"Es gab auch andere Angebote, aber Stuttgart hatte absolute Priorität. Das ist der richtige Moment für einen Wechsel, ich bin dem VfB dankbar", sagte Camoranesi. Der bevorzugt im rechten Mittelfeld wirbelnde Italiener spielte acht Jahre lang für Juventus, das nach Medienberichten rund zwei Millionen Euro für den 33-Jährigen erhält. Camoranesi unterschrieb beim VfB einen Einjahresvertrag plus Option und soll dort all das einbringen, was der Mannschaft bei ihren beiden Auftaktpleiten in der Liga fehlte: Routine, Spielkultur, Selbstvertrauen. "Seine Erfahrung tut uns gut", sagte Sportdirektor Fredi Bobic. "Wir sind glücklich, dass wir so einen Spieler verpflichten konnten. Er hat einen großen Namen und ein Potenzial, das er immer noch abrufen kann."
Der Kauf eines derart gestandenen Profis zeigt, dass der schwache Saisonstart die Stuttgarter unruhig gemacht hat. Zuvor hatte der Club für die vakante Position im rechten offensiven Mittelfeld vor allem junge Spieler wie Stefan Aigner (1860 München) im Blick. Dafür spricht auch, dass sich der VfB kurz vor Ende der Wechselfrist massiv um Stürmer Mladen Petric vom Hamburger SV bemühte. "Wir haben bis zur letzten Minute um ihn gekämpft. Mit dem Spieler waren wir klar, mit dem Verein nicht", sagte Bobic. Das Angebot sei nicht akzeptabel gewesen, erklärte sein Hamburger Kollege Bastian Reinhardt.
Die Verpflichtung von Bah ist eher als Antwort auf die Ausfälle von Philipp Degen und Johan Audel zu verstehen. "Wir erhoffen uns von ihm, mehr Alternativen zu haben", erklärte Bobic. Er bezeichnete den 22 Jahre alten Nationalspieler Guineas als "sehr aggressiven, hoch talentierten Spieler". Bah erhielt einen Vertrag bis 2013 und reiste gleich zu seiner Nationalmannschaft zurück. Der Linksfuß, an dem laut Bobic auch Champions-League-Teilnehmer AJ Auxerre interessiert gewesen war, kostete eine Ablösesumme von rund 500 000 Euro.
Noch größer als der Neuaufbau in Stuttgart ist der Umbruch, dem Camoranesi in Turin zum Opfer fiel. In den vergangenen Wochen sortierte Italiens Rekordmeister viele Altstars wie ihn, Fabio Cannavaro oder David Trezeguet aus. "Das letzte Jahr war nicht leicht für mich. Ich freue mich auf die große Chance, wieder spielen zu können", sagte der in Argentinien geborene Techniker.
Camoranesi war über die Jahre sowohl bei Juve (216 Ligaspiele) als auch in der Nationalelf (55 Länderspiele) gesetzt. Obwohl er zuletzt aufgrund zahlreicher Verletzungen viel von seiner Dynamik und Filigranität eingebüßt hatte, wurde er auch für die WM in Südafrika nominiert. "Körperlich fühle ich mich sehr, sehr gut", meinte er.
2006 wurde Camoranesi mit Italien in Deutschland Weltmeister. Nach Luca Toni, Massimo Oddo (beide Bayern München), Andrea Barzagli und Christian Zaccardo (beide VfL Wolfsburg) ist er aus jener Mannschaft bereits das fünfte Mitglied, das es in die Bundesliga zog. "Er ist eine Bereicherung", sagte VfB-Verteidiger Cristian Molinaro. Er spielte mit Camoranesi schon bei Juventus zusammen.