Siegen für Afrika: "Baghana Baghana" will mehr
Johannesburg (dpa) - Ganz Afrika ist elektrisiert, auf den "Black Stars" ruhen die letzten Hoffnungen eines gesamten Kontinents. "Ich bin sehr stolz. Ich glaube an Ghana, ich glaube an Afrika und hoffe, dass wir die Welt überraschen werden", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi Anthony Baffoe.
Mit einem Sieg im Viertelfinale gegen Uruguay wollen sich die ghanaischen Akteure des Jahrgangs 2010 in der Fußballgeschichte verewigen und als erstes afrikanisches Team der WM-Historie ins Halbfinale einziehen.
"Ghana 2010 - ein Wendepunkt der Geschichte. Kann Ghana, kann ganz Afrika zu hoffen wagen? Hoffen, dass ein afrikanisches Land zu unerreichten Höhen aufsteigt und das 'Unmögliche' schafft? Ghana scheint bei dieser Weltmeisterschaft genau das zu tun. Was für schwindelerregende und doch erreichbare Aussichten!", schrieb am Tag vor dem Duell mit den Südamerikanern im Soccer City Stadion von Johannesburg die ghanaische Zeitung "Accra Mail".
Als Helfer der Mission wird wohl auch Kevin-Prince Boateng wieder einsatzfähig sein. Der gebürtige Berliner hatte wegen einer Oberschenkelverletzung Anfang der Woche nicht trainiert, soll aber ebenso bereit sein wie der Leverkusener Hans Sarpei. "Boateng ist ein sehr guter Spieler und wird eine wesentliche Rolle für das Team am Freitag spielen", sagte Coach Milovan Rajevac. Kompensieren muss der listige Serbe das Fehlen von Jonathan Mensah und des bislang überragenden André Ayew (beide Gelbsperre).
Dennoch versprühen die meisten afrikanischen Medien Siegesgewissheit. In der Online-Ausgabe der südafrikanischen "Daily Dispatch" stand: "Die Black Stars aus Ghana haben die Chance, Geschichte zu schreiben." Und die "ghana news agency" hofft: "Ein Sieg wird den gesamten Kontinent in Staunen versetzen."
Für dieses Ziel braucht die Mannschaft jedoch mehr als die Unterstützung der Fans und der Öffentlichkeit. Südafrikanische Behörden jedenfalls haben ghanaische Fahnen verteilt, die Regierungspartei ANC schlug vor, die "Black Stars of Ghana" sollten von sofort an "Black Stars of Africa" heißen. Nach dem Ausscheiden der "Bafana Bafana" haben die Menschen im Gastgeberland die Westafrikaner kurzerhand in "Baghana Baghana" umgetauft.
Die Mannschaft präsentiert sich diszipliniert, selbstbewusst und als homogene Einheit. Boateng räumt im Mittelfeld auf, der dreifache Torschütze Asamoah Gyan schielt nach der Torjägerkrone und Torwart Richard Kingson machte beim 2:1 im Achtelfinale gegen die USA das Spiel seines Lebens. "Unsere Stärke ist unsere Einheit", sagte Rajevac. "Wir wollen mehr. Wir wollen in die Geschichte eingehen."
Allerdings wartet in Uruguay eine frühere Fußball-Großmacht, die heute wieder wer ist im WM-Feld und bei den Festspielen am Kap noch kein Spiel verloren hat. "Uruguay wird die bisher härteste Herausforderung für Ghana sein, vor allem wegen ihres Angriffs mit Diego Forlan", schrieb "New Vision" aus Uganda.
Die Überraschungsmannschaft aus dem erstaunlich starken Südamerika will der Spielverderber für den Gastgeber-Kontinent sein. "Wir wollen den Menschen in der Heimat Freude bereiten", sagte Erfolgscoach Oscar Tabárez. "Es gibt hier keinen Gegner, der für uns unschlagbar ist. Aber wir haben auch gegen keinen eine Sieggarantie." Zumal auch Uruguay ein wichtiger Pfeiler fehlt: Diego Godin, zweikampfstärkster Abwehrspieler, fehlt wegen Oberschenkelproblemen.
Nur noch wenige Tickets waren am Tag vor dem K.o.-Spiel zu haben, die riesige Schüssel Soccer City Stadion dürfte rappelvoll werden. Auch Südafrikas WM-Chefplaner Danny Jordaan outete sich als Ghana-Fan und hegt eine besondere Hoffnung. "Zum ersten Mal einen afrikanischen Spieler in einem Halbfinale tanzen zu sehen, wäre toll", sagte er.
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