Mehmet Scholl erklärt die Weltmeisterschaft
Mehmet Scholl war als Spieler außergewöhnlich und bleibt sich als TV-Experte treu. Zum Anfang seiner Karriere musste er sich durchbeißen, bis er im Dress der Bayern jubeln durfte.
Auf den Mund gefallen war Mehmet Scholl nie. „Ich werde nie Golf spielen“, verkündete er, als er noch Spieler des FC Bayern München war. „Erstens ist das für mich kein Sport, und zweitens habe ich noch regelmäßig Sex.“ Wie sehr das Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer gefiel, einem passionierten Golfspieler, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass Mehmet Scholl sich selten zurückhält, wenn er eine Pointe entdeckt.
Als der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters 2007 seine Fußballkarriere beendete, hatte er acht deutsche Meisterschaften, fünf Pokalsiege, die Europameisterschaft und die Champions League gewonnen. Der feine Techniker trat als Star ab. Zu Beginn seiner Laufbahn musste er sich durchboxen. „Das ist der Ahmet, der trainiert jetzt bei uns mit“, stellte ihn sein damaliger Trainer Winfried Schäfer der Mannschaft des Karlsruher SC vor und gab sich redlich Mühe, den schmächtigen Teenager zu ignorieren. „Erzieherische Maßnahme“, sagte Schäfer später. „Ich akzeptiere das mal so“, sagt Scholl heute.
Scholl wurde bei den Bayern zum Idol
Nachdem er 1992 zu den Bayern gewechselt war, blühte er auf. In Interviews zeigte er sich wortgewandt, und die Medien redeten gern mit ihm. In den Neunzigern wurde Scholl ein Teenager-Idol, das Bravo-Poster zierte. Als die Boulevard-Blätter ihm auf die Pelle rückten und über seine Scheidung berichteten, zog sich Scholl mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Wenn er mal ein Interview gab, dann aber so kurzweilig wie immer.
So war es nicht ungewöhnlich, dass Scholl sich nach seiner Fußballerkarriere eine berufliche Stelle suchte, in der er regelmäßig vor Kameras zu sehen ist und seine Wortgewandtheit unter Beweis stellt. Seit 2008 analysiert der 45-Jährige die EM- und WM-Spiele in der ARD. Seine Gehversuche als Trainer der zweiten Bayern-Mannschaft brach er ab, als sie mit seiner TV-Tätigkeit kollidierten. Scholl attestierte dem Stürmer Mario Gomez in drastischen Worten Unbeweglichkeit, als beide noch bei Bayern angestellt waren. „Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss.“
Mehmet nimmt kaum ein Blatt vor den Mund
Gomez war sauer und erklärte noch ein Jahr später, er würde nie so etwas über andere verbreiten. Die ARD scheint mit ihrem Experten allerdings zufrieden zu sein. Sie hat Scholls Vertrag bis 2016 verlängert. In seiner Freizeit geht Scholl, der mit seiner zweiten Ehefrau zwei Kinder hat, gerne kegeln. Als Jugendlicher wurde er sogar zweiter deutscher Mannschaftsmeister. Golf will er auch zukünftig nicht spielen. „Das passt nicht zu mir.“
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