Vor der Weltmeisterschaft in Brasilien gibt es eine Sprechstunde mit Dr. Löw
Der Bundestrainer Joachim Löw stellt Lahm, Neuer und Schweinsteiger quasi eine Garantie für die WM 2014 aus. Aber um einen der Lädierten gibt es immer noch Spekulationen.
In seiner Rede zur Lage der deutschen Fußballnation hat Bundestrainer Joachim Löw seinem verletzten Führungstrio Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer quasi eine WM-Garantie ausgestellt. „Ich sehe dauerhaft keine Probleme, alle werden bei der WM fit sein“, sagte der 54-Jährige bei seinem ersten Auftritt im Medienzentrum von Südtirol.
Beim Lesen mancher Berichte habe er das Gefühl gehabt, „dass wir in einem Lazarett sind. Dem ist nicht so.“ Nach Rücksprache mit der medizinischen Abteilung wagte Dr. Löw folgendes Bulletin: „Wir gehen davon aus, dass alle drei Spieler in einigen Tagen wieder voll belastbar sind.“ Die Verletzungsprobleme seien kurzfristiger Natur. Ob es eine Frist für die Patienten gebe, wollte der Bundestrainer jedoch nicht klar beantworten. Er sagte aber: „Am Ende ist es richtig, wenn man auf Spieler setzt, die hundertprozentig fit sind.“
Die Spekulationen um Schweinsteiger scheinen nicht beendet
Nebel also überall, nicht nur auf den Bergen ringsum. Die Spekulationen um Schweinsteiger jedenfalls scheinen mit dem Statement nicht beendet: Denn Löws Assistenzarzt Hansi Flick hatte zuvor in einem Gespräch mit der FAZ angedeutet, dass es zumindest Bedenken hinsichtlich der WM-Tauglichkeit des Münchners gibt. Offenbar hätte die sportliche Leitung schon ganz gerne im Passeiertal einen Nachweis der Leistungsfähigkeit: „Natürlich wäre es wichtig, dass Basti hier im Mannschaftstraining dabei ist und ein Spiel macht, damit wir uns ein Bild machen können“, so der Co-Trainer.
Sollte Schweinsteiger jedoch weiterhin Probleme haben, müsse sich die Frage gestellt werden: „Wollen wir dieses Risiko eingehen oder nicht? Letztlich muss dann eine Entscheidung getroffen werden.“ Auch, so schwang es bei Flicks Worten mit, um gegenüber anderen Spielern nicht in einen Erklärungsnotstand zu geraten.
Joachim Löw betonte indes, es stelle kein Problem dar, wenn das Bayern-Trio derzeit nicht am Mannschaftstraining teilnimmt. „Alle arbeiten im individuellen Bereich.“ Als langjährige Nationalspieler würden sie die Abläufe kennen, „wichtig ist es, dass sie bei den taktischen Besprechungen dabei sind“.
Abseits dieser medizinischen Sprechstunde nutzte der Bundestrainer die 40-minütige Fragerunde mit den Journalisten zu einem ersten Fazit nach der Hälfte des Trainingslagers: Sehr zufrieden sei die Mannschaft mit den Bedingungen, „die Spieler haben Abstand zur Bundesliga gewonnen“. Fast etwas pathetisch sprach Löw davon, dass er spüre, „wie aus Konkurrenten in der Liga hier Kollegen werden, wie aus Individualisten hier Teamplayer werden“.
Alle seien im Training bereit, „an die Grenzen zu gehen und darüber hinaus“. Immer wichtiger werde auf dem Weg nach Brasilien ein Wörtchen: „Wir.“ Sehr zufrieden zeigte sich Löw, der vor seinem vierten Turnier als verantwortlicher DFB-Coach steht, bislang mit dem Auftritt der Neulinge: „Man sieht ihre Begeisterung, hier dabei zu sein.“ Der Bundestrainer habe viele Qualitäten, aber auch Ansätze für Verbesserungen gesehen. Namentlich nannte er den Gladbacher Christoph Kramer, der ballsicher, immer anspielbar sei und eine „wahnsinnige Laufleistung zeigt“.
Die Chancen für Christoph Kramer stehen gut
Die Chancen des 23-Jährigen seien gut, sagte Löw, wohl auch, weil er eine Alternative für das defensive Mittelfeld ist. Gut möglich, dass Kramer am kommenden Sonntag in seinem Stadion in Gladbach beim Testspiel gegen Kamerun um sein WM-Ticket antreten darf.
Mit der Ankunft von Sami Khedira am späten Montagabend hat der Bundestrainer seinen 26-köpfigen Kader komplett und muss sich nun bis zum 2. Juni entscheiden, welche drei Spieler er noch aus dem Aufgebot streicht. Einer der Kandidaten könnte Abwehrspieler Shkodran Mustafi sein, der im Test gegen die U20 von Chefscout Urs Siegenthaler genau beobachtet wurde.
Das Schalker Talent Julian Draxler könnte dem Überangebot im Offensivbereich zum Opfer fallen. Die Chancen bei der WM in Brasilien schätzt Joachim Löw nach wie vor gut ein: „Wir werden mit einer wettbewerbsfähigen und guten Mannschaft nach Brasilien reisen.“ Den Titeldruck dort werde die Mannschaft aushalten: „Wenn es losgeht, will man gewinnen.“
Wie das geht, dafür erhält die Nationalmannschaft in den kommenden Tagen auch fachfremden Anschauungsunterricht: Mit dem Formel-1-Piloten und Monaco-Sieger Nico Rosberg, dem Profigolfer Martin Kaymer sowie der österreichischen Ski-Legende Hermann Maier haben sich drei erfolgreiche Sportler zu einem Besuch im Teamhotel im Passeiertal angekündigt.
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