Exotin Genoveva Anonma dominiert die Bundesliga
Vor dem Topspiel zwischen Potsdam und Frankfurt sind die Blicke auf Genoveva Anonma gerichtet. Schon bei der WM sorgte sie für Schlagzeilen - wenn auch nicht für sportliche.
Wenn Genoveva Anonma in ihr typisches Kichern verfällt, können sich auch ihr Mitspielerinnen vom deutschen Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam kaum halten vor Lachen. Sie lieben die Ballkünstlerin vom Äquator, die die "Torbienen" in dieser Saison fast im Alleingang an die Spitze geschossen hat. Mit 14 Treffern in acht Spielen führt Genoveva die Torschützenliste derart souverän an, dass sogar der für unantastbar gehaltene Rekord von Inka Grings möglich erscheint. "Ich arbeite viel, trainiere viel, alles stimmt in Potsdam für mich, daher läuft es so gut", sagte Genoveva der Nachrichtenagentur dapd vor dem Duell bei Verfolger 1. FFC Frankfurt am Sonntag (14. Uhr).
Die 22-Jährige mit den schwarzen Rasta-Zöpfen kennt spätestens seit der WM in Deutschland im Sommer ein breites Publikum. Damals musste sich die Angreiferin mit Gerüchten um ihre Weiblichkeit herumschlagen, dann machte sie mit zwei Toren und gefährlichen Szenen im Strafraum sportlich auf sich aufmerksam. "Ich bekomme seitdem mehr Autogrammanfragen und Fanpost", erzählt Genoveva. Der deutsche Meister griff zu und Trainer Bernd Schröder schwärmt seitdem von der "Musik", für die Genoveva im Angriff sorge.
Genovevas jagt Grings Rekord
"Ich spiele nicht für eine bestimmte Anzahl an Toren. Mein Traum ist es, mit Turbine das Triple zu holen", sagt die zierliche Fußballerin, die in ihrem Heimatland mittlerweile ein Star ist. Der Rekord von Grings, die in der Bundesliga-Saison 1999/2000 gleich 38 Mal traf, ist plötzlich wieder ein Thema, doch Genoveva bleibt gewohnt bescheiden: "Ich spiele nicht für Rekorde, ich möchte zusammen mit meiner Mannschaft eine gute Zeit haben."
Nach dem Wechsel von Glamour-Girl Fatmire Bajramaj nach Frankfurt und weiteren Abgängen hatte Trainer Schröder vor dem Saisonstart leise Töne angeschlagen. Doch sein temperamentvoller Neuzugang lässt das Frauenfußball-Urgestein vom sechsten gesamtdeutschen Meistertitel träumen. Mit dem fulminanten Einzug ins Viertelfinale der Champions League durch ein 10:0 und 7:0 gegen Glasgow haben sich Genoveva und ihre Mitspielerinnen zudem viel Selbstvertrauen für das Spitzenspiel in Frankfurt geholt.
"Ich hätte gedacht, dass meine Integration in Potsdam länger dauert. Aber ich bin schon gut angekommen, habe eine schöne Wohnung in der Nähe des Trainingsplatzes und fühle mich richtig wohl", sagt Genoveva, die trotzdem manchmal Heimweh hat. "Ich vermisse meine Familie", sagt die Afrikanerin, die sich aber demnächst über einen Besuch ihrer Mutter freuen kann: "Da sie arbeitet, kann sie nicht einfach in den Urlaub fahren. Aber vielleicht kommt mich meine Mama nächstes Jahr besuchen." Dann ist das Glück für Genoveva Anonma perfekt.
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