprogramm ist machbar.
Fazit: Der Alpen-Jogi wird auch bei den Piefkes performen.

Eintracht Frankfurt
Bye-bye, Büffelherde: 60 Tore schossen die Hessen in der vergangenen Saison. 17 davon erzielte der zu Real abgewanderte Luka Jovic, 15 weitere Sébastien Haller, der nun für West Ham United spielt. Aus dem Dreiersturm ist lediglich Ante Rebic (9 Tore) bei der Eintracht und trottet nun einsam über die Wiese.
Fazit: Schnell einen Ersatz finden. Büffel sind Rudeltiere.

Werder Bremen
Nutellafreund, Profi-Pokerspieler, Feierbiest: Mit Max Kruse hat einer der besten Typen die Bundesliga verlassen. Ganz nebenbei konnte dieser Kruse auch gut kicken und muss bei seinem alten Klub nun ersetzt werden. Immerhin hat Werder mit Claudio Pizarro ein hoffnungsvolles Talent in der Hinterhand.
Fazit: Aus diesem Pizarro könnte mal was werden.

TSG Hoffenheim
Kein Klub hat in dieser Saison derart viel eingenommen wie die TSG. Für Joelinton, Demirbay, Schulz und Amiri kamen 110 Millionen Euro in die Kasse. Keinen Euro gab es für den Abgang von Trainer Nagelsmann. Sein Nachfolger Alfred Schreuder kommt von Ajax Amsterdam und hat sich am Transfermarkt bislang zurückgehalten. Mit Robert Skov kam aber ein spannender Spieler der Kategorie "Distanzschütze": 16 seiner 30 Saisontore in der dänischen Liga erzielte der 23-Jährige von außerhalb des Strafraums.
Fazit: Auch in der neuen Saison werden Spiele mit TSG-Beteiligung unterhaltsam sein. Ob das Ganze erfolgreich ist – mal sehen.

Fortuna Düsseldorf
Eigentlich sprach schon vergangene Saison wenig bis nichts für die Fortuna. Nun verließen mit Raman und Lukebakio zwei wichtige Offensive die Fortuna. Dafür kam unter anderem Kelvin Ofori vom Klub „Right to dream“ aus Ghana für den Angriff.
Fazit: Düsseldorf darf träumen. Harte Argumente für den Ligaerhalt gibt es aber nur wenige.

Hertha BSC
Unternehmer Lars Windhorst hat bei der Alten Dame einen Paradigmenwechsel herbeigeführt: Der Success mit Hertha ist eine low hanging fruit, weswegen Berlin doch bitteschön bald ein Big City Club werden soll. Übersetzt bedeutet dieser sympathische Marketing-Sprech in etwa: Es ist wieder ordentlich Kohle da in der Hauptstadt. Rund 20 Millionen Euro wurden allein für Dodi Lukebakio ausgegeben, die erneute Leihe von Grujic aus Liverpool war auch nicht billig. Der Kader wirkt breiter. Ob der neue Trainer Ante Covic das Potenzial ausschöpft, ist entscheidend für den Business-Plan.
Fazit: Der Content muss converten. Dann wird’s auch mit den low hanging fruits was.

FSV Mainz 05
Man parliert Französisch: Seit geraumer Zeit sieht man sich bei Neuzugängen im Land des Weltmeisters um. Das Erfolgsmodell kam auch dieses Jahr zum Einsatz: Pierre-Gabriel aus Monaco soll die rechte Abwehrseite beackern.
Fazit: Ein bisschen mehr Esprit als im letzten Jahr.

SC Freiburg
Seit Jahren tut sich der SC in der Förderung von verschüttet geglaubten Talenten hervor. Vergangene Saison machte Luca Waldschmidt einen enormen Sprung, dieses Jahr heißen die Kandidaten Chang-Hoon Kwon, Woo-Yeong Jeong und Luca Itter.
Fazit: Nicht absteigen. In einem Jahr ist das neue Stadion fertig.

FC Schalke 04
Wenn jemand dachte, dass Schalke sich noch schlechter präsentieren kann als in der vergangenen Saison, dann belegte der Umgang des Klubs in der Causa Tönnies: Doch, das geht. Seit dem Beschluss des Ehrenrates, den Vorstandsboss mit einer Drei-Monats-Sperre zu belegen, ist noch mehr Unruhe im Verein denn je. Immerhin sind die sportlichen Ansprüche auch so gering wie selten. Das wiederum könnte der große Vorteil sein.
Fazit: Neu-Trainer David Wagner, ein studierter Pädagoge, muss die Mannschaft aus Schwererziehbaren in den Griff bekommen. Dann könnte Schalke eine der Überraschungen der Saison werden.

FC Augsburg
Eigentlich hätte der FCA nach der vergangenen Saison drei Fresspakete nach Stuttgart, Hannover und Nürnberg schicken müssen – dass der Klassenerhalt gelang, war nicht der eigenen Stärke zu verdanken, sondern der Schwäche der Konkurrenz. Mit 71 Gegentoren stellte der FC Augsburg zusammen mit 96 die schwächste Abwehr der Liga, holte nur 32 Punkte aus 34 Spielen. Folglich sind sechs der neun Neuzugänge für die Defensive eingeplant, Torwart Tomas Koubek soll das Problem im FCA-Kasten endlich lösen. Im Pokal lief der Klub mit einer runderneuerten Viererkette auf – und sah sich erneut den alten Problemen ausgesetzt. Immerhin: Mit Niederlechner scheint endlich ein Stürmer da zu sein, der den oft lange verletzten Alfred Finnbogason ersetzen könnte.
Fazit: Die Defensive muss endlich besser stehen. Nur dann klappt es mit dem Klassenerhalt.
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Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit FCA-Kapitän Daniel Baier an:

1. FC Köln
Wer es mit dem Effzeh hält, sollte vor dem Saisonstart die Namen der Neuzugänge gut einüben: Bei Ellyes Skhiri, Sebastian Bornauw, Birger Verstraete und Kingsley Ehizibue wird der Zeugwart der Kölner auf eine harte Probe gestellt. Knifflig ist dieses Quartett mit 18 Millionen Euro auch für die Vereinskasse gewesen. Das Budget, gab Sportchef Armin Veh zu, ist damit ausgereizt.
Fazit: Sportlich dürfte der FC vor einer ruhigen Saison stehen, der Klassenerhalt ist drin. Wegen des finanziellen Drucks und der Präsidenten-Neuwahl wird der Karnevalsverein aber beständig Schlagzeilen liefern.

SC Paderborn
Wer den Klub als Paderboring verhöhnt, tut ihm unrecht: Seit 2014 steigt die Mannschaft jedes Jahr entweder auf oder ab und pendelt damit zwischen Regional- und Bundesliga. Der Klassenerhalt soll aufsteigeruntypisch mit Offensivfußball gelingen.
Fazit: Langweilig geht bei Paderborn offenbar nicht. Gut so.

Union Berlin
Mit einem defensiveren Ansatz versucht es der Bundesliga-Neuling. Die Hauptstädter setzen auf die Defensive. Ihr größtes Problem scheint der Spielplan zu sein. In den ersten neun Saisonspielen geht es für die Eisernen fast ausschließlich gegen Top-Teams: Bayern, Dortmund, Leipzig.
Fazit: Nicht nervös werden, wenn man im Oktober hinten steht.
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