Satellit? Kabel? HD? Warum jubelt mein Nachbar vor mir?
Bei der Übertragung der WM gibt es zeitliche Verzögerungen. Bei der Frage, ob das Bild schneller per Satellit oder Kabel auf dem Bildschrim landet, gehen die Meinungen auseinander.
Im Fernsehen läuft Fußball. Deutschland gegen Ghana, 71. Minuten, noch steht es 1:2 aus deutscher Sicht. Klose wurde gerade eingewechselt. Kroos wird gleich eine Ecke schlagen, aber noch während er sich den Ball zurechtlegt, ertönt aus der Wohnung nebenan bereits Jubel. Sekunden später löst sich auf, warum: Höwedes verlängert mit dem Kopf, Klose drückt den Ball rein. Tor für Deutschland, 2:2!
Tolle Sache, nur: Die Spannung ist weg. Wer regelmäßig die Spiele der WM anschaut, kennt das Phänomen: Häufig jubelt der Nachbar wenige Sekunden, bevor das Tor auf dem eigenen Bildschirm zu sehen ist. Manchmal hat der Fernseher im Kinderzimmer auch Vorsprung vor dem Fernseher im Wohnzimmer.
Verzögerte TV-Übertragung: HD kommt verzögert im Fernsehen an
Der Grund dafür sei in den unterschiedlichen Übertragungsarten zu suchen, erklärt Gerald Schuller, Professor für Angewandte Mediensysteme an der Technischen Universität Ilmenau. So bedeute zum Beispiel jede digitale Übertragungsform eine gewisse Speicherung und Bearbeitung des Videos – und damit eine kleine Verzögerung. Durch die zahlreichen Möglichkeiten des Fernsehempfanges gebe es daher die zeitlichen Unterschiede.
Das bestätigt auch Volker Zota, Redakteur der Fachzeitschrift c’t. Zota hat für das Magazin vor ein paar Wochen während der Liveübertragung eines Fußballspiels der ARD mehrere unterschiedliche Empfangsvarianten parallel getestet. Die Übertragung per Satellit geht demnach am schnellsten, Satellit in HD hatte ebenso bereits zwei Sekunden Verzögerung wie die Übertragung per DVB-T. Bei analogem Kabelempfang stieg die Wartezeit sogar auf rund drei Sekunden, bei digitalem Kabel gar auf sechs. Die Meinungen, welche Übertragungsart die schnellste ist, gehen freilich auseinander. So hält Wissenschaftler Gerhard Schuller Kabelempfang für schneller als Satellit.
Zudem gibt es immer wieder Veränderungen. Als Zota den Test durchführte, hinkten Online-Streams noch bis zu 90 Sekunden hinter dem TV-Bild hinterher. Das habe sich seitdem geändert, sagt der Fachredakteur, die Anbieter hätten aufgeholt. „Es ist aber kein Streaming-Dienst schneller als eine Fernsehübertragung.“
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