Rechtzeitig vor Beginn der entscheidenden Bundesliga-Wochen scheint das Selbstvertrauen beim Branchenführer grenzenlos. Selbst die Niederlage von Florenz wurde als Indiz für gewachsene Reife gewertet. Bei aller Freude über die famose Entwicklung der Mannschaft warnte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf die Partie gegen den SC Freiburg vor allzu großer Euphorie: "Wichtig ist, dass wir jetzt nicht anfangen zu träumen."
Nach dem inspirierenden 2:3 von Florenz, das zwar die lange Erfolgsserie von zuvor 18 Pflichtspielen ohne Niederlage beendete, aber den Verbleib in der europäischen Königsklasse sicherte, steht der Rekordmeister vor einer vermeintlich leichten Aufgabe. Mit einem Sieg über den seit elf Bundesliga-Spielen erfolglosen Tabellen-Vorletzten aus Freiburg soll die Pole-Position im Titelkampf gewahrt werden. Weniger der Gegner als vielmehr die Belastungen der englischen Woche bereiten Sorge. "Physisch ist das kein Problem, aber im Kopf ist das manchmal nicht so einfach", sagte Mittelfeldspieler Mark van Bommel voller Hoffnung auf eine gelungene Rückkehr in den Bundesliga-Alltag.
Einen Rückschlag können sich die Bayern angesichts des knappen Tabellenvorsprungs nicht leisten. Schließlich müssen sie Anfang April gegen die beiden Mitbewerber FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen auswärts antreten. Mit Blick auf diese wohl vorentscheidenden Partien hofft Offensivspieler Thomas Müller auf einen Ausbau der Führung: "Wir haben eine Aufgabe in der Bundesliga. Und wir können uns jetzt einen Vorsprung erarbeiten."
Ob es zu einem finalen Dreikampf an der Spitze kommt, wird sich am 26. Spieltag weisen. Gelingt den zuletzt dreimal erfolglosen Leverkusenern auch im Spitzenspiel gegen Verfolger Hamburger SV kein Sieg, sind sie vorerst aus dem Rennen. Viel wird davon abhängen, wie das Team von Trainer Jupp Heynckes die erste Saisonniederlage in Nürnberg und das erneute Gerede vom nervenschwachen "Vizekusen" verkraftet. "Für uns ist es das wichtigste Spiel des Jahres", befand Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.
Die erste Rückkehr von Bruno Labbadia an seine alte Wirkungsstätte erhöht den Reiz dieser ohnehin brisanten Partie. Dem am Ende der vorigen Saison in Unfrieden geschiedenen HSV-Coach steht in Leverkusen ein ungemütlicher Empfang bevor. Holzhäuser hofft, dass die Reaktion der Fans nicht übermäßig heftig ausfällt: "Wenn die Zuschauer vernünftig sind, werden sie Bruno Labbadia wie jeden anderen Trainer empfangen."
Anders als die Wolfsburger, die nach der kräftezehrenden Reise in der Europa League zum russischen Meister Kasan (1:1) schon am Samstag in Mönchengladbach antreten müssen, können die ebenfalls auf internationaler Bühne tätigen Teams aus Hamburg und Bremen einen Tag länger regenerieren. Nach dem starken Auftritt in Valencia (1:1) hofft Werder auf ein weiteres Erfolgserlebnis in Hoffenheim. Die Chancen stehen gut. Schließlich ist die Stimmung beim kriselnden Gegner angespannt. "Die Luft hier ist bleihaltiger geworden", klagte Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser im "Kicker" nach zuletzt nur zwei Siegen in zwölf Spielen.
Anders als an der Tabellenspitze könnte es im Tabellenkeller zu einer ersten Vorentscheidung kommen. Verliert Schlusslicht Hertha BSC die Partie gegen den Viertletzten aus Nürnberg, dürfte der Abstieg kaum noch abzuwenden sein. Die Big-Point-Schwäche der Berliner, die bereits bei den Remis-Heimspielen gegen Mönchengladbach, Mainz und Bochum für Verdruss sorgte, gibt zu denken. Um die Konzentration auf das "Endspiel" nicht zu stören, schottete Trainer Friedhelm Funkel sein Team von der Außenwelt ab. Ein Kurztrainingslager in der Nähe von Potsdam soll Wunder wirken.