Am Schluss ist der deutsche Fußball gar nicht so schlecht
Die deutschen Teams in der CL konterkarieren den Eindruck, den die Nationalmannschaft hinterlassen hat. Das gute Abschneiden birgt aber auch eine Gefahr.
Das passt ja nun so gar nicht zusammen. Auf der einen Seite die – nach aktueller Stimmungslage – schlechteste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten und anderswo ziehen sämtliche deutsche Vereinsteams in die K.-o.-Runde ein. In selten gekannter Eintracht haben sich die Bayern, Dortmund, Gladbach und Leipzig mehr oder minder hochklassiger Konkurrenz entledigt und sehen gespannt der Auslosung am kommenden Montag entgegen, wenn ermittelt wird, auf wen sie denn im Achtelfinale treffen. Dass zudem auch noch Leverkusener und Hoffenheimer mühelos der Gruppenphase in der Europa League entsteigen, vermittelt ein ambivalentes Bild des deutschen Fußballs.
Hatten nicht gerade eben noch die besten deutschen Kicker 0:6 gegen Spanien verloren? Hatten sie. Wobei selbstverständlich gefragt werden darf, ob Robin Koch nun wirklich zur Elite deutscher Verteidigungskunst gehört oder ob nicht vielleicht doch Mats Hummels noch etwas eleganter grätscht und passt. Soll sich der Bundestrainer damit rumschlagen.
Deutsche in der Startelf? Nicht bei RB Leipzig
Natürlich müssen deutsche Vereinsmannschaften und deutsche Nationalmannschaft nicht viel miteinander zu tun haben. Das österreichische Werbeprodukt RB Leipzig beispielsweise lief beim sehenswerten 3:2-Erfolg gegen Manchester United ohne einen einzigen Deutschen in der Startformation auf – zählt man den Deutsch-Ungarn Willi Orban nicht dazu. Für die Dortmunder liefen immerhin die Nationalspieler Nico Schulz, Emre Can, Marco Reus und Julian Brandt auf. Allerdings war das zum einen auch der relativen Bedeutungslosigkeit der Spiels gegen St. Petersburg geschuldet und andererseits hat sich das Quartett auch bei Joachim Löw noch nicht wirklich als unentbehrlich entpuppt.
Das schmälert selbstredend keinesfalls das gute Abschneiden der vier deutschen Champions-League-Teilnehmer. Sie haben immerhin die nicht gerade ärmlichen Traditionsklubs Manchester United und Inter Mailand aus dem Wettbewerb befördert. Letztlich stehen aber neben den deutschen Teams noch vier spanische sowie jeweils drei Mannschaften aus England und Italien im Achtelfinale. Komplettiert wird die Runde durch den FC Porto und Paris St.-Germain. Ein kaum überraschendes Teilnehmerfeld. Eines, das den Schluss zulässt, die zugeteilten TV-Gelder manifestieren den vorherrschenden Status. Das ist nun wahrlich keine Neuigkeit, wurde nun aber eben wieder plakativ vorgeführt und passt gut in eine Zeit, in der über die Verteilung der Fernsehgelder intensiv gestritten wurde .
Deutsche Teams sind in der Champions League konkurrenzfähig
Das deutsche System hat immerhin dazu geführt, dass die Mannschaften im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig sind. Allerdings verhindert es auch, dass andere Teams einmal die Gelegenheit zu europäischen Städtetouren erhalten. Das allerdings zeichnet den deutschen Fußball nicht als Alleinstellungsmerkmal im internationalen Vergleich aus.
Joachim Löw dürfte das egal sein – wie ihm sowieso eine bewundernswerte Gleichgültigkeit zu eigen ist, sämtliche Angelegenheiten außerhalb des Rasens betreffend. All seine Stützen spielen in ihren Vereinen auf internationalem Top-Niveau. Die Bayern sowieso, Gündogan in Manchester, Kroos bei Real, Werner bei Chelsea. Nur seine beiden favorisierten Abwehrmänner schauen oftmals zu, wenn die Champions-League-Hymne erklingt. Robin Koch, weil sein Klub Leeds United gerade erst in die erste Liga aufgestiegen ist, und Antonio Rüdiger, weil sein Trainer Frank Lampard nicht ganz so große Stücke auf ihn hält wie Löw. Es kann aber eben auch nicht alles zusammenpassen.
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