
Meister Marseille "abgeduscht" - Randale in Paris

Paris (dpa) - Riesen-Sensation zum Auftakt der Ligue 1: Der französische Fußball-Meister Olympique Marseille blamierte sich am ersten Spieltag beim 1:2 (0:0) daheim gegen Neuling FC Caen bis auf die Knochen.
"Marseille von Caen kalt abgeduscht", stellte die Sportzeitung "L'Équipe" am Sonntag auf Seite eins fest. Erster Tabellenführer ist Paris St. Germain nach dem 3:1 (2:1) gegen AS St. Etienne. Nach Ausschreitungen am Rande des Spiels im Pariser Prinzenpark-Stadion nahm die Polizei 249 randalierende Fans fest.
Wie Marseille legte auch der zweite große Titelanwärter Olympique Lyon einen Fehlstart hin. Der frühere Serienmeister rettete beim 0:0 gegen AS Monaco vor eigenem Publikum aber wenigstens einen Zähler. Am 8. August steht noch das Spiel zwischen HSC Montpellier und Marseille-Vorgänger Girondins Bordeaux an.
Vor 55 800 Zuschauern schaffte Zweitliga-Champ Caen im Stade Vélodrome in Marseille einen ebenso unerwarteten wie verdienten Erfolg. Abwehrmann Nicolas Seube brachte die Gäste in der 52. Minute in Führung. Nach dem Ausgleich der Hausherren durch Mamadou Massa (78.) kam Caen-Stürmer Youssef El-Arabi in der 85. Minute im gegnerischen Strafraum allein zum Kopfball und ließ die Chance nicht aus. Marseille-Trainer Didier Deschamps war ob der Schlappe sichtlich enttäuscht. "Wir brauchen Verstärkungen, und zwar sofort", forderte der Weltmeister vom 1998 auch mit Blick auf die Champions League.
35 300 Zuschauer sahen im Stade Gerland von Lyon ein gutes und unterhaltsames Spiel. Die Gastgeber vergaben zwar einige Torchancen, aber auch Monaco hätte am Ende als Sieger vom Platz gehen können. Beste Spieler waren Lyons Nationaltorwart Hugo Lloris, der das WM- Fiasko der "Bleus" verdaut zu haben scheint, sowie sein Gegenüber Stéphane Ruffier. Der 23-Jährige aus dem Fürstentum wird unter mehreren europäischen Topclubs auch vom FC Bayern München beobachtet.
In Paris protestierten Fans nach Polizeiangaben gewalttätig gegen neue Zugangsbestimmungen und versuchten andere Zuschauer am Betreten der Arena zu hindern. Die neuen Maßnahmen sehen unter anderem vor, dass die Fans während der Spiele sitzen müssen. Augenzeugen berichteten, die Polizei sei nach Tätlichkeiten mit Tränengas gegen die Randalierer, überwiegend Anhänger von PSG, vorgegangen. Neun Personen kamen in Untersuchungshaft, die weiteren Fans wurden wenig später freigelassen, teilte die Polizei mit. Ein Sprecher des Innenministeriums begrüßte das harte Vorgehen der Polizei.
Nach dem Sieg über St. Etienne warnte PSG-Coach Antoine Kombouaré derweil vor allzu viel Euphorie. "Mein Team hat viel Potenzial, vor allem im Sturm. Dass wir aber erster Tabellenführer sind, das bedeutet nichts", sagte er. Vor den Augen des neuen Nationaltrainers Laurent Blanc zeigten die Hauptstädter, die die letzte Saison nur als 13. die Ligue beendet hatten, vor allem in der zweiten Hälfte eine ansprechende Leistung.
Die 25 400 Zuschauern konnten, sofern sie Paris-Anhänger waren, schon in der 5. Minute jubeln. Der Türke Mevlut Erding traf früh zum 1:0. Nach dem Tor durch Dimitri Payet (39.) durften sich die Gäste nur zwei Minuten lang über den Ausgleich freuen. In der 41. Minute lenkte St. Etiennes Schlussmann Jérémie Janot den nach einem spektakulären Scherenschlag von Stéphane Sessegnon vom Pfosten abgeprallten Ball ins eigene Tor. Der Brasilianer Nene sorgte in der 83. Minute für den Endstand. "Paris heizt das Ambiente an!", schrieb "L'Équipe".
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