Sex vor dem Spiel: Ja oder nein?
Sex vor dem Spiel: Ja oder nein? In dieser Frage halten es die Teams bei der WM 2014 anders. Während die einen Enthaltsamkeit fordern, erlauben die anderen alles - also fast alles.
Bislang drehte sich die WM-Taktik der Nationaltrainer um Fragen zur falschen oder richtigen Neun - doch vor dem ersten Anstoß bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Donnerstag kommender Woche geht es nun auch um falschen oder richtigen Sex.
Die Schönheiten im Gastgeberland Brasilien anschauen ist erlaubt, anfassen aber nicht, gab Mexikos Trainer Miguel Herrera jüngst als Parole aus. Sportwissenschaftler belächeln den Mythos der vom Verkehr weich werdenden Waden - doch vor jedem Turnier bricht die Debatte neu auf.
WM 2014: Scolari verbietet "Bettakrobatik"
Vor Mexikos Nationaltrainer äußerte sich auch schon der Trainer von Gastgeber Brasilien, Luiz Felipe Scolari, zum Thema Sex. Normalen Sex erlaubt er Neymar und Co. - Bettakrobatik sei allerdings verboten. Costa Ricas Coach gestattet seinen Spielern während des Turniers Sex in Maßen.
Und der Trainer des als Geheimfavorit geltenden Belgien, Marc Wilmots, will die zweite große Spielwiese als Belohnung einsetzen. Erst wenn sie das Halbfinale erreicht haben, lässt Wilmots Ehefrauen und Freundinnen zu seinen Spielern. Fußball-Legende Oleg Blochin wollte seine ukrainische Mannschaft 2006 mit demselben Versprechen heiß machen - doch mit einem 0:3 gegen Italien erschlafften die Männerträume im Viertelfinale.
Mexikos Trainer: "Es ist noch niemand an 40 Tagen Enthaltsamkeit gestorben"
Der Mexikaner Herrera sagte nun, er könne seinen Spielern zwar nichts verbieten - "aber ich denke nur an Fußball und hoffe, dass die Jungs das Gleiche tun, denn es ist noch niemand an 40 Tagen Enthaltsamkeit gestorben". Für Ingo Froböse, Professor an der Sporthochschule Köln, ein antiquiertes Denken. "Ich halte diese 40 Tage Enthaltsamkeit für unnötig und auch echt Quatsch."
Froböse zufolge sollten Spieler sich schlicht wohlfühlen. Sex sei nun einmal wichtig - und es sei für den Körper wichtig, dass "Harmonie aller Funktionen vorherrscht". Selbst gegen Sex am Abend vor einem Spiel spreche "überhaupt nichts". Bundestrainer Jogi Löw ließ die Frauen im Südtiroler Trainingslager zwar außen vor. Nach Brasilien sollen sie aber kommen dürfen - wie eng der Kontakt sein wird, ist noch nicht bekannt.
Sepp Herberger: Fußball und Sex passen nicht zusammen
In der Geschichte der deutschen Fußball-Weltmeistermannschaften spielte das Thema Sex immer wieder eine Rolle. Sepp Herberger, Trainer der Weltmeister von 1954, etwa war ein Verfechter der Askese. "Höchstleistungen im Sport und vergnügliches Leben sind wie Feuer und Wasser" war seine Parole.
Ob die Askese ein Grund für das Wunder von Bern war, lässt sich nicht aufklären - wohl aber ist bekannt, dass die Weltmeister von 1974 ihren Titel zu einem gewissen Teil dem fröhlichen Treiben der Niederländer verdanken. Die ließen es in ihrem Mannschaftshotel bei Münster ziemlich krachen.
Als die Bild-Zeitungsschlagzeile "Cruyff, Sekt, nackte Mädchen und ein kaltes Bad" die Niederlande erreicht hatte, musste der geniale Regisseur Johan Cruyff über Stunden am Telefon seine Frau beruhigen - und war im mit 1:2 verlorenen Finale "mental todmüde", wie er später sagte.
WM 2014: Auch Jogi Löw macht sich Gedanken über Sex
Der dritte deutsche Weltmeister-Trainer, Franz Beckenbauer zog beim Thema Sex seine eigenen Lehren. Bei der WM 1986 in Mexiko stand seine Mannschaft im Ruf wilder Trinkgelage, Zeitungen berichteten zudem über einen wahren Aufmarsch fremder Frauen im Mannschaftshotel. Deutschland wurde Vize-Weltmeister. 1990 erlaubte Beckenbauer in Italien dann seinen Spielern immer mal wieder Kontakt zu den eigenen Frauen. Das Team wurde Weltmeister.
Dass auch Jogi Löws Trainer-Team sich Gedanken um das Thema Sex macht, ließ Fitnesscoach Yann-Benjamin Kugel schon zu Jahresbeginn durchblicken. "Es gibt Spieler, die können danach erst richtig gut spielen. Bei anderen wiederum ist Sex vor dem Spiel eher leistungsbegrenzend." Welchem deutschen Spieler Sex gut tut und welchem nicht, ließ er im Fitness-Magazin Loox aber offen. AFP
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