Asiens "Wayne Rooney" verspricht Tore, Tore, Tore
Bochum (dpa) - Bei seinem ersten Auftritt fiel er noch durch asiatische Bescheidenheit auf, doch auf dem Platz will Asiens "Wayne Rooney" jegliche Zurückhaltung ablegen.
Immerhin sorgte Stürmer Jong Tae-Se, der erste nordkoreanische Spieler im deutschen Profifußball, bei seiner Präsentation beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum schon für ein ungewohnt großes Medien-Interesse. "Normalerweise laufen unserer Pressekonferenzen in beschaulicheren Runden", sagte Bochums Sportvorstand Thomas Ernst schmunzelnd zu den mehr als einem Dutzend Journalisten.
Jong Tae-Se kam bei tropischen Temperaturen im grauen Anzug, weißen Hemd, Krawatte und Lackschuhen. So adrett und faltenfrei seine Kleidung, so sachlich waren auch die meisten seiner Antworten. "Es ist ein Traum für mich in Europa zu spielen", sagte der 26-Jährige. Mit Bochum wolle er schnell aufsteigen und "viele Tore, Tore, Tore" schießen. Und für Nordkorea spielen zu dürfen, sei "eine große Ehre".
Spannender sind die Fragen zu seinem privaten Umfeld. Schließlich ist Jong Tae-Se Nationalspieler eines kommunistischen Landes, das sich von der Außenwelt abgekapselt hat. Doch über Nordkorea kann er nicht viel sagen. Er war erst fünfmal dort. Meistens für ein paar Tage. Denn der Sohn koreanischen Eltern wurde in Japan geboren und lebte nie woanders.
Unter der Obhut einer Nordkorea nahe stehenden Organisation durchlief Jong Tae-Se in Japan alle Bildungseinrichtungen und nahm später freiwillig den nordkoreanische Pass an. "Ich fühle mich als Nordkoreaner", sagte er. Mit 22 Jahren erhielt er in Japan bei Kawasaki Frontale den ersten Profivertrag. Vier Jahre später unterschrieb der Stürmer einen Zweijahresvertrag beim VfL Bochum.
VfL-Trainer Friedhelm Funkel lobte den Neuen nach dem ersten Training in den höchsten Tönen. "Ich habe noch nie einen Spieler erlebt, der so wissbegierig ist. Der will gleich die Sprache sprechen und versteht sofort jeden Spielzug. Der erste Eindruck war sehr, sehr gut", sagte Funkel, der den Stürmer aber frühestens im Testspiel am 28. Juli beim MSV Duisburg einsetzen will.
Vor seinem Wechsel nach Bochum kam Jon Tae-Se in der J-League auf 111 Einsätze und 46 Tore. Doch wie stark er wirklich ist, lässt sich schwer abschätzen. Auch wenn sich der 26-Jährige bei der WM in Südafrika mit Weltklassespielern aus Brasilien (1:2) und Portugal (0:7) messen durfte. Bei der WM fiel Jong Tae-Se durch zwei Szenen auf: Er bereitete das einzige Tor seiner Mannschaft vor und beim Abspielen der nordkoreanischen Hymne weinte Jong Tae-Se vor Stolz.
Die Bochumer hatten den 26-Jährigen schon vor der WM auf dem Zettel und, wie Sportvorstand Ernst verriet, eine Art Vorvertrag in der Tasche. Trotzdem habe der Verein gebangt, dass der 26-Jährige nicht ausgerechnet bei der WM groß auftrumpft und dann doch woanders hin wechselt. "Im Fußball ist immer ein Restrisiko", meinte Ernst.
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